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Beruehmt und beruechtigt

Beruehmt und beruechtigt

Titel: Beruehmt und beruechtigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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hatte er sich praktisch schon die Finger nach ihr geleckt. Tinsley hätte vielleicht ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn Brett ihr anvertraut hätte, was zwischen ihr und Eric Dalton lief. Doch Brett war der Meinung, dass Tinsley nichts wusste, und machte keine Anstalten, ihr davon zu erzählen. Deshalb fand Tinsley, dass sie unbedingt das Recht hatte, so ungeniert mit Mr Dalton zu flirten, wie es ihr beliebte. Ha.
    Sie hörte, wie hinter seiner geschlossenen Tür ein Billie-Holiday-Song gespielt wurde. The very thought of you and I forget to do... those ordinary things... Sie stellte sich vor, wie er seine CDs durchsah und überlegte, was wohl für ihr erstes offizielles Treffen angemessen war. Billie Holiday war eine kühne Wahl – eine Jazz-Legende konnte man auf keinen Fall als ungehörig interpretieren, dennoch war ihre kehlige, dramatische Stimme so offenkundig sexy, dass es etwas über die inneren Vorgänge in Mr Daltons Hirn aussagen musste. Tinsley hatte ihn noch nicht mal kennengelernt und schon hatte sie ihn durchschaut.
    Mr Dalton öffnete die Tür, und Tinsley war wieder verblüfft, wie gut er aussah. Er hatte feuchte Haare, und natürlich stellte man sich sofort vor, wie er aus der Dusche trat und nach einem winzig kleinen Handtuch griff. Er duftete nach Polo-Aftershave, und Tinsley spürte ein Verlangen, seine glatte, frisch rasierte Wange zu berühren.
    »Tinsley Carmichael, wie nett, Sie wiederzusehen.« Seine Stimme war tief und professionell, aber diese Begegnung war eindeutig das Highlight seines Tages. Wie sollte es danach weitergehen? Sollte er etwa versuchen, gelangweilte Neuntklässler für Thukydides und Herodot und die anderen verstaubten antiken Historiker zu interessieren? Ein intimes Treffen mit seinem Schützling – diesem zauberhaften Mädchen – war eindeutig der perfekte Start in den Tag.
    »Hallo, Mr Dalton.« Sie betrat das vollgestopfte Büro und alles daran und an ihm gefiel ihr ausnehmend gut.
    Er stöhnte in gespieltem Kummer auf. »Nennen Sie mich bitte Eric.« Er deutete auf den Lederstuhl vor seinem Schreibtisch und Tinsley nahm Platz. Mit einer einzigen eleganten Bewegung strich sie ihren Rock glatt und schlug die Beine übereinander. Eric tat, als würde er den Schlitz in ihrem Rock nicht bemerken, und ließ sich hinter dem Schreibtisch nieder. Er kramte in einem Stapel mit Ordnern, zog schließlich einen hervor und schlug ihn auf.
    »Ich war schon immer der Meinung, dass Schüler ihre Lehrer mit dem Vornamen anreden sollten. Es macht die Lehrer irgendwie menschlicher. Und ich komme mir nicht so uralt vor.«
    Tinsley hatte kein Problem, in Eric nichts anderes als ein menschliches Wesen zu sehen – ein äußerst vitales, durch und durch männliches Wesen. Vielleicht hätte sie sich mehr für die Antike interessiert, wenn Eric ihr Lehrer gewesen wäre.
    Er lächelte ihr über den Schreibtisch zu. »Nun, wie sind die Dinge für Sie gelaufen, seit Sie wieder in Waverly eingetroffen sind?«
    Eine vage Frage, dachte sie. Was für Dinge ? Der Unterricht? Jungs? Nervige Zimmergenossinnen? »Prima. Es ist nett, wieder hier zu sein.« So aufregend es auch war, mit ihren Eltern durch die Welt zu jetten, es hatte auch etwas Beruhigendes, wieder in ihrem Revier in Waverly zu sein. Hier wusste sie, wie man Lehrer manipulierte, wie man in weniger als einer Stunde eine Einser-Arbeit über Nathaniel Hawthorne aus dem Handgelenk schüttelte, und hier war das Essen nicht so exotisch, dass es fast ungenießbar war.
    Er beugte sich vor. »Sie wissen ja, als Ihr Vertrauenslehrer soll ich Sie im Auge behalten, damit solche Dinge wie der Ecstasy-Fall nicht mehr vorkommen.« Eric machte kurz ein strenges Gesicht, und Tinsley merkte, dass es ihm Spaß bereitete, so zu tun, als wolle er sie einschüchtern.
    Sie nickte ergeben und versuchte, ein reumütiges Gesicht zu ziehen. »Das kommt nicht wieder vor.«
    »Gut«, sagte Eric. Er sah zufrieden aus. »Es gehört zu meinen Aufgaben, darauf zu achten, dass Sie auf dem rechten Weg bleiben.«
    » Dem rechten Weg?«, fragte Tinsley. »Sollte es nicht mehrere geben?«
    »Für Sie auf jeden Fall, da bin ich sicher«, sagte Eric mit einem Lächeln und brach in ein weißes Zahnpasta-Grinsen aus, das Tinsley daran erinnerte, wie sie mit elf Jahren an einem Neun-mal-fünfzehn-Foto von Ashton Kutcher küssen geübt hatte. »Wie steht’s mit dem College? Schon eines ausgeguckt?«
    »Also, zurzeit beschäftige ich mich mit dem Columbia«, log Tinsley. Selbst

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