Beruehre meine Seele
Sorgen machst, dass du ihn ängstigst.“
„Er kapiert es nicht“, sagte Sabine plötzlich. Ich schwang herum und sah sie über den Hof auf uns zukommen. Auf dem frischen Frühlingsgras machten ihre Turnschuhe kein Geräusch. Wie lange trieb sie sich schon hier herum? Sie trat auf den Weg und richtete wütend ihren Blick auf mich. „Warum sagst du ihm nicht, worum es hier wirklich geht?“
„Verschwinde einfach, Sabine.“ Mein Puls schnellte in die Höhe, und ein Blick auf sie reichte mir. Sie wusste genau, was er nicht hören und ich nicht sagen wollte – dass nämlich Todd und ich nicht nur eine Ein-Kuss-Geschichte waren. Dass er und ich nach dem Bruch mit Nash zusammengekommen waren. Entweder, weil sie meine Ängste lesen konnte, oder weil sie einfach nur clever war. Oder vielleicht auch beides. „Das hier geht dich nichts an.“
„Worum geht es denn hier wirklich?“ Nash sah von ihr zu mir zurück, und das grüne und braune Funkeln in seinen Augen war jetzt regelrecht furchteinflößend.
„Sie redet von Todd, aber um ihn geht es hier nicht. Er hat nichts mit dem zu tun, was zwischen uns schiefgelaufen ist.“
„Was ist mit Todd?“, fragte Nash feindselig.
Langsam stieß ich die Luft aus. „Er und ich … wir … Seit gestern Abend sind wir sozusagen zusammen.“
Das Wirbeln in seinen Augen erlosch völlig, und das Einzige, was mir dazu einfiel, war, dass er nicht wusste, was er jetzt fühlen sollte. Dann kehrten die Farben mit einer wilden Explosion zurück – ein regelrechtes Gewitter von Farben. „Und was heißt das jetzt? Hast du mit meinem Bruder geschlafen?!“
„Nein! Dir ist schon klar, dass es bei manchen Leuten tatsächlich Momente im Leben geben soll, in denen sich nicht alles um Sex dreht, oder?“
„Du warst diejenige, die es diese Woche darauf angelegt hatte, Kaylee“, blaffte er. Sein Mund hatte einen harten Zug bekommen, auf seiner Stirn stand eine tiefe Falte.
„Ich weiß. Und es war ein Fehler.“
Zu spät erkannte ich, was ich da von mir gegeben hatte und wie er es komplett missverstehen musste. „Sex mit mir wäre ein Fehler gewesen?“ Verärgert baute er sich auf, aber die Wunde ging tiefer, und wir alle drei wussten es. „Wieso? Weil du so rein und makellos bist? Weil ich deinen Heiligenschein beschmutzt hätte?“
„Das ist nicht das, was ich …“
„Doch, genauso meintest du es.“ Er wurde immer lauter, und ich befürchtete, dass man ihn hören würde, aber auf dieser Seite des Gebäudes gab es keine Fenster, und die Tür blieb auch geschlossen. „Du bist die Reinheit in Person, und ich bin das große moralische Fragezeichen. Vermutlich sollte ich dir danken, du tust mir ja einen richtigen Gefallen. Ohne dich an meiner Seite gebe ich keinen ganz so schlimmen Eindruck ab“, knurrte er, und meine Wangen brannten, als hätte er mich geschlagen. Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich blinzelte sie zurück und gab die Hoffnung auf, dass Nash und ich im Guten auseinandergehen würden. Stattdessen klammerte ich mich an meinen Ärger.
„Was ist eigentlich los mit dir?“ So hatte er noch nie mit mir geredet, und er würde auch jetzt nicht damit anfangen.
„Ich erwische meine Freundin dabei, wie sie vor den Augen der halben Schule mit meinem Bruder rummacht, und da fragst du, was mit mir los ist?“ Er schrie jetzt, seine Hände waren zu Fäusten geballt. „Ich denke, ich habe ein Recht darauf, wütend zu sein.“
„Ja, natürlich.“ Das konnte ich nicht abstreiten. Ich war ja auch sauer gewesen, als ich ihn mit Sabine erwischt hatte, dabei war nicht mal er es gewesen, der das damals initiiert hatte. „Ich weiß nicht, was du sonst noch von mir hören willst. In meinem ganzen Leben hat mir nichts so leidgetan, und Todd fühlt sich so mies, dass er sich schon darauf vorbereitet, es sein ganzes Leben lang bei dir wiedergutzumachen.“
„Aber so mies, dass er die Finger von dir lässt, hat er sich dann doch nicht gefühlt, was?“ Tränen der Wut schimmerten in seinen Augen, auch wenn brennender Schmerz darin zu erkennen war. „Hast du dich von ihm anfassen lassen?“
„Verdammt“, murmelte Sabine. „Beantworte das bloß nicht.“
Überrascht sah ich zu ihr hin. Sie schien mir etwas sagen zu wollen, ohne es wirklich auszusprechen. Irgendeine Warnung. Aber ich kam ja kaum mit meinem eigenen Ärger zurecht.
„Das geht dich nichts an“, sagte ich leise.
Nash blinzelte, sah für eine Sekunde wirklich verletzt aus, dann rollte die zweite
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