Beruehre meine Seele
Wutwelle heran, und er streckte die Schultern.
„Fein“, stieß er unter zusammengepressten Zähnen aus. Das leuchtende Grün der Feindseligkeit in seinem Blick reichte aus, um mir die Luft zum Atmen zu nehmen. „Vermutlich hätte ich es kommen sehen müssen. Schließlich habt ihr beide viel gemein – den Tod, die Lügen und das Herumspionieren bei Leuten, an denen euch angeblich etwas liegt. Er die kalte Leiche, du die unverfrorene Schlampe – ihr passt doch bestens zueinander.“
Seine Worte trafen mich so sehr, dass ich kaum noch atmen konnte. Selbst Sabine schien überrascht zu sein, welches Gift er hier verspritzte. Es dauerte einen Augenblick, bis ich mich wieder gefangen hatte, und gleichzeitig wurde mir etwas klar. Hier stimmte etwas nicht, etwas Grundlegendes. Nash würde niemals so mit mir reden, ganz gleich, wie wütend er auf mich sein mochte oder wie sehr ich ihn verletzt haben könnte. Das war einfach nicht er.
„Gib mir deine Hand.“ Als er nicht reagierte, fasste ich danach, und als er zurückwich, schnellte ich vor und griff mir seine Finger.
Sie waren eiskalt.
„Verdammt, Nash.“ Ohne ihn loszulassen, drehte ich mich zu Sabine um. „Er hängt wieder dran.“ Und das war allein meine Schuld. Schon wieder.
18. KAPITEL
„Was sollte dich das interessieren.“ Nash zog seine Finger zurück und lehnte sich an die Mauer. „Du bist doch lieber mit einem lebenden Toten zusammen als mit mir. Warum sucht ihr beide nicht jemand anderes heim und lasst mich in Ruhe?“
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sollte ich ihn anschreien oder den Arm um ihn legen und irgendwo mit ihm hingehen, bis er von seinem bitteren High wieder herunterkam? Ich wusste nicht, ob ich ihn hassen sollte, weil er mich wieder zum Nachgeben brachte, oder ob ich mich selbst dafür hassen sollte, weil ich ihn dazu getrieben hatte.
Schließlich drehte ich mich wütend zu Sabine herum. „Wusstest du davon?“
Sie zuckte mit den Schultern, sah aber alles andere als glücklich aus. „Harmony hat uns gestern mit einer Flasche Jack erwischt und mich sofort rausgeworfen. Ich hab mir dann einen Snack gesucht und bin wieder zurückgekommen, nachdem sie zur Arbeit gegangen war. Da war er schon so, aber den Ballon habe ich nicht gefunden. Irgendwann heute Morgen ist er eingeschlafen. Ich habe ihn dann allein gelassen, um mich umzuziehen. Als ich zurückkam, war er wieder high. Trotzdem hat er darauf bestanden, mit zur Schule zu kommen, um mit dir zu reden.“
„Halt den Mund, Sabine“, knurrte Nash, aber sie achtete gar nicht auf ihn.
„Warum hast du es mir nicht gesagt?“, fragte ich.
„Warum sollte ich? Er ist ja nicht mehr dein Problem.“
Ungläubig starrte ich sie an. „Wir haben uns getrennt. Das heißt nicht, dass ich mir keine Sorgen um ihn mache.“ Nash und ich hatten zu viel zusammen durchgemacht, als dass das überhaupt möglich wäre. Unsere Eltern standen sich nahe. Seine Mom war die einzige Mutterfigur, die ich hatte. Er war der einzige Banshee in meinem Alter, den ich kannte. Und wegen meiner Gefühle für seinen Bruder bliebe der Kontakt zwischen uns bestehen, selbst wenn all das andere nicht zählen sollte. Zumindest, wenn ich länger als bis Donnerstag leben würde. „Und ganz bestimmt heißt das nicht, dass ich zusehen will, wie er stirbt.“
Sabine verdrehte die Augen. „Er wird schon nicht sterben. Ich nehme ihn mit zu mir, bis er wieder runterkommt, und dann achte ich darauf, dass er die Finger davon lässt. Das ist der Unterschied zwischen dir und mir – sein Problem schlägt mich nicht in die Flucht.“
Es war zwar nicht fair, aber die Wahrheit.
„Haltet beide den Mund!“ Nash schob sich an uns vorbei und marschierte zum Parkplatz. „Ich bin mein eigenes Problem.“
Ich eilte ihm nach, dicht gefolgt von Sabine. Bei den ersten geparkten Autos hatten wir ihn eingeholt. „Nash, geh mit Sabine nach Hause. Sie wird aufpassen, dass du dich nicht umbringst.“
„Wozu die Mühe? Ich müsste tot sein, damit du mich überhaupt wahrnimmst, oder?“ Hinter der ersten Reihe bog er links ab, und ich musste rennen, um mit ihm mitzuhalten. „Was bist du? So eine Art Leichenfledderer? Das ist echt krank.“
„Verdammt, Nash.“ In dem Moment, als Sabine bei uns ankam, packte ich seinen Arm und zog ihn herum, damit er stehen blieb und mich ansah. Ich achtete nicht auf die Kälte, die sofort in meine Finger fuhr. „Ich erwarte kein Verständnis von dir für Todd und mich, und es tut mir ehrlich
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