Beruehrt
auf der Anrichte neben dem Kühlschrank.
Ihre Vormieterin Nelly hatte Rachel demnach neben den Blumen und den Küchenmöbeln noch ein paar Kleinigkeiten in Schlafzimmer, Bad und Kühlschrank hinterlassen. Wie sie gehört hatte, war Nelly mit einem Stipendium nach Australien gereist.
Rachel knurrte der Magen nach der endlosen Fahrt durch die verwunschenen, hügeligen Sträßchen Cornwalls, auf denen man kaum schneller als im Stadtverkehr vorankam. Daher riss sie zielstrebig die Kühlschranktür und sämtliche Schränke auf. Nelly hatte ihr eine Flasche Ketchup, eine halbe Packung Müsli, vier Scheiben Toast, eine unberührte Packung Biskuits und ein kaum angebrochenes Glas Erdnussbutter vermacht. Die Milch war leider abgelaufen und klumpte bereits. Rachel sah sich nach der Tür zum Bad um und entdeckte sie hinter der cremefarbenen Küchenzeile. Mit gerümpfter Nase kippte sie den flockigen Inhalt ins Klo und drückte die Spülung. Das Bad war wie die Küche groß und hell und frisch renoviert. Es sah nostalgisch aus und passte wie auch die verschnörkelten Fenstergriffe perfekt zum Stil des Schlosses.
Auf dem Fensterbrett des kleinen Erkers mit der großzügigen Badewanne – »Badewanne!« hörte Rachel sich selber kreischen – stand eine Zimmerpalme mit hängenden Blättern. Das konnte Rachel auf gar keinen Fall mit ansehen. Auf der Suche nach einem Gefäß, um das arme Ding zu gießen, erwischte sie über der Waschbeckenablage ihr breit grinsendes Spiegelbild. Im Zahnputzbecher steckten nämlich gleich zwei eingeschweißte Zahnbürsten. »Was Nelly sich dabei wohl gedacht hat?«, fragte Rachel die Pflanze halb laut. »Du könntest mir sicher jede Menge Storys über das wilde Studentenleben hier erzählen …«
Nachdem sie mit dem Becher die Blumenerde gewässert hatte, stieß sie sich übermütig mit einem Bein auf dem Holzboden ab und drehte sich mit dem leeren Wasserbecher schwungvoll im Kreis.
»Wo soll das Teil denn hin?«, riss einer der Umzugsmänner Rachel aus ihren Gedanken und dem Gleichgewicht.
Sie ließ den Zahnputzbecher ins Waschbecken scheppern und stolperte verlegen aus dem Bad. Ihr fiel ein, dass sie sich noch gar nicht zu Ende umgesehen hatte. »Äh, nach dort drüben bitte«, sagte sie und entschied sich spontan für einen größeren Erker gegenüber der Küche.
»Aber der Kamin ist doch dahinten?«, erwiderte einer der Männer verwundert.
»Das macht nichts«, log Rachel und folgte unauffällig seiner Kopfbewegung. Einen Kamin gab es hier auch? Wahnsinn!
»Der Kunde ist König«, behauptete der andere und ließ das Sofa ächzend zu Boden gleiten. »Sollen wir die Verpackung mitnehmen?«
»Unbedingt«, kam Rachels Vater ihr zuvor und schob sich mit einem Flachbildschirm an den Männern vorbei.
»Wo soll der stehen, Liebes?«
»Wow, Dad! Ist der für mich?« Rachel machte einen Hüpfer und sah sich suchend nach dem Kabelanschluss um. »Ich bin noch gar nicht dazu gekommen …«
»Studenten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren«, brummte der erste Möbelpacker und schnitt die Plastikfolie auf, unter der sich Rachels erstes eigenes Sofa befand.
»Arm passt jedenfalls bestimmt nicht«, murmelte der zweite, während er seinem Kollegen half, Pappe und Plastik einzusammeln.
»Also? Wohin mit dem Fernseher?«, fragte Paul McIntyre ungerührt und zwinkerte seiner Tochter zu. »Hast du gesehen, dass du noch zwei Zimmer hast? Wenn deinem Vater das Geld ausgeht, musst du eins davon an besagte arme Studenten vermieten«, sagte er schmunzelnd und laut genug, dass es die Speditionsleute mitbekommen mussten.
Rachel gab es auf, das selige Grinsen aus ihrem Gesicht vertreiben zu wollen, und öffnete die Tür links neben dem Bad. Das Schlafzimmer sah aus, als wäre es aus einem Laura-Ashley-Katalog. In der Mitte des Raumes stand ein riesiges Doppelbett mit flauschigen Kissen, von dem aus man einen atemberaubenden Blick auf die Küste hatte. Zu Rachels großer Überraschung war es bereits frisch bezogen, und zwar mit ihrer Lieblingsbettwäsche. »Deine Mutter hat es sich nicht nehmen lassen, die schon mal an deine Vormieterin zu schicken, weil sie doch heute nicht hier sein kann«, sagte ihr Vater und hob entschuldigend die Schultern.
Rachel wäre ihm am liebsten stellvertretend stürmisch um den Hals gefallen, aber er trug immer noch den Fernseher.
»Hier drin ist kein Anschluss«, stellte sie fest und entdeckte im Hinauseilen, dass das große zweiflügelige Fenster in Wirklichkeit eine
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