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Berthold Beitz (German Edition)

Berthold Beitz (German Edition)

Titel: Berthold Beitz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Käppner
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unabhängig vom Urteil nur verlieren könne. Geld habe er doch genug.
    Aber bald fehlt es Arndt daran. Hatte auf dem rauschenden Polterabend in Salzburg noch der Pianist Peter Kreuder am Klavier »Ich brauche keine Millionen« intoniert, so braucht Arndt für seinen aufwendigen Lebensstil sehr wohl viele Millionen, mehr, als ihm die Apanage zubilligt. Seine letzten Jahre sind jedenfalls traurig, trauriger noch als das einsame Leben des eigenen Vaters, denn die Tristesse, die ihren Schatten immer häufiger und immer länger über ihn wirft, ist verborgen hinter einer demonstrativen Ausgelassenheit. Gern trägt er maßgefertigte smaragdgrüne Samtanzüge mit Stehkragen und halblanger Jacke, auch wenn er dieses Aufzugs wegen aus dem Wiener Hotel »Sacher« gewiesen wird. »Sie müssen hier im Jackett erscheinen«, belehrt ihn der Oberkellner, »dös, was Sie trag’n, is ka Jackett, dös is a Mantel. Dös geht bei uns net.« Man wirft ihn hinaus, wie einen Fremden in dieser Welt.
    Am Ende ist aus dem Prinzen ein Ritter der traurigen Gestalt geworden, als sich Arndt zum »Ritter des patriarchalischen Ordens vom Heiligen Kreuz zu Jerusalem« schlagen lässt. Sein einst so schönes Gesicht ist von Krankheit und vergeblichen Schönheitsoperationen aufgeschwemmt, und keine noch so dicke Schicht von Schminke kann das verdecken. Seine vielen Millionen sind dahin, ausgegeben für seine Paläste und Yachten, für falsche Freunde und Schmeichler, aber auch für viele gute Zwecke; besonders viel Geld hat er der Armenfürsorge in Thailand gegeben. Am 8. Mai 1986 stirbt Arndt von Bohlen und Halbach in einer Münchner Klinik an Mundbodenkrebs. Er wird beerdigt in der Gruft bei Schloss Blühnbach. Berthold Beitz kommt, um Abschied zu nehmen.

Ein Kampf um Krupp: Die große Krise (1966–1972)
    SCHULDEN UND SÜHNE: KONZERN IN NOT ( 1966/67 )
    »Gutaussehend, selbstbewußt und rauhbeinig hat Berthold Beitz Feinde gesammelt wie andere Leute Briefmarken«, schreibt der Spiegel 1966. Zu den Ersten, die sich offen gegen Beitz stellen, gehört Johannes Schröder, Veteran aus dem Krupp-Direktorium. Die Abneigung beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Beitz hält Schröder für illoyal und selbstherrlich. Karl Wilhelm Graf von Finckenstein, dem Bevollmächtigten des Essener Privatbankhauses Burkhardt & Co., erscheint der Finanzdirektor »schlau und durchsetzungsfähig, machtbewusst und hinterlistig«. Nachdem Schröder sich 1953 vergeblich bemüht hat, seine Finanzautonomie gegen den neuen Mann zu wahren, versucht er es auf anderemWege, wie sich Beitz erinnert. »Schröder hat einmal zu mir gesagt: Herr Beitz, wenn wir beide hier zusammenhalten, dann können wir bei der Firma alles machen. Ich habe natürlich nein gesagt.«
    Ein Schreiben, das sich Schröder persönlich vom Konzernherrn ausfertigen lässt, sagt eigentlich alles über das Verhältnis der beiden Männer: »Während meiner Abwesenheit darf Herr Beitz Herrn Schröder nicht entlassen.« 1961 muss Schröder trotzdem gehen. Später ist daraus die von diesem nur zu gern beförderte Legende geworden, Stahl-Hasardeur Beitz habe einen lästigen Mahner abgesägt, weil er die Wahrheit über den Zustand des Konzerns nicht ertragen konnte.
    Freilich ist der Grund für die Kündigung 1961 ein gänzlich anderer. Es ist das Jahr der schärfsten politischen Spannungen nach 1945, und nicht wenige Vermögende schaffen größere Werte in die neutrale Schweiz – man weiß ja nie. Eines Tages jedenfalls erhält Beitz einen Anruf von der Schweizerischen Kreditanstalt in Zürich. Am Apparat ist der Chef persönlich, Eberhard Reinhardt, ein alter Bekannter. Beitz hält viel auf ihn und wird ihn später einmal ins Stiftungskuratorium berufen. Jetzt aber ist der Banker irritiert und fragt zögernd: »Herr Beitz, Ihr Finanzchef will hier zehn Millionen Mark auf ein Konto überweisen. Wissen Sie etwas davon?« Nein, Beitz weiß nichts davon. Offenbar hat Schröder ein Sonderkonto einrichten wollen, er selbst besitzt auch die Schweizer Staatsbürgerschaft.
    Beitz zitiert den Finanzdirektor zu sich. Ja, es stimme, muss Schröder zugeben. »Mensch, der Schröder war aber auch dämlich«, sagt Beitz heute. »Er hat wegen des Nummernkontos sogar einen Brief an die Schweizerische Kreditanstalt geschrieben.« Diesen Brief hat Reinhardt für Beitz kopiert, der ihn nun Schröder zeigt: »Warum haben Sie das gemacht?« Nach Beitz’ Erinnerung rechtfertigt sich Schröder damit, er habe das Geld gar nicht überweisen,

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