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Beruehmt und beruechtigt

Beruehmt und beruechtigt

Titel: Beruehmt und beruechtigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Wangenkochen.
    Unvermittelt brach Tinsley ab. »Langweile ich Sie vielleicht?«
    »Kein bisschen.« Tinsley stellte sich vor, wie sie beide in einem Café in Frankreich saßen, den dritten Espresso tranken und nicht genug davon kriegten, sich zu unterhalten. »Kennen Sie The Offshore Pirate, die Geschichte von Fitzgerald?«
    Tinsley schüttelte den Kopf und ihr langes schwarzes Haar strich raschelnd über ihre Bluse.
    »Sie erinnern mich an die Hauptfigur.« Seine tiefgrauen Augen schimmerten, als ob er noch etwas hinzufügen wollte. Tinsley wartete, aber er sagte es nicht.
    »Na, ich hoffe, das ist ein Kompliment.« Sie lachte und nahm sich vor, zwischen den Unterrichtsstunden in die Bibliothek zu gehen und die Geschichte zu überfliegen. Mit einer Heldin von Fitzgerald verglichen zu werden, konnte eine Beleidigung sein, doch sie war ziemlich sicher, es war keine. »Hören Sie, ich gehe zwar nicht gern, aber ich glaube, ich sollte in meine Klasse.« Sie erhob sich nur ungern.
    »Kommen Sie, wann immer Sie wollen.« Eric sah aus, als würde er sich sehr anstrengen, ein neutrales Gesicht aufzusetzen. »Sie wissen ja, wo Sie mich finden.« Er stand auf und mit einem Blick auf seine Cartier-Uhr bewegte er sich auf die Tür zu. Am Handgelenk trug er ein graviertes Gliederarmband aus Platin. Ohne zu überlegen streckte Tinsley die Hand danach aus und berührte es. Dalton schien von der Geste etwas überrascht, aber er zog den Arm nicht zurück.
    »Es ist wunderschön«, hauchte sie und fuhr mit den Fingerspitzen über das kunstvolle Gliedermuster. »Mein Vater hatte genau so eines, aber es wurde ihm gestohlen. Ist es viktorianisch?« Sie sah zu ihm auf und stellte fest, dass sein Gesicht kaum mehr als fünfzehn Zentimeter von ihrem entfernt war. Rasch wandte sie sich wieder dem Armband zu, berührte den Verschluss und genoss das Gefühl in den Fingerspitzen, seiner Haut so nahe zu sein. Einen Zentimeter weiter nach rechts und sie würde seinen Arm berühren. Ihr Puls begann zu rasen.
    »Wie ich sehe, kennen Sie sich auch mit Antiquitäten aus.« Eric lächelte ihr kurz zu und dachte nicht daran, zurückzutreten. »Ja, ähm, es ist viktorianisch. Es gehörte meinem Urgroßvater, beziehungsweise meinem Ururgroßvater. Ein Geschenk der königlichen Familie für... ich bin mir nicht sicher, wofür es eigentlich war.« Unter seinem perfekt gebügelten Hemd und der Krawatte hob und senkte sich seine Brust. Er musste eindeutig an sich halten, aber Tinsley war noch nicht bereit, ihm Zugeständnisse zu machen. Als sie zu ihm aufsah, waren seine Wangen rötlich überzogen. Sie riss die violetten Augen auf. Aus seinem Blickwinkel würden sie durch ihre dichten Wimpern unwiderstehlich aussehen.
    »Ob ich es wohl mal ausleihen darf?« Sie wusste, dass sie ihn mit dieser Frage unweigerlich auf die Probe stellte. Wenn er es ihr überließ, bedeutete es, dass er bereit war, Brett sausen zu lassen und es mit ihr zu versuchen. »Ich würde so gerne wissen, wie es sich anfühlt, nur eine Weile.«
    Erics graue Augen blinzelten verwirrt. Ohne den Blick von Tinsley zu nehmen und ohne ein Wort öffnete er den Verschluss und hielt es ihr hin. Statt es zu nehmen, streckte sie den rechten Arm aus und hielt die Handfläche nach oben, damit Eric es ihr selbst anlegen konnte.
    »Geben Sie aber wirklich, wirklich darauf acht«, sagte er feierlich, während er den Verschluss einhakte und seine Finger ihren Arm berührten. »Ihr Handgelenk ist viel schmaler als meins, passen Sie also gut darauf auf.« Tinsley sah, wie sein Blick über ihren schlanken Arm zu ihrem Körper glitt.
    »Ich hüte es wie meinen Augapfel«, gelobte sie. Ihre Lippen konnten ein siegreiches, flirtiges Lächeln nicht verbergen. »Und ich gebe es Ihnen zurück, wenn ich Sie das nächste Mal sehe. Versprochen.« Spontan erhob sie sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Wangenkuss zu geben. Er roch nach Ivory-Seife und Crest-Zahnpasta. Aber gerade, als sie mit den Lippen seine Wange berühren wollte, machte Eric eine Bewegung, und ihre Lippen landeten fast auf seinen.
    Uups , dachte Tinsley beschwingt. Sie blieb einen Moment unbeweglich stehen, aber schließlich trat sie zurück. Sie starrten sich an.
    Eric sprach als Erster, leise, als solle seine Stimme unterdrücken, wie aufgewühlt er war. »Dann hoffe ich, dass ich Sie bald wieder sehe.« Er hielt ihr die Tür auf, wobei er den Blick nicht von ihrem Gesicht nahm. Im Gang waren andere Schüler, die in den Unterricht eilten.

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