Beruf - Herzensbrecher
zögerte und sagte dann: „Aber den Schrei am Ende nicht.“
Der Schrei war nicht gespielt gewesen. Sie hielt seinem Blick stand. „Schade, dass du meinen Enthusiasmus nicht zu schätzen weißt.“
Er brauchte einen Moment, um zu antworten. „Deinen Enthusiasmus für deinen Job bezweifle ich nicht.“
Der Vorwurf tat Carly ungeheuer weh.
Abgesehen von Thomas hatte es ihr noch nie wehgetan, wenn ein Mann sie verlassen hatte. Und doch schaffte es dieser Mann, mit dem sie nicht einmal zusammen war, ihr erst einen Höhenflug der Gefühle zu verschaffen, nur um sich dann rarzumachen und sie im nächsten Atemzug der Lüge zu bezichtigen. Das hatte sich bislang kein Mann bei ihr getraut. Verdammt. Sie schluckte ihre Wut hinunter.
Lass es. Das ist er gar nicht wert.
Doch ihre Stimme klang erregt. „Ich frage mich, ob dein Zweifel mit meiner Vergangenheit zu tun hat oder mit deiner.“
Er reagierte erst einmal nicht, nur ein Muskel in seiner Wange zuckte kurz. „Bevor wir weitermachen, brauche ich erst einmal eine Pause. Ich hole uns mehr Champagner, bin aber gleich wieder zurück.“ Er nahm ihr Glas und machte sich auf zur Bar.
Sie sah ihm nach und atmete tief aus. Doch bevor sie sich entspannen konnte, sprach ein anderer Mann sie von hinten an.
„Hallo, mein Kätzchen.“
So hatte er sie seit ihrer Kindheit genannt. Sie schloss kurz die Augen, um sich für die Begegnung mit ihrem Vater zu wappnen.
Carlys Magen zog sich zusammen. Sie hasste es, zu hören, was er von ihrer Karriere, ihren Entscheidungen und ihrem Fehler hielt. Sie war es gewohnt, dass er kein gutes Haar an ihr ließ. Egal, was sie tat, nie war es gut genug. Doch sie war jetzt erwachsen. Sie brauchte sein Lob nicht. Und sie würde ihn nicht darum bitten.
Ihre Jugend, als niemand sie verstanden hatte, war hart gewesen. Ständig hatte sie sich von ihrem Vater provozieren lassen. Und das war heute wieder so. Sie gefiel sich nicht, wenn er in ihrer Nähe war. Und vor allem deshalb hatte sie ihn die letzten sechs Monate gemieden.
Bleib cool, Carly. Immer ruhig bleiben. Und was immer du tust, fang nicht an zu heulen.
Sie wandte sich schwunghaft zu ihm zu. „Hallo, Dad.“
Er sah großartig aus mit seinem grau melierten Haar. Groß. Fit. Selbstbewusst. Aber fünfundzwanzig Jahre an der Spitze eines großen Nachrichtenkonzerns hatten ihn verhärmt.
„Ich hatte angenommen, dass du nicht kommen würdest“, sagte er.
Tut auch gut, dich zu sehen, Dad. Danke, mir geht es gut. Wie geht’s dir?
Sie verbarg ihre Enttäuschung über die Begrüßung. Sie wusste ja, woran sie bei ihm war. „Stand ich deshalb auf der Gästeliste?“
Seine Augen wurden ein wenig schmaler. „Wenn ich dich nicht hier haben wollte, hätte ich dich nicht eingeladen.“
Carly versuchte, locker zu wirken. „Nun, es hätte wohl dumm ausgesehen, wenn du alle aus der Show eingeladen hättest, nur nicht deine Tochter.“
Er runzelte erschöpft die Stirn, als er ihr kurzes Kleid begutachtete. Gut, es war vielleicht etwas zu kurz. Doch noch mehr Ablehnung konnte sie jetzt gerade wirklich nicht gebrauchen. Ergeben wartete sie auf sein Urteil.
„Du hast dich heute Abend selbst übertroffen“, sagte er. „Wie heißt der arme Kerl diesmal?“
Ihr Bauch schmerzte vor Wut. „Ich bin allein gekommen. Bist du jetzt enttäuscht?“
„Ich freue mich jedenfalls nicht auf den nächsten Taugenichts.“
„Taugenichts?“
„Carly.“ Er schaute sich im Raum um, bevor er fortfuhr. „Du solltest dir die Männer genauer anschauen, bevor du mit ihnen rummachst – oder wie ihr jungen Leute das heutzutage nennt.“
Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen. „Jeder Mann, mit dem ich jemals was hatte, war in Ordnung.“
„Keiner hatte auch nur eine Spur Ehrgeiz.“
„Ich suche mir meine Männer nicht nach ihrem Ehrgeiz und ihrem Bankkonto aus.“ Ganz im Gegenteil, diese Eigenschaften ließen sie normalerweise schreiend davonlaufen. Hunter Philips war die einzige Ausnahme – doch das half ihr auch nichts.
„Kätzchen, du hast was Besseres verdient.“
„Vielleicht stellst du zu hohe Ansprüche?“, entgegnete sie.
Es folgte eine spannungsgeladene Pause, in der sie sich erneut fragte, warum sie überhaupt gekommen war.
Als ihr Vater fortfuhr, klang er unendlich frustriert. „Und das Schlimmste ist, dass dir die Männer alle ziemlich egal sind. Du probierst einen nach dem anderen aus, und dann wunderst du dich, warum sie dich so schlecht behandeln.“
Die Worte
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