Beruehre meine Seele
sein“, meinte er, und ich konnte die verführerische Wärme seiner Suggestionskraft spüren. Sie jagte mir einen Schauder über den Rücken, obwohl sie nicht einmal auf mich gerichtet war. „Ich will einfach nur mehr Zeit.“ Seine Worte galten mir, auch wenn er Sabine ansah und zu beeinflussen suchte. „Die Möglichkeit für einen richtigen Abschied.“
„Hör auf damit!“ Sabine schüttelte sich, um seinen Einfluss abzuwerfen, ihr Ohrring blitzte dabei im Sonnenlicht. Nash konnte sie nur kontrollieren, wenn sie kontrolliert werden wollte. Für sie war Suggestion ein Spiel, und heute hatte sie offensichtlich keine Lust mitzuspielen.
Nash griff nach mir. Als ich ihm auswich und rückwärts trat, stieß ich an einen geparkten Wagen. „Wir müssen nicht zu mir nach Hause gehen, um zu reden. Wir können auch am See die Enten füttern.“
Die alte Angst meldete sich zurück, mein Puls schnellte in die Höhe. Ich wollte nicht mit ihm allein sein, wenn er auf Droge war. Er würde mir nie absichtlich wehtun, aber er war nicht er selbst, wenn er Frost nahm. Und schon einmal waren die Dinge deswegen völlig außer Kontrolle geraten.
„Nash, ich kann nicht.“ Ich ertrank in Schuldgefühl. „Lass dich von Sabine nach Hause bringen. Sie wird sich um dich kümmern. Ich verspreche dir, dass ich später vorbeikomme, um nach dir zu sehen.“ Und zwar zusammen mit Todd, ob sichtbar oder nicht. „Es tut mir wirklich leid.“ Schritt für Schritt arbeitete ich mich um den blauen Wagen herum und steuerte auf mein Auto zu, als ich Nash hinter mir herrufen hörte.
„Das bist du mir schuldig!“
Ich zuckte zusammen, dennoch blieb ich nicht stehen. Ja, Todd und ich hatten einen Fehler gemacht, und ja, wir beide fühlten uns miserabel deswegen. Aber ich hatte wirklich mein Bestes gegeben, um es zu erklären, und ich hatte mich aufrichtig und aus tiefstem Herzen entschuldigt, öfter, als ich zählen konnte. Nash verlangte etwas von mir, das ich unmöglich tun konnte.
Als ich nicht reagierte, schrie er. „Komm her!“
Für einen Moment kämpfte ich mit mir, doch dann spürte ich die gleißende Welle seiner Suggestionskraft über mich schwappen, und plötzlich wollte ich mich unbedingt umdrehen und zu ihm gehen.
Voller Panik zog sich mir die Kehle zusammen, und ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. In meinem Kopf kämpfte ich gegen ihn an, doch meine Füße machten bereits kehrt und trugen mich zurück zu ihm, noch während wütend die Tränen aus meinen Augen schossen. Er hatte geschworen , nie wieder Suggestion bei mir einzusetzen.
„Nash …“, mischte Sabine sich ein, doch er beachtete sie nicht einmal, sondern starrte mir stattdessen durchdringend in die Augen.
„Gib mir deinen Schlüssel“, verlangte er, und ich ließ die Hand in meine Tasche gleiten, als die ersten Tränen meine Wangen hinunterliefen.
Kämpfgegenihn kämpfgegenihn kämpfgegenihn …!
Doch ich konnte nicht kämpfen, denn ich wollte ihm den Schlüssel geben.
„Komm mit.“ Er nahm mir den Schlüssel ab und umschloss mit seinen eiskalten Fingern meine Hand. Und ich wollte ihm folgen, obwohl mir klar war, dass sobald er endlich aufhören würde zu reden, ich nichts anderes tun würde, als mich umzudrehen und die Beine in die Hand zu nehmen. Ich würde so weit rennen, bis ich seine Stimme nicht mehr hören konnte.
„Stopp!“, brachte ich mit dem letzten Rest meiner Willenskraft heraus. „Du hast versprochen, es nie wieder zu tun.“
„Du lässt mir keine andere Wahl. Ich will nichts anderes als reden.“ Und mit jedem seiner Worte wurde mein Widerstand geringer, verschwammen meine Gedanken, bis nur noch ein dunstiger Nebel übrig blieb.
„Wohin gehen wir?“ Mein Puls schlug nur noch im Schneckentempo, und meine Füße trugen mich immer weiter vom Schulgebäude weg.
„An einen Ort, wo wir allein sein können“, schickte er die nächste warme Welle Suggestion über mich. Und jetzt wollte ich mit ihm allein sein, bis auf diese dünne kleine Stimme in meinem Kopf, die mich protestierend warnte, dass das keine gute Idee war. Dabei wusste es der Rest von mir doch besser. Der Rest von mir wusste, dass Nash sich um mich kümmern und mich glücklich machen würde. Und ich brauchte nicht mehr zu tun, als es zuzulassen.
Sabine packte ihn am Arm. „Nash, lass sie gehen!“ Es war das zweite Mal, seit ich sie kannte, dass sie regelrecht verängstigt aussah. Ich ahnte, ich müsste ihre Angst verstehen und teilen, doch irgendwie
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