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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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sie erschreckt zusammen, erkannte dann zu ihrer Erleichterung, dass es Vlain war. Ganz fest umschloss er ihre Finger.
    Sie ließ es kommentarlos geschehen und stellte sich auf die Zehenspitzen. Es war ihr nicht möglich über die anderen hinwegzusehen. Die Menge schien kein Ende zu nehmen.
    Gerade wollte Crevi sich Vlain zuwenden, als jemand Fremdes sie in die Seite rempelte. Sie schaffte es gerade noch das Gleichgewicht zu wahren, während hinter ihr, aus der Richtung, in die sie gefallen war, weitere Körper zurückdrängten. »Hey!«, sagte Vlain laut und funkelte den Mann, der gegen sie gestoßen war, mit einem für ihn typischen Blick an. »Vielleicht könntet ihr ein bisschen besser aufpassen?«
    Der Kerl überhörte ihn und wurde erneut von einem anderen, mit dem er offensichtlich in Streit geraten war, geschubst.
    Crevi suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit sich aus der Reichweite des taumelnden Riesen zu bringen und nicht zu stürzen. Unsanft wurde ihr Gesicht gegen den harten Rücken eines anderen gepresst. Die Luft in der Menschenmenge war stickig, ohne eine Lücke in Sicht. Das Atmen fiel ihr deutlich schwerer, als sich von irgendwo ein Ellenbogen gegen ihren Bauch drückte.
    Es ging weder vor noch zurück.
    Da schloss Vlain schützend seine Arme um sie und zog sie ganz eng an sich heran. Fast war ihr für ein paar Sekunden, als verschwänden die übrigen Menschen um sie herum.
    Es ging ein paar zögerliche Schritte weiter, immer in der Menge wogend.
    Heiß drückte sein Körper sich gegen ihren. Bei jeder Erschütterung wurden sie noch näher aneinander gepresst. Rau, aber nicht unangenehm, rieb sein Bart gegen ihre Wange. In nur wenigen Sekunden war sie schweißnass, aber die Furcht – zerquetscht zu werden – verschwand. Eine fast unheimliche Sicherheit gab er ihr im Anbetracht der Situation. Dabei wusste sie, dass Vlain sich gegen das Monster der Menge auch nicht behaupten konnte.
    Für einen Moment kam ein wenig Bewegung auf. Crevi schaute auf ihre Füße, versuchte verzweifelt, irgendwo eine freie Stelle zu finden, an die sie sie setzen konnte.
    » Da drüben«, schnaufte Vlain, der selbstlos versuchte, die um sich stoßenden Menschen von ihr fern zu halten, »wird es ein bisschen besser.«
    Er drängte sie nach links.
    Gleich ist es vorbei , sagte Crevi sich immer wieder. Das Haar klebte ihr im Gesicht. An ihre Tasche konnte sie im gegenwärtigen Moment nicht einmal denken. Es war unmöglich sie zu erreichen; eingequetscht war sie zwischen anderen Körpern direkt hinter ihr.
    Sobald jemand besonders rücksichtslos gegen sie stieß, fuhr Vlain ihn an. Zu ihrem Entzücken erkundigte er sich jedes Mal danach, ob bei ihr noch alles in Ordnung sei.
    Schließlich steuerte Vlain sie in einen lockeren Strom und die Enge ließ nach.
    Ein paar Meter weiter hatten sie sich ganz befreit, aber erst als sie den Schatten, der angestrebten Gasse erreichten, ließ ihr Begleiter sie los.
    » Puh«, stieß er aus. »Das hätten wir noch mal geschafft.« Sein Hemd klebte ihm vor Schweiß am Körper und er wedelte sich Luft zu. »Geht es dir gut?«
    » Ja.« Crevi zog den Schulterriemen ihrer Tasche zurecht und lächelte. »Dank dir«, fügte sie hinzu.
    » Ich hatte schon Angst um dich, weil du so tief drin gesteckt hast.« Auch eine charmante Umschreibung für meine Größe , durchzuckte es sie mit einem Gefühl, das alles und noch viel mehr bedeutete. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und pustete sich eine Strähne seines wilden Haares aus dem Gesicht. »Sollen wir weitergehen?«
    Sie nickte.
    Unter einer Wäscheleine hindurch, ein paar Treppen hinunter und einen Torbogen durchquerend führte sie ihr Weg.
    Crevi tat, als betrachte sie die Gegend, doch in Wahrheit konnte sie den Blick nicht mehr von ihrem Begleiter lassen. Da war er wieder! Dieser Vlain Moore, der nur Augen für Crevi Sullivan besaß. Dieser Mann, der ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden über alles andere stellte. Oder bildete sie sich das nur ein?
    Sie erinnerte sich meiner Anspielung, die sie lachend abgetan hatte.
    Ihr fiel auf, dass sie merkwürdig nah nebeneinander gingen. So nah beieinander, dass sie, wenn sie sich denn getraut hätte, seine Hand hätte ergreifen können.
    Wie er wohl reagieren würde, wenn sie es einfach täte?
    Schnell zerstreute sie diese Idee wieder. Es wäre töricht.
    »Freust du dich darauf, deine Familie wieder zu sehen?«, fragte sie ihn, um irgendetwas zu sagen.
    » Ja. Es ist schon viel zu lange

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