Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beruehrt

Beruehrt

Titel: Beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Lyall
Vom Netzwerk:
Balkontür war. »Daddy, ich habe sogar einen Balkon! Wahnsinn! Wer will denn da auf dem Campus wohnen?« Mit pochendem Herzen rannte Rachel aus dem Schlafzimmer und riss die Tür zum letzten Raum auf. Er war kleiner als die anderen, aber lichtdurchflutet. Hier hatte Nelly neben einer offenbar viel genutzten Staffelei auch einen Topf mit Pinseln und ein paar halb ausgedrückte Farbtuben hinterlassen.
    Rachel stürmte quietschend vor Glück zurück in den Wohnbereich, wo sie nach längerem Suchen endlich den Fernsehanschluss fand – und zwar ausgerechnet hinter dem Sofa. »Macht nichts«, verkündete sie ihrem Vater, der vor lauter Anstrengung inzwischen einen hochroten Kopf hatte. »Stell ihn einfach irgendwo ab. Das können wir auch später machen. Wie wär's mit einer Tasse Tee und ein paar Biskuits?«
    Die folgenden Tage vergingen wie im Traum. Rachel richtete sich in ihrem ersten eigenen Apartment ein, rückte Möbel zurecht, hängte Bilder auf und kaufte Lebensmittel, die sie in ihren eigenen Kühlschrank stellte. Sie kochte für sich und ihren Vater auf ihrem eigenen Herd, gemeinsam schlossen sie Rachels eigenen Fernseher, ihr Telefon und den Computer an. Zusammen erkundeten sie den Weg von Falmouth hinauf zum zweiten Campus in Penryn und gingen abends in das Pub.
    Als sich ihr Vater schließlich verabschiedete und die Tür hinter sich zuzog, hielt Rachel für einen Moment inne. Fühlte es sich so an, erwachsen zu sein? Rachel rutschte an der Tür hinab auf den Boden und atmete tief durch. Das war das Ende eines Lebensabschnitts, der Anfang eines neuen. Im ersten Moment hätte sie fast angefangen zu heulen. Am liebsten wäre sie ihrem Dad hinterhergelaufen, um ihn zu bitten, noch nicht nach Hause zu fahren. Nach Hause, nach Chelmsford, zu Sissy und Mama – so schrecklich weit weg … und zum Glück so weit weg. Fünf Grafschaften lagen dazwischen, und das war gut so. Ihr Herz schlug schneller und sie drängte die Schatten der Erinnerung mit einem tiefen Atemzug beiseite. Ihr Zuhause, das war jetzt wohl hier, oder? Es war ein gutes Gefühl. Rachel stand auf und sah sich um. Zweieinhalb Zimmer, der pure Luxus – und sturmfrei! Was sollte sie als Erstes tun?
    Plötzlich klopfte es.
    Schwungvoll zog Rachel die Tür auf. »Hast du was vergessen und es ist dir erst am Par…?«
    Doch nicht ihr Dad, sondern der Junge, der sie am ersten Tag beinahe umgerannt hatte, stand vor ihr. Er versuchte neugierig, über ihre Schulter einen Blick in die Wohnung zu erhaschen.
    Rachel klappte den Mund zu. Was wollte der denn?
    »Na, ist dein alter Herr ausgezogen? Das war doch dein alter Herr oder stehst du auf ältere Typen?« Dabei grinste er sie provozierend an und musterte sie von oben bis unten. »Coole Bude, wir wohnen den Gang runter, gleicher Schnitt, soweit ich sehe … aber zu dritt als WG.«
    Rachel war drauf und dran, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen, als er plötzlich hinter dem Rücken ein etwas lädiertes Büschel Gänseblümchen hervorzog. »Hier, die hatte ich der Prinzessin ja zum Einzug versprochen«, erinnerte er und deute eine Verbeugung an.
    »Mein alter Herr sagt, ich darf keine Geschenke von fremden Jungs annehmen«, konterte Rachel forsch und verschränkte die Arme.
    »Oh, ach ja«, sagte ihr Gegenüber und kratzte sich hinterm Ohr. »Meine Manieren, tut mir leid. Caleb Johnson der Name, zu Diensten. Kommst du mit an den Strand und nimmst mir diese Blumen ab, aber besser in umgekehrter Reihenfolge?«
    Rachel tat ihm den Gefallen und streckte den Arm aus. Als sie nach den Blümchen griff, berührten seine Finger zart ihre Hand. Sie zuckte zurück und hätte den Strauß beinahe fallen lassen. War das Absicht gewesen? Mensch Rachel, jetzt stell dich nicht so an, ermahnte sie sich und lächelte zögernd. Ganz offensichtlich versuchte er ja einfach nur, nett zu sein. »Danke … Strand? Jetzt?«
    »Ja klar, abhängen, Steine springen lassen, vielleicht ein Bad in rauer See?! Oder hast du was Besseres vor?« Verschmitzt sah er sie an.
    »Ich weiß nicht«, meinte Rachel, »ich …« Skeptisch schielte sie aus dem Fenster. Richtig einladend sah der grau verhangene Wolkenhimmel nicht gerade aus. Und sie kannte den Typen doch gar nicht. Allerdings ließ er sich anscheinend ohnehin nicht abwimmeln. In dem Moment ertönte eine andere Stimme vom unteren Ende des Flures. »Was ist denn nun, Caleb, kommt sie oder hast du sie schon verschreckt?«
    Neugierig spähte Rachel an Caleb vorbei. Zwei weitere Typen in

Weitere Kostenlose Bücher