Beruehre meine Seele
ziemlich genau, aber nicht daran, was ich mir dabei gedacht habe. Ich bin keine, die fremdgeht, ich liebe Max. Wieso sollte ich also unsere Beziehung aufs Spiel setzen, nur für eine Nacht Spaß mit einem anderen?“
„Es war nur ein One-Night-Stand?“, fragte ich, erschüttert darüber, wie leicht ein einziger kleiner Fehler das Leben eines Menschen von heute auf morgen in einen Scherbenhaufen verwandeln konnte.
Danica nickte niedergeschlagen. „Im Grunde sogar nicht mal das. Ich war eine oder zwei Stunden mit ihm zusammen, vor ungefähr einem Monat. Danach habe ich versucht, die Sache einfach zu vergessen und mich auf die Zukunft zu konzentrieren. Aber immer, wenn ich ihn sehe, will ich über ihn herfallen und ihn ins Bett zerren, obwohl ich mich dafür hasse, was ich Max schon mit dem einen Mal angetan habe. Ich meine, wie ticke ich denn bitte? Das ist doch nicht normal.“ Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Warum kann ich ihn nicht aus meinem Kopf kriegen?“
Ich wartete, in der Hoffnung, sie würde einen Namen fallen lassen. Aber als sie die Hände wieder sinken ließ, starrte sie mit hängenden Schultern und abwesendem Blick die Wand hinter mir an. Vielleicht hatte sie doch ein paar Medikamente intus.
„Wusstest du, dass du schwanger warst?“, flüsterte ich und fragte mich gleichzeitig, ob ich nicht besser langsam gehen und sie in Ruhe lassen sollte. Sie sah erschöpft aus, als wollte sie am liebsten ihre Gedanken abschalten, die Decke über den Kopf ziehen und sich wieder in den Schlaf flüchten.
Danica nickte bedrückt. „Ich hab’s letzte Woche gemerkt. Das war der einzige Lichtblick in dem ganzen Dilemma.“ Sie blinzelte, dann sah sie mir wieder in die Augen. „Ich hatte beschlossen, es zu behalten. Klar, es wäre hart geworden – mein Dad würde mich eher rauswerfen, bevor er einen Bastard als sein Enkelkind akzeptiert –, aber ich hätte es schon irgendwie geschafft. Und dann werde ich heute Morgen mitten in der ersten Stunde auf einmal ohnmächtig, wache im Krankenhaus wieder auf und bum! , mein ganzes Leben ist zerstört.“ Dieses Mal ließ sie ihren Tränen freien Lauf, und sie kullerten ihre Wangen hinunter und tropften auf ihre weiße Bettdecke.
Ich beugte mich zu ihr vor. Sie tat mir so leid, und ich wünschte, ich könnte ihr irgendwie helfen. Aber dies hier war eine Nummer zu groß für mich. Ich hatte weder einen Psychologiekurs belegt noch konnte ich mich als Vorzeige-Exemplar meiner Altersklasse bezeichnen, ein leuchtendes Beispiel für mustergültiges Benehmen war ich bestimmt nicht. Da musste man nur meinen Dad fragen.
„Ach komm, Danica. Dein Leben ist doch nicht zerstört“, widersprach ich energisch und suchte in Gedanken nach überzeugenden Argumenten, die meine Behauptung untermauerten. „Wer weiß, vielleicht verzeiht dir Max, wenn du mit ihm redest und ihm sagst, wie viel er dir bedeutet. Und selbst wenn nicht, du hast noch so viel Zeit, den Richtigen zu finden, und wenn du später dann Kinder haben willst, kannst du …“
„Nein, eben nicht.“ Danica starrte auf ihre Finger, mit denen sie ein zweites Taschentuch zerrupfte und die Fetzen über das halbe Bett verstreute, und der leere, resignierte Klang ihrer Stimme ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. „Ich kann keine Kinder bekommen, Kaylee. Nicht mehr. Was auch immer bei diesem schiefgegangen ist, mein Körper hat es jedenfalls nicht verkraftet.“
Ohh …
Ich lehnte mich schweigend wieder in meinem Stuhl zurück, mir fehlten die Worte.
„Ich weiß, dass ich noch nicht bereit war“, sprach Danica weiter, und ihre Resignation wich einer bitteren Traurigkeit. „Es ist bestimmt blöd von mir gewesen zu glauben, ich hätte schon Mutter werden und die ganze Verantwortung tragen können und alles. Aber womit ich wirklich nicht klarkomme, ist, dass ich jetzt keine Chance mehr habe, irgendwann später einen zweiten Versuch zu starten, wenn ich älter bin. Was ist das für eine kranke Welt, wo ein Arzt einer Siebzehnjährigen sagt, dass ihre Fortpflanzungsorgane völlig hinüber seien und sie niemals Kinder bekommen werde. Und dabei wissen sie nicht mal, woran es überhaupt genau liegt. Darauf hat keiner von denen eine Antwort.“
Mangels einer hilfreicheren Reaktion sah ich Danica einfach nur mitfühlend an, seltsam erleichtert darüber, dass ihre Wut offenbar stärker war als die Verzweiflung. „Sie wissen nicht, wie es dazu gekommen ist?“
Danica schüttelte den Kopf. „Sie wollen
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