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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Befriedigendes. Sie denken wohl nicht an ein Studium?«
    »Nein«, entgegnete Elvira, »ich glaube nicht, dass ich klug genug dafür bin.« Sie ließ eine kleine Pause eintreten, ehe sie fortfuhr: »Ich nehme an, dass Sie zu allen meinen Plänen Ihre Zustimmung geben müssen.«
    Egerton warf ihr einen scharfen Blick zu.
    »Ja. Ich bin einer Ihrer Vormunde und ein Treuhänder entsprechend dem Testament Ihres Vaters. Sie sind daher durchaus berechtigt, sich jederzeit an mich zu wenden.«
    Elvira sagte höflich: »Danke.«
    »Haben Sie irgendetwas auf dem Herzen?«
    »Nein. Eigentlich nicht. Aber sehen Sie, ich bin überhaupt nicht im Bilde. Niemand hat mich jemals über den Stand der Dinge aufgeklärt. Man mag auch nicht immer fragen.«
    Er blickte sie aufmerksam an.
    »Sie möchten wohl mehr über sich selbst erfahren, wie?«
    »Ja«, sagte Elvira. »Wie schön, dass Sie Verständnis dafür haben. Onkel Derek…« Sie zögerte.
    »Derek Luscombe, meinen Sie?«
    »Ja. Ich habe ihn immer Onkel genannt.«
    »Ach so.«
    »Er ist sehr gütig«, fuhr Elvira fort. »Aber es ist nicht seine Art, etwas mit mir zu besprechen. Er arrangiert einfach alles und blickt mich ängstlich fragend an, ob es auch nach meinem Geschmack sei. Er hört natürlich viel auf andere – Frauen, meine ich –, die ihm so mancherlei erzählen. Wie die Contessa Martinelli. Er sucht Schulen und Pensionate für mich aus.«
    »Und es waren solche, die Sie selbst nicht gewählt hätten?«
    »Das habe ich nicht gemeint. Sie waren ganz ordentlich. Ich wollte nur sagen: Sie waren mehr oder weniger das gesellschaftlich Übliche.«
    »Ich verstehe.«
    »Aber ich weiß nichts über mich selbst. Zum Beispiel, wie viel Geld ich habe und was ich damit anfangen könnte, wenn ich wollte.«
    »Mit anderen Worten«, sagte Egerton mit seinem anziehenden Lächeln, »Sie wollen übers Geschäftliche sprechen, nicht wahr? Nun, meiner Ansicht nach haben Sie ganz Recht. Einen Augenblick mal. Wie alt sind Sie jetzt eigentlich? Sechzehn – siebzehn?«
    »Ich bin fast zwanzig.«
    »Oje. Das wusste ich gar nicht.«
    »Ich habe dauernd das Gefühl, dass ich behütet und beschützt werde«, erklärte Elvira. »In gewisser Hinsicht ganz schön, aber es kann auch sehr lästig sein.«
    »Eine etwas altmodische Einstellung«, pflichtete Egerton ihr bei, »aber sie passt zu Derek Luscombe. Nun, was wissen Sie eigentlich über sich, Elvira, oder, genauer gesagt, über Ihre Familienverhältnisse?«
    »Ich weiß, dass mein Vater starb, als ich fünf Jahre alt war, und dass meine Mutter ihm mit einem anderen davongelaufen ist, als ich etwa zwei war. An sie erinnere ich mich überhaupt nicht mehr und an meinen Vater kaum noch. Er war sehr alt und hatte ein Bein meistens auf einem Stuhl hochgelegt. Er fluchte häufig, und ich hatte ziemliche Angst vor ihm. Nach seinem Tod lebte ich zunächst bei einer Tante oder Kusine meines Vaters, bis auch sie starb, und dann kam ich zu Onkel Derek und seiner Schwester. Als seine Schwester starb, ging ich nach Italien. Und jetzt hat Onkel Derek dafür gesorgt, dass ich bei seinen Kusinen, den Melfords, unterkomme. Sie sind sehr freundlich und haben zwei Töchter ungefähr in meinem Alter.«
    »Fühlen Sie sich dort wohl?«
    »Das kann ich noch nicht beurteilen. Ich bin gerade erst angekommen. Sie sind alle ziemlich langweilig. Ich möchte wirklich gern wissen, wie viel Geld ich zu erwarten habe.«
    »Sie wünschen also eine Auskunft über Ihre finanziellen Verhältnisse?«
    »Ja«, antwortete Elvira. »Ich habe Geld, das weiß ich. Ist es viel?«
    Egerton war jetzt ganz ernst.
    »Ja«, sagte er. »Sie haben eine Menge Geld. Ihr Vater war ein sehr reicher Mann, und Sie waren sein einziges Kind. Bei seinem Tod erbte ein Vetter den Titel und den Landsitz. Ihr Vater mochte diesen Vetter nicht. Daher vermachte er seinen ganzen, ziemlich beträchtlichen persönlichen Besitz seiner Tochter – Ihnen, Elvira. Sie sind ein sehr reiches Mädchen oder werden es sein, wenn Sie einundzwanzig sind.«
    »Soll das heißen, dass ich jetzt nicht reich bin?«
    »Doch, Sie sind auch jetzt wohlhabend, aber Sie können erst darüber verfügen, wenn Sie einundzwanzig sind oder heiraten. Bis zu dem Zeitpunkt wird Ihr Vermögen von Ihren Treuhändern verwaltet, von Luscombe, mir und noch einem dritten.« Er lächelte ihr zu. »Wir haben es nicht unterschlagen, es ist immer noch da. Durch gute Anlagen haben wir Ihr Kapital sogar bedeutend vermehrt.«
    »Wie viel werde ich

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