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Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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nicht nur nervlich total am Ende. Auch eine bleierne Müdigkeit hatte jäh von ihrem Körper Besitz ergriffen. Wahrscheinlich ließ sie sich deshalb völlig widerspruchslos von Finn in Christinas Schlafzimmer führen. Er schob sie durch die Tür und zog den Schlüssel ab, der von innen steckte.
    „Das ist Freiheitsberaubung“, bemerkte sie lahm.
    „Kann schon sein.“
    „Ich werde dich anzeigen, sobald ich hier rauskomme.“
    „Tu das, Süße.“
    „Das ist … Christinas Schlafzimmer“, machte sie einen letzten erbärmlichen Versuch.
    „Ja, ich weiß. Ich habe ihr Okay dafür, keine Bange. Du schläfst hier, weil du dann ungehindert das größere Badezimmer benutzen kannst, wenn du willst. Deine Sachen hat deine Freundin vorhin selbst aus dem Gästezimmer hierher gebracht. Solltest du … noch etwas brauchen, mach dich ruhig bemerkbar.“ Er machte eine kurze aussagekräftige Pause und sah an ihr herunter. „Ich werde mich bemühen, dir jeden Wunsch zu erfüllen.“ Damit ließ er sie allein, und sie hörte, wie er den Schlüssel im Schloss herumdrehte; dann war es still.
    Finn hatte keine Ahnung, wie er es letztlich geschafft hatte, von ihr abzulassen. Sein Körper stand noch immer unter Strom, und alles in ihm schrie geradezu nach Kira und der mit ihr verbundenen Erlösung. Mit gleichmäßigen tiefen Atemzügen versuchte er seine schmerzende Erregung wieder etwas zu drosseln, aber es wollte ihm nicht so recht gelingen. Sein Herz klopfte heftig in seiner Brust, als er das Gästezimmer betrat und sich dort langsam auf das schmale Bett setzte.
    Es war ihm klar, dass seine harten und demütigenden Bemerkungen nur der Kompensation seines eigenen kläglichen Zustandes dienten. Dennoch überraschte es ihn, mit welcher Intensität Kira körperlich auf ihn reagiert hatte. Eine wilde Freude machte sich plötzlich in ihm breit, und die Erinnerung an ihre ungezähmte Lust ließ seine Erektion noch einmal heftig pochen. „Oh Kira!“, stöhnte er auf. Frustriert öffnete er schließlich seinen Gürtel und den Reißverschluss seiner Jeans. Er hatte schon seit längerer Zeit nicht mehr auf diese Methode zurückgreifen müssen, aber der Gedanke an eine weitere eiskalte Dusche behagte ihm ganz und gar nicht. Also schloss er die Augen und ließ noch einmal das erotische Bild von ihr vor seinem geistigen Auge entstehen. Dann lehnte er sich zurück, um sich zumindest körperlich Erleichterung zu verschaffen.
    Kira erwachte aus ihrem tiefen Schlaf durch klappernde Geräusche, die durch die geschlossene Tür zu ihr drangen. Einen winzigen Moment brauchte sie noch, um sich zu orientieren, dann erkannte sie das zartgelbe Rosenmuster der Tapete in Christinas Schlafzimmer, und sofort war die Wut auf Finn wieder gegenwärtig, aber auch auf ihren Vater und ihre beste Freundin.
    Zu ihrer eigenen Verwunderung war sie nach den aufwühlenden Ereignissen am vergangenen Abend praktisch sofort eingeschlafen. Jetzt lag sie einige Minuten einfach nur da, atmete wiederholt bewusst tief und gründlich ein und wieder aus und starrte an die Decke, während sie angestrengt überlegte, wie sie Finn Andersen nach dem gestrigen Abend überhaupt jemals wieder unter die Augen treten sollte. Sie fühlte sich schwach und ausgeliefert – und genau das hatte er offenbar gewollt. Finn hatte ihr im Handumdrehen bewiesen, wie viel Macht er über sie und ihre Gefühle hatte. Und nun saß sie auch noch in der Falle, so viel stand fest.
    Aus irgendeinem verrückten Grund hielten es offensichtlich alle vertrauten Menschen in ihrer Umgebung für notwendig, dass sie hier eingeschlossen und von der Außenwelt abgeschnitten war. Fast wie in einem schlechten Film, dachte Kira aufgebracht, schließlich war sie doch ein mündiger und selbstständig denkender Mensch. Das, was ihr Vater hier veranlasst hatte, grenzte wirklich an eine Frechheit – und sie konnte einfach nicht verstehen, warum Christina bei all dem auch noch mitmachte, indem sie Finn für dieses absurde Theater sogar ihre Wohnung überließ.
    Wieder hörte sie es nebenan rumoren. Kira stieß ein unwilliges Schnauben aus und erhob sich. Egal, wie schrecklich dieser Tag auch werden mag, dachte sie, zunächst einmal brauche ich dringend eine ausgiebige Dusche und danach sofort einen starken Kaffee.
    Finn setzte sich an den kleinen Ecktisch in der Küche, nahm einen großen Schluck aus seinem Kaffeebecher und lauschteseinerseits auf die Geräusche, die aus dem Schlafzimmer zu hören waren. Deshalb konnte er

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