Beruehre meine Seele
vertraute schelmische Leuchten seiner Augen gab mir ein Gefühl der Sicherheit nach dem, was ich gerade erlebt hatte und wodurch mir meine Umgebung plötzlich kalt, hart und unfreundlich erschien.
„Du hast dein Date versetzt.“
Verdammt! Ich schloss die Augen und verfluchte mich innerlich selbst. Ich hatte meine Verabredung mit Nash vergessen.
4. KAPITEL
„Was hast du denn im Krankenhaus gemacht?“, wollte Todd wissen, als ich den Rückwärtsgang meines Wagens einlegte und aus der Parklücke fuhr.
„Mich davon ablenken, dass sich meine Anschrift nächste Woche von einer Hausnummer in eine Friedhofsparzelle ändern wird.“ Aber diese Ablenkung war leider nur von kurzer Dauer gewesen, und ohne Danicas Probleme, die mich solange beschäftigt hatten, erschienen meine eigenen wieder auf der Bildfläche, nach Aufmerksamkeit lechzend wie ein Hund, der so lange bellte, bis sein Herrchen ihn endlich fütterte.
Todd musste lachen, und seltsamerweise schien Gelächter im Angesicht des Todes gar nicht so unangebracht zu sein, wenn es von einem Reaper wie ihm kam. „Ja, das kenne ich.“
Und plötzlich, während ich vom Parkplatz auf die Straße fuhr, wurde mir bewusst, dass Todd von allen Leuten, die ich kannte, der Einzige war, der vielleicht tatsächlich verstehen konnte, wie ich mich fühlte.
Als vorbildliche Fahrerin bremste ich bei einem Stoppschild an der Ecke ab und drehte, sobald der Wagen stand, den Kopf, um Todd anzusehen. „Wusstest du, dass du sterben würdest? Ich meine, schon bevor es dann wirklich passiert ist?“ Meine Stimme klang leise und zittrig, nicht viel lauter als ein Flüstern – ein Zeichen meiner Höllenangst, die irgendwo in meinem Bewusstsein hinter einem Vorhang auf ihren großen Auftritt wartete und jedes Mal, wenn ich nach einem fehlgeschlagenen Ablenkungsversuch für einen Moment machtlos gegen sie war, ins Rampenlicht sprang.
„Nur ungefähr fünf Minuten vorher.“
„Hattest du Angst?“ Denn ich selbst kam mir vor wie das Pendel einer alten Standuhr, das unaufhaltsam Sekunde um Sekunde dem Ende entgegenschwang und einfach nicht aufhören konnte, obwohl ihm durch das ständige Auf und Ab schon ganz schwindlig war …
„Und ob. Ich hab niemals auch nur annähernd so die Hosen voll gehabt wie in diesem Moment. Weder davor noch danach.“
Mir spukten eine Million Fragen durch den Kopf, die ich ihm stellen wollte, aber seine Antworten würden mir vermutlich auch nicht helfen. Wie er seinen eigenen Tod erlebt hatte, ließ sich bestimmt nicht einfach auf mich oder irgendjemand anders übertragen. Sterben war die wohl individuellste Erfahrung im Leben, und man musste sie ganz allein machen. Wenn ich auch sonst nicht viel darüber wusste, das war mir immerhin klar.
„Kaylee?“, sagte Todd, als ich in Richtung meines Viertels abbog.
„Hm?“ Ich hörte ihm kaum zu, da ich zu sehr in meine eigenen Gedanken versunken war, beziehungsweise in dem Bemühen, sie nicht zu denken.
„Ich habe jetzt auch Angst.“
Etwas in seiner Stimme ließ mich aufschauen und ihm im schummrigen Licht der Straßenlaterne, an der wir gerade vorbeifuhren, einen fragenden Blick zuwerfen. Dann veranlasste mich etwas anderes, dieses Mal in seinen Augen, rechts ranzufahren, zwei Straßen von meinem eigentlichen Ziel entfernt. Ich blieb vor einem Haus stehen, das mir früher noch nie aufgefallen war, und wandte mich Todd zu.
„Wieso denn?“, fragte ich, und auf einmal wirkte die Nacht um uns herum gespenstisch still, abgesehen vom leisen Brummen des Motors meines Autos.
„Weil ich das hier nicht mal eben wieder hinbiegen kann.“ Er schluckte schwer, eine Hand gegen das Armaturenbrett gestützt. „Es gibt nichts, was ich da machen könnte, und daran bin ich nicht mehr gewöhnt. Ich hasse es, so nutzlos und hilflos zu sein. Aber gleichzeitig fühle ich mich dadurch menschlich, und das letzte Mal, als ich mich so gefühlt habe, ist eine ganze Weile her.“
„Und deine Angst hat nicht zufällig auch was mit Addison zu tun, oder?“, vermutete ich.
Er nickte langsam, als gäbe es noch einen anderen Grund, auf den er jedoch nicht näher eingehen wollte, zumindest nicht sofort. „Ich habe alles für sie getan, was ich konnte. Bloß manchmal ist das einfach nicht genug, und es bleibt einem nichts anderes übrig, als … aufzugeben.“
„Wahrscheinlich. Das Dumme ist nur, dass ich nicht bereit bin, mein Leben aufzugeben“, flüsterte ich.
„Ich auch nicht, weder deins noch meins. Aber zu wissen,
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