Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beruehrt

Beruehrt

Titel: Beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Lyall
Vom Netzwerk:
bemüht, ihren Sturz abzufangen, weswegen sie halb auf ihm landete. Rachel kam sich ziemlich bescheuert vor, wie sie ihm atemlos ins Gesicht keuchte. Schnell rappelte sie sich hoch. Aber nicht schnell genug für Grayson. Irgendwie gelang es ihm, sie zurückzuziehen, und schon lag sie auf dem Rücken, während er sich dicht über sie beugte.
    »Keine Angst«, flüsterte er. »Ich werde dich nie wieder gegen deinen Willen küssen. Ich wollte mir nur die Farbe deiner Augen einprägen, damit ich sie nicht vergesse, was auch immer geschieht.«
    Seine warme Stimme, sein Herz auf ihrem und sein Duft in ihrer Nase sorgten dafür, dass sie nicht mehr klar denken konnte. Rachel nahm all ihren Mut zusammen. Sie reckte sich zu ihm hoch und presste ungestüm ihre Lippen auf seine, damit er endlich zu reden aufhörte. Den Kuss hatte sie schließlich noch gut bei ihm!
    Als er sie zurückküsste, schloss Rachel die Augen. Sie spürte seine Hände in ihrem Haar und fragte sich einen Augenblick lang schuldbewusst, was aus der Orchidee geworden war. Dann erinnerte sie sich, die kleine Blume bei ihrem überstürzten Aufbruch schon im Restaurant aus ihrem Zopf gezogen und auf den Boden geworfen zu haben.
    Er strich eine salzige Strähne aus ihrem Gesicht und stützte ihren Kopf mit seinen Händen. Behutsam löste er seine Lippen von ihren, ließ sie über ihre Nasenspitze, ihre Wangen, Augen und Stirn wandern und kehrte zu ihrem Mund zurück. Unendlich zart. Rachel kämpfte ihre Arme unter seinem Bauch hervor und suchte seinen Rücken, seinen Nacken. Sie musste ihn anfassen, seine Haare spüren, seine Haut.
    Dann setzte der Regen ein. Von jetzt auf gleich schüttete es wie aus Eimern. Kurz danach donnerte es über ihnen so laut, dass Rachel zusammenzuckte.
    »Los, dahinten sind Höhlen!«, rief Grayson gegen den Wind. Sie hatten überhaupt nicht gemerkt, dass die Böen immer stärker geworden waren und Wellen gegen den Strand peitschten. Mit einem Mal fror Rachel so, dass ihre Zähne klapperten. Grayson zog sein Sakko aus und legte es ihr über die Schultern, während sie in Richtung der Klippen spurteten.
    »Ist das nicht gefährlich?«, brüllte sie ihm ins Ohr.
    »Wir müssen nur schnell da rein, dann sind wir sicher«, meinte er. »Die Flut steigt nicht so hoch und wir müssen auf jeden Fall schleunigst weg vom Strand.« Ein Blitz zuckte grell über den Himmel, dicht gefolgt von einem weiteren Donnerschlag, als wolle er ihm nachdrücklich recht geben.
    Sie eilten an mehreren Felsvorsprüngen vorbei, weil der Sand dort überall nass war. Aber ein paar Meter weiter entdeckten sie tatsächlich eine etwas tiefere Höhle, die besseren Schutz vor Wind und Wetter versprach. Die trockenen, verkohlten Reste eines Lagerfeuers und ein paar Graffitis an der Wand ließen vermuten, dass sie nicht die ersten menschlichen Wesen der Neuzeit waren, die diesen Felsvorsprung für tauglich befanden.
    »Tja, da wären wir also«, schmunzelte Grayson. »Trautes Heim, Glück allein.«
    »Die Höhlenzeichnungen sind auch nicht mehr das, was sie früher mal waren«, unkte Rachel und studierte die Rechtschreibfehler in einer Parole, die ein Sprayer hinterlassen hatte.
    »Deine Bilder gefallen mir besser«, bestätigte Grayson. Er stand dicht hinter ihr. Sie konnte ihn nicht sehen, aber seine Nähe verhielt sich zu ihrem Herzen wie ein außer Kontrolle geratener Schrittmacher.
    Sie schloss die Augen. Wenn er sie jetzt anfasste oder sie sich umdrehte, dann … Sie waren sich viel zu nah. Es lag etwas Elektrisches in der Luft, das nichts mit dem Gewitter zu tun hatte. Rachel hatte eine solche Sehnsucht, ihn zu berühren, weiterzumachen, wo sie draußen aufgehört hatten, dass es fast wehtat. Ihre Sinne überreagierten. Sie hörte den Sand unter ihren Füßen knirschen, sobald sie ihr Gewicht nur ein klein wenig verlagerte, sie nahm das dumpfe Prasseln des Regens wahr, jeden einzelnen Tropfen, das Heulen des Sturms, vor dem sie davongelaufen waren. Und sie hörte Grayson atmen. Schwer. Ob es ihm genauso ging? Die Stille zwischen ihnen war lauter als das Unwetter.
    »Wie lange dauert so ein cornisches Gewitter wohl?«, fragte Rachel schließlich. Sie erschrak über den belegten Klang ihrer Stimme, der die Atmosphäre durchbrach. Grayson entfernte sich. Sie spürte es, noch bevor sie seine Schritte hörte. Er nahm alle Wärme mit sich. Sofort kletterte Kälte ihren Rücken herauf.
    Rachel zog sein Sakko fester um sich und sah sich verunsichert nach ihm um. »Was

Weitere Kostenlose Bücher