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Berthold Beitz (German Edition)

Berthold Beitz (German Edition)

Titel: Berthold Beitz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Käppner
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pflichtbewusst neben Berthold Beitz ein untadeliger Testamentsvollstrecker des alten Krupp. Arndt behält auch nach dem Tod des Vaters und trotz der Episode mit Hundhausen ein herzliches Verhältnis zu Berthold Beitz, was er kaum getan hätte, wäre ihm der Freund als derjenige erschienen, der ihn zum »Verlierer« gemacht oder gar zum Erbverzicht gepresst hätte.
    Und so erscheint ein freundlich lächelnder Beitz im Februar 1969 als Arndts Trauzeuge in der Blühnbacher Schlosskapelle. Schnee liegt auf den Gipfeln des Hochköniggebirges, zahlreiche Reporter und Fotografen vertreten sich vor dem Gotteshaus fröstelnd die Füße. Der Bräutigam fährt mit einem Pferdeschlitten vor wie weiland der Märchenkönig Ludwig II . Arndt heiratet die vier Jahre ältere Henriette Prinzessin von Auersperg. Es ist, trotz der homosexuellen Neigungen Arndts, eine Beziehung, die auf tiefer menschlicher Zuneigung beruht. Und doch wird sie scheitern an Arndts eifersüchtiger Mutter Annelise, an seiner inneren Unruhe, an zu großen Gegensätzen. Arndts Kampf um das Glück ist schon verloren, bevor er begonnen hat. Berthold Beitz hat wie mit Arndt auch mit Henriette von Auersperg über Jahre einen freundlichen Kontakt behalten.
    Arndt genießt die ersten Jahre nach dem Erbverzicht. Am Anfang zieht er nach München, wo er ein Stadtpalais bewohnt und sich im Rolls-Royce durch Schwabing zum Damenfriseur Herbert Seidlitz kutschieren lässt, einem Star der Münchner Bussi-Gesellschaft. Hildegard Knef, die Schauspielerin und Sängerin, schenkt ihm ein Foto mit einer Aufschrift: »Man hat mich gewarnt / vor dem Kind namens Arndt / doch war es schon zu spät / was dieses Lächeln verrät / und so bin ich benommen / schließlich auf den Krupp gekommen. Love, Püppi.«
    Auf den Krupp respektive Bohlen und Halbach gekommen ist auch die Regenbogenpresse. Deren Gunst aber erweist sich als wechselhaft. Bald beginnen die Klatschblätter über »Deutschlands jüngsten Frührentner« zu lästern. Manchmal wehrt er sich noch und will kämpfen wie ein Krupp – etwa als William Manchesters erfindungsreiches Anti-Krupp-Buch ihn zum besonderen Ziel hohntriefender persönlicher Sottisen macht. Arndt beschwört Beitz 1968 per Eiltelegramm, mit ihm gemeinsam eine einstweilige Verfügung gegen die deutsche Ausgabe zu erwirken, »in Ihrem eigenen Interesse sowie im Andenken meines Vaters sowie meinem persönlichen Ansehen als letzter Sproß der Familie«. Leider befindet sich Arndt anschließend wieder mit seiner Yacht auf hoher See, was die Antwort nicht erleichtert. Dabei drängt die Zeit. Beitz will den vor Zorn bebenden Arndt dringend davor warnen, Manchester auf den Leim zu gehen – nichts würde der Provokateur sich mehr wünschen als einen Rechtsstreit mit Krupp, in dem er sich als Opfer sinistrer deutscher Großindustrieller stilisieren könnte. Über Radio Norddeich versucht Berthold Beitz, Arndt telegrafisch zu kontaktieren: »Herrn Arndt von Bohlen und Halbach, an Bord der MS ›Antinous II ‹, z. Zt. im Raum Lissabon, fährt unter Panama-Flagge: Ich rate dringend in Ihrem eigenen Interesse und im Interesse des Hauses Krupp, keine einstweilige Verfügung zu beantragen. Ein solcher Schritt würde die Publizität des Buches unabsehbar verstärken und äußerst negative Folgen zeitigen. Stopp. Siehe Fall Kennedy.« Manchester hatte sein Buch über die Kennedys mit ähnlichen Methoden publik gemacht.
    Doch die Antinous II antwortet nicht. Dafür findet Beitz einige Tage später in seiner Mappe eine Postkarte von der Praia dos tres Irmãos an der Algarve: »Wandeln auf Ihren Spuren in Algarve. Hauen uns viel Wein vor den Latz! Arndt.« Die Firma Krupp hat sich derweil vorsorglich von einer Klage Arndts gegen Manchester distanziert. Beitz verhilft Arndt durch seinen Rat und juristische Expertisen zu einem Vergleich, bei dem sich der Kindler-Verlag, der die deutsche Ausgabe herausgibt, verpflichten muss, Beleidigungen wie jene, Arndt sei »ein spektakulärer Versager«, zu streichen und bereits ausgelieferte Bücher mit diesen Passagen zurückzuholen. Der schon angesetzte Termin vor dem Münchner Landgericht wird zur erheblichen Enttäuschung der vor der Saaltür versammelten Klatschreporter aus aller Welt in letzter Minute abgesagt. Beitz redet Arndt am Telefon auch die Idee aus, Manchester auf Schadenersatz zu verklagen. Sich vor Gericht darüber streiten zu müssen, ob man als »affektierte Null« bezeichnet werden dürfe, sei ein Spiel, bei dem man

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