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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Zufahrt zu einem großen, stattlichen Herrenhaus entpuppte. In der früheren Stallung stand ein großer weißer Mercedes. Der Fahrer des Lieferwagens schloss den Kofferraum des Mercedes auf, lud die Koffer ein und fuhr in seinem Wagen davon. Auf einem nahe gelegenen Bauernhof krähte ein Hahn aus Leibeskräften.

9
     
    E lvira Blake blickte zum Himmel empor, stellte fest, dass es ein schöner Morgen war, und betrat eine Telefonzelle. Sie wählte Bridgets Nummer in Onslow Square.
    »Hallo? Bridget?«
    »Oh, Elvira, bist du’s?« Bridgets Stimme klang aufgeregt.
    »Ja. Ist alles so weit in Ordnung?«
    »O nein. Es war ganz schrecklich. Deine Kusine, Mrs Melford, hat gestern Nachmittag mit meiner Mutter telefoniert.«
    »Was? Meinetwegen?«
    »Ja. Ich nahm an, es sei alles in Butter, als ich sie gegen Mittag anrief. Anscheinend hat sie sich aber Gedanken gemacht wegen deiner Zähne. Hat geglaubt, es handle sich um etwas Ernsthaftes. Einen Abszess oder dergleichen. Also rief sie selbst beim Zahnarzt an und entdeckte natürlich, dass du überhaupt nicht bei ihm gewesen bist. Dann meldete sie sich also bei uns, und unglücklicherweise stand Mummy gerade neben dem Telefon. Also konnte ich nicht zuerst an den Apparat. Und sie sagte selbstverständlich, dass sie nichts von der ganzen Sache wisse und dass du bestimmt nicht bei uns seist. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte.«
    »Und was hast du tatsächlich getan?«
    »Ich gab vor, nichts davon zu wissen, und erwähnte, dass du beiläufig die Absicht geäußert hättest, Freunde in Wimbledon zu besuchen.«
    »Warum gerade Wimbledon?«
    »Es war der erste Ort, der mir in den Sinn kam.«
    Elvira seufzte. »Na ja, ich werde mir wohl etwas einfallen lassen müssen. Vielleicht eine alte Erzieherin erfinden, die in Wimbledon wohnt. Diese unnötige Besorgnis macht alles so kompliziert. Hoffentlich begeht Mildred nicht eine noch größere Dummheit und ruft die Polizei an oder so etwas.«
    »Fährst du jetzt gleich zu deinen Verwandten?«
    »Erst heute Abend. Ich habe noch eine Menge zu erledigen.«
    »Hast du in Irland etwas erreicht?«
    »Ich habe entdeckt, was ich wissen wollte.«
    »Elvira, was wirst du in der Armbandsache unternehmen?«
    »Oh, das geht in Ordnung. Ich habe mir von jemandem etwas Geld gepumpt. Also kann ich es einlösen. Dann bringe ich es einfach zu Bollards zurück.«
    »Glaubst du, sie werden kein Aufhebens davon machen? – Nein, Mummy, es ist nur die Wäscherei. Sie behaupten, wir hätten das Laken nicht mitgeschickt. Ja, ja, ich werde es ihnen sagen. Also gut.«
    Elvira am anderen Ende grinste und legte den Hörer auf. Sie öffnete ihre Geldbörse, kramte darin herum, holte das nötige Kleingeld heraus und legte es vor sich auf das Brett. Dann wählte sie die Durchwahl- und die Anschlussnummer. Als die Verbindung zu Stande kam, steckte sie die erforderlichen Münzen ein, drückte auf den Knopf und sprach mit leiser, atemloser Stimme.
    »Guten Tag, Mildred. Ja, ich bin’s… Es tut mir schrecklich leid… Ja, ich weiß… nun, das wollte ich ja auch… ja, es war die gute alte Maddy, unsere frühere Gouvernante… ja, ich habe eine Postkarte geschrieben und dann vergessen, sie einzuwerfen. Sie steckt jetzt noch in meiner Tasche… nun, Maddy war nämlich krank und hatte niemanden, der sich um sie kümmerte. Da bin ich einfach geblieben, um nach dem Rechten zu sehen. Ja, ich hatte die Absicht, zu Bridget zu gehen, aber dies warf alle meine Pläne über den Haufen… Ja, ich werde dir alles erklären, wenn ich zurück bin… ja, heute Nachmittag. Nein, ich werde nur warten, um mit der Schwester zu sprechen, die bald kommt, um die alte Maddy zu betreuen – nun, keine richtige Schwester. Du weißt ja, eine dieser – hm – freiwilligen Helferinnen oder so etwas. Nein, es wäre ihr ein Gräuel, ins Krankenhaus zu gehen… Aber es tut mir tatsächlich leid, Mildred, wirklich, sehr, sehr leid.« Sie legte den Hörer auf und stieß einen verzweifelten Seufzer aus. »Wenn man nur nicht so das Blaue vom Himmel herunterlügen müsste«, murmelte sie vor sich hin. Als sie aus der Telefonzelle trat, fiel ihr Blick auf die dicke Zeitungs-Schlagzeile – GROSSER EISENBAHNRAUB. IRISCHER POST-EXPRESS VON BANDITEN ÜBERFALLEN.
     
    Mr Bollard bediente gerade einen Kunden, als sich die Ladentür öffnete. Er blickte auf und sah, wie Elvira Blake über die Schwelle trat.
    »Nein«, sagte sie zu dem Verkäufer, der dienstbeflissen herbeieilte, »ich möchte lieber

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