Beruf - Herzensbrecher
von ihr ausnutzen lassen, er hatte einfach das Weite suchen müssen. Und als er sie heute Abend in ihrem sündhaft aufregenden Abendkleid gesehen hatte, war es schon wieder um ihn geschehen. Er hatte sie nur provoziert, weil er so wütend auf sich selbst gewesen war, dass diese Frau solch einen Einfluss auf ihn hatte. Und er hatte sie beleidigt … genau wie ihr Vater.
Was ihm unendlich leidtat. Nachdem er gerade Zeuge der Auseinandersetzung geworden war, verstand er, wieso diese Frau zugleich so weich und doch auch harsch und berechnend sein konnte. Dreist und direkt, aber auch verletzlich. Ehrgeizig, aber eben auch auf seltsame Weise treuherzig. Hunter wusste immer noch nicht, welche Seite sie für ihn bereithielt, doch er war sich mittlerweile sicher, dass nichts, was ihr die Presse vor drei Jahren vorgeworfen hatte, der Wahrheit entsprach.
Er sah, wie sie in ein Zimmer am Ende des Flures abbog. Sollte er sich schon wieder zum Narren halten lassen? Doch in der Not hatten ihm seine Eltern zumindest immer beigestanden. Und Booker. Carly jedoch …
Als Carly ihren sogenannten Fehler gemacht hatte, war sie von den zwei wichtigsten Menschen in ihrem Leben verlassen worden.
Mit verbissenem Blick folgte er ihr den Korridor hinunter. An der offenen Tür eines in dunkelgrün gehaltenen Büros blieb er stehen. Mit hochrotem Kopf lief Carly im Büro auf und ab, ihre Beine sahen unter dem roten Kleid großartig aus.
Er zögerte und überlegte, ob er wieder gehen sollte. Stattdessen fragte er: „Erklärst du mir, was gerade los war?“
Sie hielt keinen Moment inne, und ihre Stimme klang genauso wütend, wie sie aussah: „Ich will, dass du gehst.“
An ihre spitzen Bemerkungen und sarkastischen Kommentare war er gewöhnt, doch er hatte sie noch nie so direkt und wütend erlebt. Nicht einmal, wenn er sie beleidigt hatte.
Die Champagnergläser in der Hand, betrat er das Büro. „Ich finde, wir sollten reden.“
„Nein“, schrie sie und schien kurz davor, die Fassung zu verlieren.
Er stellte die Gläser auf einen wuchtigen Schreibtisch aus Walnussholz. „Vielleicht fühlst du dich besser, wenn du den Tränen freien Lauf lässt.“
„Nein.“ Sie schmiss ihre Handtasche auf den ledernen Bürosessel. Diese sonst so selbstbewusste Frau so verletzlich zu erleben war für ihn schwer erträglich. „Ich hab mir geschworen, nie wieder deswegen zu heulen. Und schon gar nicht hier .“
Sie tat ihm unendlich leid. „Warum nicht hier?“
Immer noch lief sie auf und ab, doch diesmal warf sie ihm einen Blick zu. „Nachdem das mit Weaver publik und ich kurz darauf gefeuert wurde, bin ich hergekommen, um Trost zu suchen.“ Sie wies in Richtung des Schreibtisches. „Und direkt als ich zur Tür hereinkam, musste ich mir von ihm anhören, dass es die Pflicht eines jeden Reporters und jeder Zeitung ist … Geld zu machen. Er wollte gar nicht aufhören damit.“ Ihre Augen waren verdächtig feucht, doch sie weinte nicht. „Er interessierte sich einen Dreck dafür, wie es mir ging.“
Er sah ihr zu, wie sie auf und ab lief. „War es schon immer so schwierig zwischen dir und deinem Vater?“
„Nein. Das würde es irgendwie erträglicher machen. Dann könnte ich ihn einfach abhaken. Aber ich musste ja zurück nach Miami ziehen.“ Sie biss sich auf die Unterlippe.
Er atmete langsam aus. „Es fällt schwer, loszulassen, doch manchmal ist es notwendig.“
Sie hielt inne. „Genau.“
Sie sahen sich einen Moment lang an. Einige Herzschläge später spürte Hunter wieder die gleiche Begierde wie schon in der Dusche. Doch diesmal war es nicht nur sexuelle Begierde. Ihm wurde mulmig zumute, und er verschränkte die Arme. „Seit wann habt ihr beide Probleme miteinander?“
Ihr Blick verdunkelte sich. „Meine Mutter starb kurz nach meiner Geburt, also war mein Vater immer alles für mich. Bis ich älter wurde. Irgendwann kritisierte er immer nur noch an mir rum, bemängelte jede meiner Entscheidungen, selbst meine Kleiderwahl.“ Sie verzog den Mund und strich sich das Kleid glatt. „Das Kleid hier habe ich heute Abend nur angezogen, um ihn zu ärgern.“ Sie seufzte spöttisch und sah aus einem Fenster in die Nacht hinaus. Als sie wieder sprach, war es beinahe nur zu sich selbst. „Ich weiß nicht, warum ich nicht aufhören kann, ihn zu provozieren.“
Er wusste, warum. „Selbst zuhauen, bevor du eine reinkriegst. Ist eine Art, sich zu schützen.“ Er kannte das von sich selbst.
Sie sah ihn an, als hätte sie das nie
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