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Berthold Beitz (German Edition)

Berthold Beitz (German Edition)

Titel: Berthold Beitz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Käppner
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Interessen gestellt, oder er hat erkannt, dass er der enormen Verantwortung nie und nimmer gewachsen gewesen wäre. Er selbst hat doch in seinen Tagebüchern über die Bürde des Reichtums geklagt.
    Als künftiger Firmenerbe hätte er zudem noch lange warten müssen – zumindest muss er 1966 davon ausgehen. Sein Vater ist noch nicht einmal sechzig Jahre alt. Nie hat er Absichten erkennen lassen, vorzeitig abzutreten. Der junge Arndt aber ist seiner Rolle so müde, so überdrüssig wie der Konflikte mit dem Vater und der Enttäuschung über dessen Kälte, einer Enttäuschung, die umso schlimmer wird, je mehr sie sich Tag für Tag neu bestätigt. Als ihm nun Beitz das Angebot unterbreitet, gibt Arndt daher der Versuchung nach, das alles hinter sich zu lassen. Bemerkenswerterweise, berichtet Berthold Beitz, verhandelt Arndt nicht einmal um die Höhe der jährlichen Apanage; zwei Millionen Mark im Jahr, das ist 1966 sehr viel Geld. Er bittet lediglich, es schon zu Beginn des jeweiligen Jahres zu überweisen.
    Ein nachdenklicher Arndt verlässt in jener Septembernacht das Haus von Berthold Beitz, und der ruft sogleich bei dem Vater an: »Herr von Bohlen, Ihr Sohn hat zugestimmt.« Am nächsten Morgen frühstücken die drei zusammen. Alfried Krupp hat seinen Willen bekommen. Wenige Tage später, am 20. September 1966, unterschreibt Arndt von Bohlen die Verzichtserklärung. Dabei sind Justitiar Schürmann und Beitz. Als der Sohn unterzeichnet hat, fragt Beitz den Vater: »Und jetzt, Herr von Bohlen?« Der sagt: »Ach ja, Arndt, würdest du einmal so freundlich sein und den Herren einen Drink anbieten?« Und Beitz, wie stets meisterhaft darin, schwierige Situationen mit freundlicher Ironie aufzulockern: »Herr von Bohlen, einen Drink? Das ist die bedeutendste Sache, die in der Firma gemacht wurde, die Sie da entschieden haben mit Ihrem Sohn. Da können Sie uns doch wenigstens zu einem erstklassigen Essen einladen.« Kaum eine Woche nach dem Besuch Arndts bei Beitz beurkundet Alfried Krupp von Bohlen und Halbach seinen letzten Willen bei einem Züricher Notar: Alleinerbin seines gewaltigen Vermögens und damit des Konzerns wird die nach ihm benannte Stiftung sein. Sie soll die Einheit des Unternehmens gewährleisten und aus den ihr zukommenden Erträgen des Unternehmens gemeinnützige Zwecke verfolgen.
    Niemand ahnt, wie nah dieser Tag des Erbfalls bereits ist. Schon im Jahr darauf stirbt Alfried Krupp. Rückblickend sagt Beitz: »Arndt vom Erbverzicht zu überzeugen war meine wichtigste Tat für Krupp. Ohne seinen Verzicht gäbe es die Firma nicht mehr und ich würde heute nicht hier sitzen.« Er ist aber auch sicher: »Hätte Arndt gewusst, wie bald sein Vater sterben würde, hätte er meinem Vorschlag damals nicht zugestimmt – nie und nimmer.«
    »DAS IST UNVERANTWORTLICH!«:
KAMPF UM DIE STIFTUNG
    1971 geht Carl Hundhausen, Beitz’ Public-Relations-Mann, auf Sylt mit Arndt zum Mittagessen. Hundhausen ist überrascht, wie schmallippig Arndt, der einen Rechtsanwalt namens Möhring als »Vertreter seiner Interessen« beauftragt hat, wird, als Beitz’ Name fällt. Er fragt ihn nach dem Grund. Sichtbar irritiert antwortet Arndt von Bohlen: »Beitz muss entsetzlich über mich geschimpft haben, als er mit Möhring über mich sprach. Wenn ein Faß mit Jauche dort gestanden hätte, hätte Beitz es in Gegenwart von Möhring über mir ausgeschüttet.« Auch bekleide Beitz inzwischen zu viele Ämter im Unternehmen: »Er ist Vorsitzender der Stiftung, des Aufsichtsrates und dazu auch noch Testamentsvollstrecker. Das geht zu weit.«
    Hundhausen ist bestürzt. So hat er Arndt noch nie reden hören. Er erinnert diesen daran, wie wenig er stets als Teil der Familie gegolten habe: »Herr von Bohlen, wenn je jemand ein Faß Jauche über Ihnen ausgeschüttet hat, dann ist das Ihr Onkel Berthold gewesen … Und wenn Sie einen wirklichen Freund haben, dann ist das Berthold Beitz.« Hundhausen hat den Eindruck, dass die Brüder des verstorbenen Vaters einen unheilvollen Einfluss auf den jungen Mann ausüben. Offenbar, so Hundhausen, haben auch Berthold und Harald von Bohlen besagten Rechtsanwalt Möhring bestimmen wollen, »um die Interessen der Familie zu vertreten«; außerdem möchten sie Arndt ins Boot holen. Arndt selbst hat eigentlich wenig Grund, herzliche Gefühle für die Verwandtschaft zu hegen, denn während seiner trüben Internatsjahre hatte sie sich wenig um ihn gekümmert. In der Familie von Bohlen indessen grollt es in den

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