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Berthold Beitz (German Edition)

Berthold Beitz (German Edition)

Titel: Berthold Beitz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Käppner
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sondern sich nur einmal über die Möglichkeiten informieren wollen. Beitz feuert ihn auf Alfried Krupps Wunsch, was nach außen hin gnädig als Frühpensionierung getarnt wird. Schröder behauptet später, er habe das Geld gar nicht für sich selbst, sondern für die Firma in Sicherheit bringen wollen.
    Der Konzernherr hält den wütenden Beitz zwar davon ab, Schröder vor Gericht zu bringen. Aber auch Alfried Krupp verzeiht Illoyalität nicht. Wenige Jahre später treffen er und Beitz den Geschassten zufällig auf der Hannover-Messe. Auf dem Gang zieht Schröder den Hut: »Guten Tag, Herr von Bohlen.« Beitz: »Alfried hat ihn gar nicht gesehen. Er ging einfach an ihm vorbei und sah geradeaus.« Johannes Schröder ist für die Firma Krupp zur Unperson geworden.
    Freilich verfügt Johannes Schröder, wie der Konzernherr bald schmerzlich feststellen muss, über wirksame Mittel und Wege, sich in Erinnerung zu bringen. Im Juli 1962 rechnet er im Handelsblatt mit der Unternehmensführung ab. Und obwohl er weder Firma noch Leitung namentlich nennt, kann es keinen Zweifel darüber geben, wer mit dem Beitrag »Der finanzielle Herzinfarkt« gemeint ist: die Firma Krupp, die Person Krupp und deren Generalbevollmächtigter. Scharf kritisiert Schröder den altmodischen Typus der Personengesellschaft – wie Krupp – und solche Firmen, über die nur ein einzelner Kopf herrsche – wie Krupp. »Er duldet niemand neben sich und betrachtet die finanzielle Seite als notwendiges Übel, das ihn aber in Anbetracht seiner bemerkenswerten Erfolge nichts angeht, selbst wenn das Geld aus allen Ecken zusammengekratzt werden muß. Er verwechselt Geld mit Kapital und ist starr vor Staunen, wenn er eines Tages trotz all seiner blendenden Erfolge feststellen muß, daß er am Rande des Ruins steht.«
    Das ist boshaft, aber dennoch: Der Schuss ist gut gezielt. Krupp steht nach außen hin glänzend da, ein Phoenix aus Stahl, wiederauferstanden aus den Trümmern. Das Problem ist nur: Es fehlt an Eigenkapital, sprich an Liquidität. Das strikte Festhalten an der Kohle- und Stahlbasis kostete viel Geld.
    Wie konnte es so weit kommen? Und was sagt die jäh einsetzende, hartnäckige Krise der sechziger Jahre über den Unternehmer Berthold Beitz aus? Das Bild ist hier nicht eindeutig, aber gewiss trifft nicht zu, was die Banken schließlich 1967 in der Kreditkrise als Devise ausgeben: Beitz sei der Hauptschuldige! Wohl hat auch er den Konzern wegen dessen ständig wachsender Exporte als zahlungsfähiger angesehen, als dieser es in Wirklichkeit war. Aber er hat die Gefahren früher erkannt als Alfried Krupp. Nur dringt er mit seinen Ideen nicht durch, zu fern liegen sie der Unternehmensphilosophie Alfried Krupps. Da sind etwa die Krupp’schen Maschinenfabriken und der Lokomotivbau – sie schreiben rote Zahlen ohne realistische Aussicht auf Besserung; man müsste sie schließen. Als Berthold Beitz seinem Chef diesen Vorschlag macht, lehnt der Firmeninhaber ab. »Da hat er gesagt: Herr Beitz, da arbeiten Leute, die früher in anderen Werkstätten beschäftigt waren. Jetzt sind sie durch Zufall in Betriebe gekommen, die gerade nicht Geld verdienen. Die kann man nicht auf die Straße setzen. Dann müssen die anderen Betriebe eben mehr verdienen.«
    Schon in den fünfziger Jahren, als die alliierten Auflagen ohnehin den Verkauf der Stahl- und Kohleproduktion von Krupp forderten, hatte Beitz Krupp einen anderen Vorschlag gemacht. »Bundeskanzler Adenauer hatte 1955 mit den Pariser Verträgen die Verpflichtung übernommen, die Verkaufsauflage mit durchzuführen. Deshalb habe ich Alfried vorgeschlagen: ›Ich fahre nach Bonn und schlage der Regierung einen Tausch vor. Wir geben Stahl an die Regierung und übernehmen dafür Aktien des Volkswagenwerks.‹ Da hat er mich angeguckt und gesagt: ›Herr Beitz, Sie sind noch nicht lange genug bei Krupp. Ich bin durch die Firmentradition dem Stahl verpflichtet.‹ Das war seine Einstellung. Das Profitdenken empfand er teilweise sogar als unsozial.«
    So betrachtet, ereilt Berthold Beitz 1966 der Fluch der guten Tat, einer doppelten guten Tat sogar. Er hat zum einen den Konzern erfolgreich vor den Zerschlagungs- und Teilungswünschen der Alliierten bewahrt. Und er hat zum anderen loyal zu Alfried Krupp gestanden und dessen Linie klaglos akzeptiert. Der Spiegel beschreibt dann 1967 kritisch die Folgen: »Krupps Hausmeier brachte dem alten Managertraum der Ruhr, Deutschlands stählernes Herz zwischen Hamm und Duisburg

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