Bernsteinsommer (German Edition)
schon?“
Da er nun ebenfalls losfahren musste, um Kira nicht zu verlieren, schaltete er die Freisprechanlage ein.
„Hör mir lieber zu, du eingebildeter Fatzke. Ich wollte dich nur schnell davon in Kenntnis setzen, dass Torben vor circa einer Stunde die Insel verlassen hat. Ich dachte, das könnte dich interessieren.“
Finn holte tief Luft. „Na, und ob mich das interessiert, Magda! Auf dich ist Verlass. Ich danke dir.“
„Kein Problem. Melde dich in den nächsten Tagen mal bei mir, wenn es irgendwie geht.“
„Mach ich. Im Moment sitze ich im Auto und jage auftragsgemäß mal wieder meiner rothaarigen Prinzessin hinterher.“
„Ach herrje, du armer Mann.“ Sie lachte. „Ich wünsche dir Glück. Bis bald, Finn.“
„Danke, Glück kann ich wirklich gebrauchen. Bis bald, Magda.“
Wie er sehr schnell bemerkte, fuhr Kira nicht direkt zu Christina Sommers Wohnung, sondern machte einen Abstecher in ein italienisches Restaurant. Dort traf sie sich offenbar mit einigen Freundinnen. Da Finn Christina Sommer in der Vergangenheit bereits auf einigen Fotos gesehen hatte, bemerkte er sofort, dass Kiras derzeitige Mitbewohnerin nicht dabei war.
Er beobachtete die kleine Gruppe plappernder Frauen eine Weile durch das große Fenster des Restaurants, doch dann griff er erneut nach seinem Telefon und führte ein sehr kurzes Gespräch mit einem seiner Mitarbeiter. Das anschließende Telefonat mit Kiras Vater dauerte hingegen ein wenig länger.
Kaum zehn Minuten nach seiner Unterhaltung mit Edgar Lengrien wurde Finn vor dem Restaurant abgelöst und konnte sich beruhigt auf den Weg zu Christina Sommers Wohnung machen. Die Tatsache, dass Torben Brockmann sich nicht mehr auf Sameland befand, behagte ihm nicht und machte in seinen Augen eine Änderung der üblichen Vorgehensweise unbedingt notwendig. Das würde Kira zwar überhaupt nicht gefallen, aberdarauf konnte er leider keinerlei Rücksichten nehmen. Wie hatte Edgar Lengrien doch so passend formuliert? „In dieser Sache hat sie leider kein Mitspracherecht.“ Finns Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln.
Er parkte seinen Wagen in einer kleinen Seitenstraße, nahm die Reisetasche aus dem Kofferraum, die er für alle Fälle bereits mittags gepackt hatte, und ging den restlichen Weg zu Fuß. Das Haus, in dem Kira zurzeit wohnte, war einer dieser wunderschönen Hamburger Altbauten, die von Grund auf restauriert und modernisiert worden waren, ohne dass dabei jedoch das Flair der herrlichen Fassade verloren ging. Es gab sechs Stockwerke, und Christinas Wohnung befand sich, wie er inzwischen wusste, im fünften Stock. Er klingelte, aber es kam weder eine Nachfrage aus der Gegensprechanlage, noch wurde der Türsummer betätigt. Finn blieb also nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass Christina Sommer vor ihrer Freundin nach Hause kommen würde, denn sonst musste er sich wirklich etwas einfallen lassen.
Finns stille Hoffnung erfüllte sich, denn er wartete kaum fünf Minuten, da fuhr auch schon ein Taxi vor und Christina Sommer stieg aus. Als sie Finn direkt vor der Haustür stehen sah, stutzte sie kurz und schob ihre rechte Hand in die Jackentasche. Finn grinste ein wenig in sich hinein. Wahrscheinlich entsichert sie gerade ihr Pfefferspray, dachte er. Vorsichtshalber sprach er sie deshalb auch sofort an. „Frau Sommer, ich könnte in einer bestimmten Sache ihre Hilfe gebrauchen. Mein Name ist übrigens Finn Andersen, falls Ihnen das etwas sagen sollte.“
Sie lächelte sofort, als er seinen Namen erwähnte, und kam näher, betrachtete ihn dann eingehend und ohne Scheu, und schließlich zwinkerte sie ihm zu. „Na, und ob mir das was sagt. Ich grüße Sie!“ Immer noch lächelnd, streckte sie ihm ihre Hand entgegen und schüttelte sie kräftig. „Ich bin Christina, lassen wir also besser gleich die Förmlichkeiten, okay?“
„Aber gerne doch.“ Auch Finn lächelte.
„Also, was kann ich für dich tun, Finn?“, fragte sie ohne Umschweife.
Kira war noch immer rasend wütend, als sie die Tür zu Christinas Wohnung aufschloss. Daran hatte leider auch das spontane Treffen mit ihren Freundinnen aus der Studienzeit nichts ändern können. Ihrem Gemütszustand entsprechend stieg sie ziemlich unwirsch aus ihren Pumps und ging auch nicht gerade zart mit der Lederjacke um, die sie erst im letzten Jahr für einen sündhaft hohen Preis in New Orleans erstanden hatte.
Christina war offensichtlich schon zu Hause, denn im Wohnzimmer brannte Licht und
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