Beruf - Herzensbrecher
seiner enttäuschenden Versagertochter.
Carly hielt ihr Champagnerglas fest umklammert und verdrängte alte Erinnerungen aus ihrer Jugend, die sie unsicher machen konnten. Sie würde hier mit hocherhobenem Kopf erscheinen und ihrem Vater beweisen, dass sie sich für nichts schämte – und jedem Gespräch aus dem Weg gehen. Denn nach sechs Nächten, in denen sie nur an den Sex mit Hunter gedacht und folglich schlecht geschlafen hatte, fehlte ihr heute Abend einfach die Energie für einen Streit.
Ihr Blick glitt über die Gäste und blieb bei Brian O’Connor hängen, der sich mit ihrem Vater unterhielt. Sofort verspannte sie sich. Sie sehnte sich nach nackten Schauspielern oder Drag-Queens, die die Party etwas aufmischen und sie ablenken könnten.
Und dann, als ob jemand ihren Wunsch erhört hätte, betrat auf einmal Hunter den Saal. Er trug einen edlen Smoking, und sie musste zweimal hingucken, um sicherzugehen, dass er es war …
Nach der heißen Nummer in der Dusche hatten sie sich hastig angezogen, und Hunter hatte sie schweigend zum Auto gebracht, und das war es dann auch gewesen.
Doch nun kam er auf sie zu.
„Mr Philips …“, ihre Stimme klang seltsam hohl.
„Hunter.“
Er war cool wie eh und je, zurückhaltend wie immer – ganz anders als der Mann, den sie vor einer Woche in ihren Armen gehalten hatte. Er trank und sah sie über sein Champagnerglas hinweg an. In seinen Augen las sie, wie absurd er es fand, dass sie ihn mit Nachnamen begrüßt hatte.
„Nettes Haus“, sagte er, sah sich in dem verschwenderisch großen Saal um und warf einen Blick aus dem Fenster auf den Atlantik.
„Lass dir nichts vormachen.“ Sie wies auf die kostbaren Wandbehänge und das Parkett, alles sorgfältig von einem Innendekorateur für ihren Vater ausgesucht, um Wärme zu vermitteln. „Das ist alles nur Show“, fuhr sie trocken fort. „Um die Illusion von Wärme und Geborgenheit zu erwecken.“
Einige gespannte Augenblicke lang sahen sie sich in die Augen. Dann betrachtete Hunter wieder ihren Körper und verharrte mit seinem Blick kurz auf ihren Beinen. Sogleich flammte Verlangen in ihr auf. Doch sie erkannte an seinem verhaltenen Blick, dass er sie nur provozieren wollte.
„Heutzutage kann man alles Mögliche fälschen.“
Seine Stimme machte sie an. „Zum Beispiel?“
Er blickte in die Menge und entdeckte Mrs Bennett. „Jugend.“
Sie hätte laut aufgelacht, wenn ihr sein Verhalten nicht so missfallen hätte. „Fürsorge?“, sagte sie und blickte ihn scharf an. „Mitgefühl?“
Seine Worte waren trügerisch sanft. „Oder auch einen Orgasmus.“
Sie schluckte und wusste nicht, was schlimmer war: dass er sie für eine leichtsinnige Idiotin hielt oder dass er glaubte, sie habe ihm alles nur vorgespielt.
Bleib locker, Carly. Bleib locker.
Sie räusperte sich, um Zeit zu gewinnen. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie mich das mitnehmen würde, wenn du mir jetzt erzählst, dass deine Lust nur vorgetäuscht war.“
Ihre Worte ließen seine Augen kurz aufblitzen. „Frauen sind Männern dabei im Vorteil.“
„Das passiert so selten, gönn mir auch mal was.“
Er ließ seinen Blick genüsslich über ihre Beine gleiten. „Das tu ich gerne.“
Sie lehnte sich gegen den Türrahmen, um so etwas Halt zu bekommen. „Du bist doch nur neidisch, dass ich sehen konnte, wie sehr es dir gefallen hat.“ Sie schenkte ihm ihr lieblichstes Lächeln. „Und du als Mann natürlich auch noch Beweismaterial hinterlässt.“
Er lächelte. „Du klingst ein bisschen neidisch.“
„Oh, mitnichten.“ Sie trat auf ihn zu und roch einen Hauch seines Deodorants, was die Erinnerungen an ihr Duschabenteuer wieder lebendig machte. „Doch wir sollten vielleicht noch einmal üben.“
Auf einmal stand er ganz still. Seine Augen blitzten. „Das ließe sich einrichten.“ Seine Stimme klang misstrauisch – und erregt. „Würdest du dann auch wieder nur so tun als ob?“
Er traute ihr offensichtlich nicht über den Weg. Doch sie konnte ihm nicht die Wahrheit sagen, das würde sie zu verletzlich machen. Wie konnte sie ihm sagen, dass sie sich noch nie zuvor so beschützt gefühlt hatte? Dass ihr noch nie jemand so zur Seite gestanden hatte?
Sie sah ihn an. „Traust du mir nicht?“
„Vielleicht.“
Sie stemmte eine Hand in ihre Hüfte. „Wirkte mein Stöhnen etwa gekünstelt?“
„Das Stöhnen wirkte echt.“
„Wirkten meine Seufzer dann unecht?“
„Auch die Seufzer hab ich dir abgenommen.“ Er
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