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Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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dazuzusetzen. Finn entspannte sich zusehends, und das bemerkte auch Kira und war erleichtert darüber. Es gefiel ihr zwar nicht unbedingt, wie vehement Anna Brockmann versuchte, mit Finn zu flirten, aber verdenken konnte sie es ihr auch nicht. Außerdem fiel es ihr sowieso schwer, dem jüngsten Mitglied der Brockmann-Familie böse zu sein. Sie hatte Anna schon immer sehr gerngehabt.
    Finn war bereits bei seinem vierten Bier, als Torben schließlich die alte Musikbox in Gang setzte. Zuerst trällerten die Frauen ein wenig die bekannten Schlager mit, aber dann kam Olaf Brockmann um den Tresen herum und griff nach Kiras Hand.
    „Komm, Prinzessin, tanz mit mir.“
    Kira zögerte zunächst einen Moment, rutschte dann aber doch von ihrem Barhocker. „Aber wehe, du trittst mir wieder auf die Zehen“, rief sie lachend und folgte ihm auf die freie Fläche in der Mitte des Gastraumes.
    Finn blickte ihnen nach und bemühte sich, den Unmut zu ignorieren, den er dabei empfand. Eine Weile sah er Kira und Olaf zu, doch dann riss er ruckartig seinen Blick von den beiden los. Er hatte noch nicht einmal bemerkt, dass Anna Brockmann inzwischen aufgestanden war, um Torben hinter dem Tresen ein wenig beim Aufräumen zu helfen, und schob das sofort auf denAlkohol, den er unterdessen in sich hineingeschüttet hatte. Als er jetzt zu ihr hinsah, zuckte sie kurz mit ihren Schultern und lächelte ihm verständnisvoll zu. Finn konnte nichts dagegen tun, dass er die Mundwinkel hochzog. Noch vor wenigen Tagen hätte Anna Brockmann sicherlich einen gewissen Reiz auf ihn ausgeübt, doch jetzt fühlte er sich durch ihre Flirtversuche noch nicht einmal mehr richtig herausgefordert. Fast schuldbewusst sah er weiter zu ihrem Bruder, der nur ein paar Schritte neben ihr stand und bereits neue Biere zapfte. Aber Torben Brockmann hatte anscheinend nichts bemerkt, denn seine ganze Aufmerksamkeit galt offensichtlich seinem Zwillingsbruder und Kira. Obwohl Torbens Hände auf dem Zapfhahn lagen, schien er das tanzende Paar geradezu zu fixieren. Sein Gesicht war vollkommen unbewegt und der Blick starr. Finn stutzte kurz und sah genauer hin, aber da war der Moment auch schon vorbei. Torbens Konzentration galt bereits wieder den Bierkrügen. Finn fragte sich erneut, ob er doch schon angetrunkener war, als er gedacht hatte, und schüttelte sich innerlich. Sein Blick begegnete dem von Magda Quint. Sie lächelte leicht, stand auf und kam zu ihm herüber. Ihr Blick war voller Wärme, als sie sich direkt neben ihn stellte.
    „Warst du schon an der Nordspitze, Finn?“, fragte sie mit sanfter Stimme.
    „Ja.“ Er wunderte sich nicht einmal mehr darüber, dass Magda ihn jetzt duzte. Er hatte bereits mitbekommen, dass es hier auf der Insel selten förmlich zuging. Sogar den alten Dr. Sander schien hier jedermann zu duzen.
    „Und? Hat es dir geholfen?“
    Weil er nicht genau wusste, was er darauf antworten sollte, zuckte er nur ein wenig mit den Schultern. Magda Quint sah ihn unverwandt an.
    „Es wird dir helfen. Geh wieder hin, Finn. Du kannst es gebrauchen – und die Insel auch.“
    „Die Insel? Ich verstehe nicht …“ Unter ihrem eindringlichen Blick stieg ein merkwürdiges Gefühl in Finn auf, aber er konnte diese Empfindung nicht einordnen.
    „Das musst du auch nicht. Du hast Kummer, aber der Kummer wird vergehen.“
    „Mir kommt das … entschuldige.“ Finn räusperte sich, dann setzte er absichtlich ein Grinsen auf, um die seltsame Stimmung, die ihn erfasst hatte, wieder zu vertreiben. „Wenn du so mit mir sprichst, habe ich fast das Gefühl, du kannst mir bis in die Seele blicken, Magda Quint. Liegt das daran, dass ich heute Abend ein bisschen zu viel Bier intus habe oder daran, dass du es tatsächlich tust?“
    Die ältere Frau lachte kurz auf. „Du darfst dir deinen Teil denken, Finn Andersen.“ Ihre Hand legte sich tätschelnd auf seine. „Ich könnte dir jetzt sagen, dass alles gut werden wird, aber das würdest du mir sowieso nicht glauben, nicht wahr? Irgendwie ist dir der Glaube an dein persönliches Glück abhandengekommen. Das ist verdammt schade und vor allem …“, ihr Blick wanderte kurz zu Kira und Olaf, „… im Augenblick ziemlich störend, würde ich sagen.“ Magda brachte es fertig, ihr anhaltendes Lächeln noch eine Spur wärmer erscheinen zu lassen. „Vielleicht erzählst du dieser alten Frau irgendwann einmal, wie es dazu gekommen ist, was meinst du?“
    Finn lächelte ebenfalls. Erstaunlicherweise fühlte er sich nicht

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