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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wahr, Chefinspektor?«
    »Ja, dieser Ansicht bin ich auch«, pflichtete ihr Vater bei.
    Bess Sedgwick fixierte ihn. Es kam ihm fast so vor, als formten ihre Lippen das Wort »später«.
    »Nun«, fuhr er gut gelaunt fort, »jetzt müssen wir uns wohl noch mit einigen weiteren Tatsachen befassen. Woher kamen Sie heute Abend? Und warum spazierten Sie an einem so nebligen Abend in der Pond Street umher?«
    »Ich bin heute Morgen nach London gekommen, um einen Kunstvortrag in der Tate-Galerie zu besuchen. Dann habe ich bei meiner Freundin Bridget zu Mittag gegessen. Sie wohnt am Onslow Square. Später gingen wir dann ins Kino, und als wir herauskamen, war dieser Nebel da – ganz dicht und mit jeder Minute schlimmer. Da hielt ich es für ratsamer, nicht nachhause zu fahren.«
    »Sie haben einen eigenen Wagen, nicht?«
    »Ja. Ich habe seit letzten Sommer einen Führerschein. Nur fahre ich nicht sehr gut und deshalb höchst ungern im Nebel. Bridgets Mutter machte mir daher den Vorschlag, die Nacht bei ihnen zu verbringen. Also rief ich Mildred an – die Kusine, sie lebt in Kent, und ich wohne bei ihr…«
    Vater nickte.
    »… und ich sagte ihr, dass ich die Nacht in London bleiben würde. Sie hielt das für sehr vernünftig.«
    »Und was geschah dann?«, fragte Vater.
    »Dann schien sich der Nebel plötzlich etwas zu lichten. Also entschloss ich mich, doch nach Kent zu fahren. Ich verabschiedete mich von Bridget und fuhr los. Aber dann senkte sich der Nebel wieder, und das gefiel mir gar nicht. Ich verirrte mich und wusste nicht, wo ich war. Nach einer Weile merkte ich, dass ich bei Hyde Park Corner war, und ich fand, ich könne in dieser Waschküche wirklich nicht nach Kent fahren. Zuerst wollte ich wieder zu Bridget gehen, aber dann fiel mir ein, dass ich mich schon einmal verirrt hatte. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich ganz nah bei diesem netten Hotel war, in das Onkel Derek mich bei meiner Rückkehr aus Italien gebracht hatte, und ich dachte, ich könnte dort übernachten; man würde sicherlich ein Zimmer für mich haben. Ich fand einen Parkplatz für meinen Wagen und ging dann die Straße entlang hierher.«
    »Sind Sie jemandem begegnet, oder haben Sie Schritte in Ihrer Nähe gehört?«
    »Komisch, dass Sie das erwähnen, denn ich hatte tatsächlich den Eindruck, dass jemand hinter mir herging. Natürlich sind in einer Stadt wie London viele Leute unterwegs. Nur macht es einen bei einem solchen Nebel ziemlich nervös. Ich blieb stehen und horchte, aber ich hörte keine Schritte, und ich dachte, ich hätte es mir eingebildet. Mittlerweile war ich schon ganz dicht beim Hotel.«
    »Und dann?«
    »Und dann fiel ganz plötzlich ein Schuss. Wie ich Ihnen schon sagte, schien die Kugel direkt an meinem Ohr vorbeizufliegen. Dieser Portier, der da immer vor dem Hotel steht, kam auf mich zugerannt und stellte sich vor mich. Und dann – dann – fiel der andere Schuss… Der Mann – der Mann sank zu Boden, und ich schrie auf.«
    »Ruhig, Kind«, sagte Bess mit leiser, fester Stimme. »Ruhig Blut!« Es war der Tonfall, den Bess Sedgwick bei ihren Pferden anwandte, und er hatte die gleiche Wirkung auf ihre Tochter.
    Elvira schaute ihre Mutter flüchtig an, richtete sich ein wenig auf und gewann ihre Fassung wieder.
    »Brav, mein Kind«, lobte Bess.
    »Und dann kamen Sie«, sagte Elvira zu Vater. »Sie riefen mit Ihrer Pfeife Hilfe herbei und ließen mich ins Hotel bringen. Und sobald ich hereinkam, sah ich – sah ich meine Mutter.« Sie drehte sich zur Seite und blickte Bess Sedgwick an.
    »Damit wären wir mehr oder weniger auf dem Laufenden«, meinte Vater und rückte seine massige Gestalt im Sessel zurecht.
    »Kennen Sie eigentlich einen Mann namens Ladislaus Malinowski?«, fragte er beiläufig. Er sah das Mädchen bei dieser Frage nicht an, aber da er gut hörte, entging ihm nicht, wie sie heftig atmete. Seine Augen beobachteten nicht die Tochter, sondern die Mutter.
    »Nein«, sagte Elvira, nachdem sie eine Spur zu lange mit der Antwort gewartet hatte. »Nein, ich kenne ihn nicht.«
    »Oh, ich hatte es eigentlich angenommen. Ich dachte, er sei heute Abend vielleicht hier gewesen.«
    »So? Und weshalb?«
    »Nun, sein Wagen steht draußen. Daraus schloss ich, dass er nicht weit sein könne.«
    »Ich kenne ihn nicht«, wiederholte Elvira.
    »Dann habe ich mich geirrt.« Vater wandte sich an Bess Sedgwick. »Sie kennen ihn natürlich, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Bess Sedgwick. »Seit vielen

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