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Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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damit angefangen, sich selbst zu verwünschen.
    Sie hatte sich ihm regelrecht an den Hals geworfen!
    Das empfand Kira inzwischen als unverzeihlich. Er war schließlich schon im Begriff gewesen zu gehen. Sie hatte einfach zu heftig auf seinen Abschiedskuss reagiert – viel zu heftig! Dieser Kuss! Finn hatte damit ihren Verstand schlichtweg ausgeknipst. Oh ja, sie war schon immer viel zu emotional gewesen, zu temperamentvoll und zu leidenschaftlich! Ihre Mutter hatte ihr deshalb oft genug mahnende Vorträge gehalten. Trotzdem gab es kaum etwas in ihrem Leben, das ihr so peinlich war wie ihr Verhalten am gestrigen Abend. Was würde Finn Andersen jetzt nur von ihr denken? Sie hatte sich unmöglich benommen.
    Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihren trüben Gedanken. Einen winzigen Augenblick hoffte sie, es könnte Finn sein, aber dann schüttelte sie über sich selbst den Kopf. Der Mann würde den Teufel tun …
    Kira seufzte kurz auf und meldete sich schließlich.
    „Huhu, Inselschönheit!“
    „Christina!“
    „Wollte mal fragen, wie es dir so ergeht auf deinem Eiland.“ Kira lächelte in sich hinein. Christina und sie hatten sich vor drei Tagen zum letzten Mal gesehen, aber eine eigenartige, fast telepathische Verbindung zwischen ihnen schien irgendwie niemals abzureißen. Ihre Freundin hatte offenbar die Gabe, irgendwelche Wellen zu empfangen, wenn es Kira nicht gut ging. Umgekehrt war es allerdings ähnlich.
    „Tina, ich bin gerade mal einen einzigen Tag weg.“
    „Uhuu, störe ich dich etwa gerade bei irgendwas? Du klingst ein wenig garstig, meine Liebe. Zeichnest du? Kochst du grad Quallen und Inselkräuter in deiner Hexenküche? Oder bist du gar Robinson begegnet?“
    Kira lachte laut auf. „Ich glaube es ja nicht! Wie kommst du denn auf Robinson?“
    „Hm, nur so eine Idee. Immer, wenn du auffallend garstig wirst, steckt irgendein Kerl dahinter.“
    „Wer ist hier wohl die Hexe, wie?“
    Da Kira aus Erfahrung wusste, dass es vollkommen sinnlos sein würde, ihrer Freundin etwas zu verheimlichen, erzählte sie ihr von ihrer Begegnung mit Finn Andersen. Obwohl sie sich seit jeher auch intime Details anvertraut hatten, fiel es ihr unerwartet schwer, Christina von dem Kuss zu erzählen. Schließlich tat sie es doch, ging dabei aber nicht so sehr ins Detail, weil es ihr noch immer peinlich war, dass Finn sie mit einem einzigen Kuss praktisch vollkommen um den Verstand gebracht hatte.
    „Wow, klingt äußerst spannend. Ist er attraktiv?“
    „Mhmm, sehr sogar. Er hat einen fantastischen Mund und …“
    „Ist er dunkelhaarig? Oh, sag bitte Ja! Ich liebe dunkle Männer!“
    Kira lachte in den Hörer. „Er ist kein Latin Lover, Tina. Sein Haar hat eher die Farbe von … kandierten Nüssen oder … diesem etwas dunkleren Honig. Goldbraun eben, nicht zu kurz, aber durchaus modisch geschnitten. Obwohl er sich ziemlich oft mit den Fingern hindurchfährt, sieht es irgendwie immer toll aus.“
    „Oh Kira, du solltest dich hören. Der Mann hat dich doch schon im Sack. Welche Farbe haben seine Augen? Ich wette, eine nähere Beschreibung seiner Augen aus deinem Munde könnte mir Spaß machen, Schatz.“
    „Du übertreibst mal wieder maßlos. Also gut, seine Augen sehen aus wie … Zartbitterschokolade in der Sonne. Zufrieden, du alte Klatschtante?“
    „Herrje, ein Mann mit Schokoaugen! Sag jetzt nicht, er hat auch noch ordentlich Muskeln!“
    „Oh doch, die hat er. Und was für welche! Allein für die Oberarme würdest du morden, mein Herz.“
    Zu ihrer großen Belustigung hörte Kira ihre Freundin am anderen Ende der Leitung tief aufseufzen. Dann lachten sie beide.
    „Der sagenhafte Typ bastelt also an Werners Haus rum, ja?“
    „Stimmt. Er renoviert das Dachzimmer.“
    „Ach, wie witzig. Als ich dich einmal im Sommer auf Sameland besuchen durfte, haben wir doch dort oben geschlafen, oder?“
    „Ja, du hast recht, Tina. Genau dieses Zimmer renoviert Finn jetzt.“
    Wieder seufzte Christina laut. „Erzähl mir jetzt noch, dass er dort mit freiem Oberkörper schuftet und dabei einen ledernen Werkzeuggürtel um die sexy Hüften trägt, und ich werde die ganze Nacht kein Auge zutun!“
    Am frühen Nachmittag bemerkte Finn, dass ihm der Holzleim ausgegangen war. Da Werner Martinelli ihm versichert hatte, man würde fast alles zum Leben im Inselladen von Magda Quint bekommen können, zog er sich ein Hemd über und schwang sich hinter das Steuer seines Jeeps.
    Der gut sortierte Inselladen war tatsächlich so

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