Beruehrt
bedächtig. Die Erinnerung an den Partykuss setzte zeitgleich mit einer leichten Röte ein.
Zum Glück kam in dem Moment der Kellner, um die Bestellung aufzunehmen.
Rachel seufzte. Natürlich hatte sie noch keine Zeit gehabt, die Karte ausführlich zu studieren, geschweige denn eine Entscheidung zu fällen, aber das war jetzt auch egal. Der Typ sollte bloß nicht gleich wieder verschwinden. »Ich nehm dann den Fisch.«
»Und welchen?«, fragte der Kellner unbeeindruckt.
»Äh. Die Tagesempfehlung?«, sagte Rachel kratzbürstig.
»Wir nehmen beide den Seehecht«, kürzte Grayson freundlich, aber bestimmt die drohende Diskussion ab. »Und dazu ein Glas weißen Chardonnay bitte. Du magst doch Wein, oder?«
Rachel zuckte gleichgültig mit den Achseln. »Ja, ein Glas kann nicht schaden«, erklärte sie leicht verstimmt.
»Ich bleibe beim Wasser«, teilte Grayson dem Kellner mit. »Einer muss ja nüchtern bleiben, damit hier nichts aus dem Ruder läuft.«
»Aha«, sagte Rachel und nestelte ruppig an ihrer Serviette herum.
»Hab ich was Falsches gesagt?«, fragte Grayson.
»Nein«, behauptete Rachel. »Doch«, überlegte sie es sich dann anders und legte die Serviette weg. »… aus dem Ruder läuft!«, äffte sie ihn nach und holte Luft. »Weißt du, ich finde das alles hier ziemlich schräg. Es ist nett, dass du mir bei der Bestellung helfen wolltest. Aber ich bin kein kleines Kind und du musst mir nicht beweisen, wie gut du erzogen bist. Das Cove ist bestimmt nicht das erste schicke Restaurant, in dem ich esse. Ich war nur …« Ausgerechnet mitten in ihrem Satz musste natürlich Caleb anfangen zu spielen. Sie schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. »Ich war nur ein bisschen abgelenkt. Ich bin eher der dezente Typ, weißt du? Und deswegen wollte ich nicht gleich überall im Schloss verbreiten, dass ich mit dir essen gehe. So viel zu mir. Jetzt lass uns von dir reden.«
Es war nicht zu übersehen, dass Grayson sich anspannte. Diesmal war sie diejenige, die die Wirkung ihrer Worte auskostete. Anscheinend hatte sie voll ins Schwarze getroffen. Gnädig baute sie ihm eine Brücke. »Wieso fährst du einen Copen?«, fragte sie und fügte im nächsten Atemzug hinzu: »Und welche Frage hätte dir gerade eben den Angstschweiß auf die Stirn getrieben, wenn ich sie gestellt hätte? Aber denk dran, keine Spielchen!«
»Heißt das, wir spielen Wahrheit oder Pflicht?« Grayson hatte sich wieder gefangen. Er nickte anerkennend. »Eins zu null für dich, ich wollte dich nicht bevormunden – also einverstanden, aber wir modifizieren die Spielregeln. Nur eine Frage pro Date und keine Pflicht als Wahlmöglichkeit – zumindest solange wir hier sind.« Er räusperte sich. »Also … ich mag den Copen, weil er anders ist, etwas Besonderes. Ich mag die Optik und den Charakter. Einen Porsche, Spider oder Alfa hat jeder, den Copen kennt nicht mal die Hälfte von denen.«
Rachel lächelte. Die Antwort gefiel ihr und erst recht, dass er weitere Dates anvisierte. »Jeder, ist klar … bei dir hört sich das so an, als würden diese Autos wie Volkswagen massenhaft am Band produziert. Aber gut, dann bist jetzt wohl du dran.« Sie lehnte sich zurück. Ihre Nervosität verflog zusehends. Sollte Caleb doch spielen, was er wollte.
Der Kellner hatte unauffällig die Getränke serviert und wenig später kam auch schon das Essen. Rachel wippte mit dem Fuß gedankenverloren im Takt der Musik und sie verdrängte wunderbar, wer an der Gitarre und dem Mikrofon dafür zuständig war. Grayson allerdings schien das anders zu gehen.
»Ich möchte schieben«, sagte er unvermittelt. »Ich heb mir meine Frage für ein andermal auf, okay?«
Rachel dachte nach. »In Ordnung«, antwortete sie gut gelaunt. »Aber du kannst die Frage nur heute noch einlösen, morgen ist sie verfallen, abgemacht?«
»Abgemacht«, versprach er. Seine Stimme klang rau und er räusperte sich erneut, während sein Blick kurz zur Bühne wanderte. »Nachtisch?«, fragte Grayson im nächsten Moment und Rachel nickte begeistert. »Der Zitronen-Käsekuchen klang lecker, oder?«
Keine fünf Minuten später servierte ihnen der Kellner ein kleines Kunstwerk mit einem filigranen Schmetterling aus Zuckergitter.
»Das ist fast zu schade, um es zu essen«, raunte Rachel andächtig.
»Manchmal ist es vielleicht einfach Schicksal und man muss sich damit abfinden«, orakelte es plötzlich schräg hinter ihr.
Unangenehm berührt drehte sich Rachel um. »Hallo, Caleb«, begrüßte
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