Beruehmt und beruechtigt
verstehe, warum du zum Malen gerne herkommst. Es ist so friedlich.«
»Ja, es ist herrlich.« Easy reckte die Arme über den Kopf. Sein T-Shirt rutschte nach oben und Jenny sah den Bund seiner Calvin-Klein-Boxershorts aus den Jeans blitzen. »Wie steht’s, hast du dir den Semesterplan für Kunst schon angeschaut?«
»Den Semesterplan?« Jenny hatte keine Ahnung, dass es für Kunst überhaupt einen gab.
»Genau. Du weißt schon, so ein Ding, das die Lehrer in der ersten Unterrichtsstunde ausgeben?«, neckte Easy.
»Ja doch, Klugscheißer, ich weiß, was ein Semesterplan ist.« Sie streckte ihm die Zunge raus. »Aber ich kann mich nicht erinnern, in Kunst einen bekommen zu haben.«
»Also, als Semesterarbeit wird verlangt, dass man Porträtmalerei mit Landschaftsmalerei verbindet. Die Technik, das Thema und die Umgebung können wir frei wählen.« Er sah Jenny verlegen an. »Ich wusste sofort, welche Umgebung ich wählen würde« – er deutete auf die Lichtung -, »und ich habe gehofft, du würdest mein Thema sein.«
Jenny wäre fast der Mund heruntergeklappt. Easy wollte sie malen? Hier? »Du hast nichts davon gesagt, dass ich deshalb hierherkommen sollte! Ich dachte, wir würden beide... ähm, malen.«
»Klar, du kannst auch malen«, sagte er lächelnd. »Du kannst zeichnen oder reden, solange du nicht herumzappelst«, zitierte er ihre Worte aus dem Kunstunterricht. »Du weißt, während der Stunde hatte ich keine Gelegenheit, dich zu zeichnen.«
»Ich bin sprachlos, dass du jetzt schon für die Semesterarbeit rackerst!«
»Ich weiß.« Easys dunkelblaue Augen fixierten sie. »Normalerweise bin ich nicht übereifrig, das kann man wirklich nicht behaupten. Aber die Wildblumen hier verblühen bald, also ist jetzt die perfekte Gelegenheit. Vor diesem Hintergrund wollte ich schon immer mal jemand malen...« Er verstummte und sah auf einmal nervös aus.
Wollte schon immer , dachte Jenny. Das bedeutete: er hatte noch nie . Er hatte Callie also nie hier gemalt? Wow. Es war, als hätte er auf sie gewartet. Jenny konnte es kaum fassen.
»Ich muss mich doch nicht ausziehen, oder?«, fragte sie plötzlich und bedauerte es sofort, als sie über und über rot anlief. »Ich – ich weiß nämlich nicht, ob ich möchte, dass mich die gesamte Malklasse nackt sieht«, stammelte sie. »Auch nicht auf einem Bild.« In Wahrheit war aber nicht die Malklasse das Problem; Jenny konnte sich nicht vorstellen, wie Easy mit ihren Brüsten zurechtkommen würde. Die Farbe würde ihm ausgehen!
In gespielter Enttäuschung verzog Easy das Gesicht. »Angezogen ist okay.«
Jenny blickte sich unsicher um. »Soll ich... posieren?« Sie fummelte an ihrem Halsband herum, einem silbernen Magnolienblatt an einem Lederband, das sie zweimal um den Hals gewickelt hatte. Unvermittelt wurde ihr bewusst, dass das Blatt wie ein Pfeil aussah, der direkt in ihren ausladenden Ausschnitt zeigte. Als ob Easy noch Hinweise brauchte, den zu bemerken!
Er trat auf sie zu und fasste sich gedankenvoll ans Kinn. »Ich dachte an eine Mischung aus Klimt und Modigliani, wenn dir das was sagt? Du liegst im Gras, wenn es nicht zu feucht ist und du nichts dagegen hast. Irgendwo mit Blumen im Hintergrund. Ich weiß, das klingt furchtbar kitschig, aber ich glaube, ich kriege das gut hin, wenn ich nicht zu viel Rosa nehme.«
Jenny fand, dass sie mehr mit den rundlichen Mädchen von Rubens gemein hatte, als mit den lang gezogenen Körpern von Modigliani, aber Easy sollte sie sehen, wie er es für richtig hielt. Es war so prickelnd, dass er sich mit Kunst auskannte. Nate hatte ihr für eine Reihe von Porträts Modell gesessen, die sie zum Schluss vernichtet hatte, aber er hatte sie mit seinem Kifferblick nur verständnislos angesehen, wenn sie irgendwas über Kunst erwähnte. Was nicht mit Wasserpfeifen oder Titten zu tun hatte, interessierte ihn sowieso nicht.
Jenny sah sich um. Es war ein schöner, sonniger Tag, der Boden war trocken, die Sonne schien warm und das Laub raschelte. Easy führte sie zu einer ebenen Stelle der Wiese und sie legte sich auf die Seite. Ihr Skizzenbuch hatte sie vor sich. Easy gab ihr seinen iPod und sie scannte die Songs durch. Genau wie bei ihr war Nirvana darunter und eine Menge von Bob Dylan, aber er hatte noch mehr Lucinda Williams und Emmy Lou Harris, während sie Weezer und die Lemonheads lieber mochte. Sie wählte etwas, das sie nicht kannte, und nahm ihre Pastellfarben. Die Sonne brannte auf sie nieder, wärmte ihr das Gesicht und
Weitere Kostenlose Bücher