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Beruehrt

Beruehrt

Titel: Beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Lyall
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sie ihn mit einem aufgemalten Lächeln. Der arme Kerl konnte ja nichts dafür, dass er sie aus Versehen mit Grayson ertappt hatte. »Was machst du denn hier?« Was für eine bescheuerte Frage …
    Caleb grinste, wobei er Grayson vollkommen ignorierte. »Im Moment wäre die ehrliche Antwort ›Pause‹.« Er hob sein Glas Bier und prostete ihr zu. »Wie gefällt es dir?«
    »Das Essen war sehr gut«, lobte Grayson vielsagend. »Die Gesellschaft bisher auch.«
    »Und die Musik«, warf Rachel ein, aber die Jungs beachteten ihre Einwurf gar nicht.
    »Ja, manchmal beweist unsere Rachel mehr, mal weniger Geschmack«, gab Caleb zurück. »Heute hat sie wohl einen besonders schlechten Tag.«
    Rachel verschluckte sich fast an ihrem Wein. »Hey, Leute. Beruhigt euch mal, okay? Und redet nicht von mir in der dritten Person!« Sie fühlte sich äußerst unwohl. Irritiert sah sie von einem zum anderen. »Was soll das?«
    Grayson hob abwehrend die Hände. Sofort kam einer der Kellner dazu. »Gibt es ein Problem?«
    »Nein, nein«, erwiderte Grayson und lächelte kühl. »Wir kennen uns.«
    Rachel fröstelte. »Könnt ihr das bitte unter euch ausmachen, und wenn's geht, ein andermal?«, sagte sie so leise wie möglich. »Die Leute gucken schon.«
    »Kein Problem«, gab Caleb friedfertig zurück. »Ich bin hier nur für die Musik zuständig. Gerade mache ich eine kleine Runde bei den Gästen und frage nach besonderen Wünschen«, erklärte er an den Kellner gewandt, der sich daraufhin beruhigt zurückzog.
    »Ja, dann spiel doch was für uns«, bat Grayson. »Etwas Geschmackvolles für die Lady!« Er legte einen Geldschein auf den Tisch.
    Caleb presste sichtbar die Kiefer aufeinander. »Euer Wunsch ist mir Befehl«, sagte er dann. »Prinzessin …« Er stellte sein Bier auf der Zehnpfundnote ab, verneigte sich vor Rachel und schlenderte zur Bühne zurück.
    »Bitte, was sollte das?«, fragte Rachel.
    Grayson beobachtete Caleb und klatschte laut und langsam, als der seine Gitarre wieder in den Verstärker stöpselte und einen ruhigen, uralten Song anstimmte – und zwar von Chris de Burgh. Es waren die ersten Takte von The Tower. Rachel schluckte. Diese traurige Melodie kannte sie viel zu gut und sie verwünschte sich dafür, Caleb bei der Party überhaupt auf die Fährte gebracht zu haben. Selbst Cornwall war noch nicht weit genug weg von allem. Hatte er nicht neulich noch behauptet, das Stück nicht zu kennen? Da hatte jemand seine Hausaufgaben mehr als gründlich gemacht. Was wollte er damit bezwecken? Und ausgerechnet jetzt und hier? Sie fuhr herum und funkelte ihn an. Caleb sah ihr seltsam unbeteiligt in die Augen, bevor er die seinen schloss und mit trauriger, brüchiger Stimme zu singen begann: »A great lord came walking through the forest one morning, with a weapon in his hand; rich was his castle, he lacked for nothing, but killing was his plan …«
    Aus seinem Mund, parallel dazu Graysons undurchschaubaren Blick auf sich geheftet, erhielten die Worte für Rachel plötzlich eine ungeheuerliche Bedeutung. Sie fühlte sich wie die Frau in dem Lied als Beute, als Trophäe. Und keiner der beiden hier war besser als der andere, ihre Warnungen voreinander waren einfach nur eigennützig und gemein. Es ging ihnen doch überhaupt nicht wirklich um sie! Rachel spürte, wie Tränen in ihr hochstiegen. Sie meinte, keine Luft mehr zu bekommen, und plötzlich war ihr das alles viel zu viel. Sie war enttäuscht und traurig und Beckys furchtbare Geschichte kam ungebremst in ihr hoch. The Tower war Beckys und ihr Lieblingssong gewesen
    »Ich muss raus hier«, verkündete sie knapp, warf ihre Serviette auf den unberührten Dessertteller und schob den Stuhl so schwungvoll zurück, dass er krachend umfiel. »Es tut mir leid.« Sie stürzte nach draußen.
    Dass der filigrane Schmetterling in tausend Stücke zersplitterte, bekam sie nicht mehr mit.

6
    I m Laufschritt überquerte Rachel den Parkplatz und landete blindlings auf dem Küstenwanderweg. Gut so. Sie wollte weg, nur weg von Caleb, von Grayson, von der Musik, den Erinnerungen, den Warnungen und Gesinge, von allem. Was bildeten diese Kerle sich eigentlich ein?
    »Rachel!« Sie hörte ihren Namen, aber die Stimme drang nicht zu ihr durch.
    »Rachel! Warte doch!« Es war Grayson.
    »Lass mich in Ruhe!«, heulte sie und rannte weiter, beschleunigte, lief vor ihm davon.
    »Rachel, bitte! Es tut mir leid!« Seine Stimme kam näher. Er holte sie ein.
    Sie verlangsamte ihr Tempo und blieb

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