Beruehrt
werden!
Kathys Fuß leuchtete inzwischen in mindestens drei ineinander verlaufenden Farben und war um das Doppelte angeschwollen, weswegen sie sich in ultrabreite Sandalen gequetscht hatte. Aber da sie langsam gingen, war das kein Problem.
Gegen Mittag kam die Sonne heraus und es wurde schlagartig wärmer. Die Mädchen setzten sich in eines der zahllosen Straßencafés im Hafenbereich, um eine gefüllte Teigtasche zu essen und etwas zu trinken. Über ihnen kreischten die Möwen. »Ibff liebe diewwe Dimmber«, brachte Kathy mit vollem Mund und geschlossenen Augen hervor. Rachel streckte ihr Gesicht der Sonne entgegen. »Fast wie Urlaub«, murmelte sie schläfrig.
»Ja, das ist schon echt Luxus, hier zu studieren«, gab ihr Helen recht. »Obwohl New York und Paris auch nicht übel waren.«
Rachel fuhr hoch. »Du hast in New York und Paris gelebt?«
Helen zuckte beiläufig mit den Schultern, als ob es das normalste der Welt wäre. »Mein Vater ist im diplomatischen Dienst. Aber auf Tokio hatte ich keine Lust, also hab ich mich abgesetzt.«
»Nach Cornwall«, sagte Rachel trocken und schüttelte verständnislos den Kopf. »Voll die Alternative.«
»Na, es ist doch so«, erklärte Helen. »Franzosen sind echt süß. Aber japanische Jungs, das geht gar nicht. Die sind doch viel zu klein geraten.« Sie machte eine vielsagende Geste mit Daumen und Zeigefinger.
»Willst du damit sagen, dass …?« Rachel wurde rot.
Helen zwinkerte ihr zu. »Die cornischen Jungs sind mir lieber. Und hier in der Provinz ist bestimmt …« Sie brach ab, als plötzlich ein Schatten auf sie fiel.
»Guten Tag, die Damen. Haben Sie denn auch die Kurtaxe bezahlt und den Extratarif für den strahlenden gelben Ball da oben? Sonst ziehen wir die Vorhänge nämlich gleich wieder zu.«
»Caleb?«, sagte Rachel überrascht und verschluckte sich fast an ihrer Limonade. »Was machst du denn hier?« – Und wie lange hast du uns schon zugehört, fragte sie sich im Stillen.
»Ich arbeite um die Ecke«, erklärte Caleb mit einer Geste über die Schulter. »Haben dir das die Damen nicht verraten?« Er lächelte sein blitzweißes Zahnpastawerbelächeln. Entweder war er ein guter Schauspieler oder er hatte wirklich nichts von Helens Ausführungen mitbekommen.
»Wir haben auch genug Themen, die nichts mit dir zu tun haben«, gab Helen eine Spur zickiger zurück als nötig. »Warum arbeitest du bei dem traumhaften Wetter überhaupt?«
»Nicht alle von uns wurden auf der Sonnenseite des Lebens geboren«, erklärte er ebenso kryptisch wie theatralisch. »Aber wir machen das Beste daraus, nicht wahr, Helen? Du hattest übrigens recht mit der Unwucht bei meinem Auto, Rachel. Danke für den Tipp! Ich schulde dir ein Eis – aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit.« Er grinste sie an, schulterte eine Art Seesack, der Rachel bis dahin noch gar nicht aufgefallen war, und ging.
»Was war das denn?«, wunderte sich Kathy.
»Ach, wir haben unterschiedliche Ansätze, was das Thema Geld angeht. Ist ja auch egal.« Helen hob die Schultern und sah Rachel forschend an. »Schätze, unser Sonnyboy steht auf dich.«
»Pff«, machte Rachel und biss in ihre Teigtasche. »Welpbffe Ehre«, nuschelte sie kauend.
»Oh, eine Menge Mädchen würden dich beneiden«, meinte Kathy und schielte vielsagend zu Helen herüber. »Der Gute ist ziemlich wählerisch.«
Helen rührte so heftig mit dem Strohhalm in ihrer Limonade herum, dass er abknickte. »Na ja, er ist immer schon der Schulschwarm gewesen«, erklärte sie dann betont locker. »Sieht gut aus, spielt in einer Band, kann sich bewegen, hat was in der Birne … und in der Hose – Mädels stehen auf so was.«
»Kann sein«, sagte Rachel und musste schmunzeln. »Das kann ich nicht beurteilen.« Ihre neue Freundin war manchmal ziemlich direkt.
»Tja«, meinte Helen und feixte. »Hättest dich nicht so zieren dürfen, was das Duschen angeht. Aber die nächste Chance kommt bestimmt!«
Rachel wurde rot. Helen war sogar sehr direkt! »Da war ja wohl euer Wolf dran schuld«, konterte sie mit gespielter Empörung, um irgendwie das Thema zu wechseln.
»Ist klar, Rotkäppchen, das kannst du deiner Großmutter erzählen«, mischte sich nun auch Kathy ein. »Apropos Wolf, lass dich ja nicht vom rechten Weg abbringen, wir haben dich gewarnt!«
»Keine Blumen pflücken, direkt zu Oma«, mahnte Helen mit erhobenem Zeigefinger. »Sonst pflückt er nämlich dich und du endest mit gebrochenem Herzen in seinem immer größer
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