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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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patrouillierte in ihren dunkelblauen Uniformen, deren Kragen, Knöpfe und Schnallen silbern glitzerten, durch die Straßen und behielt alles und jeden im Auge.
    Das Tor verschwand hinter ihnen und schon bald waren sie mittendrin in diesem Getümmel.
    Die Straßen sahen alle gleich aus. Überall fanden sich Läden verschiedenster Art. Es gab Feinwaren- und Süßwarengeschäfte, Fleischereien, Schneider, Stoffhändler, Möbelläden und Ankleideboutiquen, Parfümerien und Schmuckläden und Juweliere, Weinhändler, Barbiere, Schustereien, Schmieden und Lebensmittelgeschäfte. Auf der anderen Seite sah man Cafés, Restaurants, Gasthäuser und Herbergen.
    Größere, öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser, Banken oder Gesandtschaftsunterkünfte – die man hier gemeinhin als Hotels bezeichnete – befänden sich in einem anderen Teil der Stadt, wie Vlain ihnen mitteilte.
    Es war monumental!
    Sie folgten den Straßen vorbei an ausgefallenen Schaufenstern, während die merkwürdigsten Menschen ihren Weg kreuzten, die Crevi je gesehen hatte.
    Es schien fast, als wollten sich manche von ihnen absichtlich durch schlampige Kleidung und ungepflegtes Auftreten von anderen abheben. Um diese Gesellen machten diejenigen in den Fracks, Uniformen und perfekt sitzenden Anzügen mit den schneeweißen Krawatten einen großen Bogen. Edle Damen in langen Rüschenkleidern aus feinster Seide und Satin flanierten mit ihren Gesellschafterinnen und spitzenbesetzten Sonnenschirmchen in der Hand über den Boulevard. Neben Adeligen und Angehörigen der Bourgeoisie, Fabrikanten und anderen Unternehmern, erblickte Crevi auch einfacher gekleidete Arbeiter, Unterhaltungskünstler wie Mimen und fahrendes Volk, Bauern vom Land, die ihre Ware in der Stadt feilboten sowie Geistliche in langen schwarzen, grauen und weißen Kutten mit Baretten auf den kahl rasierten Schädeln, die Almosen für die Armen sammelten oder vom Unbefleckten Gott predigten.
    Der Lärm war ohrenbetäubend.
    »Dort vorne«, machte Vlain sie auf eine Reihe überdachter Bänke aufmerksam, die am Straßenrand aufgestellt worden waren. »Wisst ihr was das ist?«
    » Nein«, sagte Crevi.
    » Du, Jayden?«
    Auch der Bettler schüttelte den Kopf.
    »Es ist eine Haltestelle für eine Rayne«, gab er die Auflösung.
    » Rayne?« Sie zog ein fragendes Gesicht.
    » So nennen wir hier eine Art größere Kutsche, die mehrere Leute gleichzeitig transportieren kann. Es sind sozusagen längliche Kutschen auf kleineren Rädern, die von vier Pferden durch die Straßen gezogen werden und einen gegen Tickets von einer Haltestelle zur anderen bringen. Sie sind billiger als Einzelkutschen und deswegen beim gemeinen Volk sehr beliebt. Sie fahren alle Wege ab, die mit einem weißen Strich markiert sind.«
    » Klingt ziemlich verrückt«, meinte Yve, die sichtlich erstaunt war. »Von so was habe ich noch nie gehört.«
    » Das ist die Zivilisation, die im Süden als barbarisch verschrien wird«, erklärte der Dämon  und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    Crevi konnte die Worte nur mehr hauchen, als sie das klappernde Gefährt , von vier Pferden gezogen, die Straße hinauffahren sah. »Ich bin sprachlos.« Es sah…unwirklich aus, wie sich die vielen Menschen, die an der Haltestelle gewartet hatten, ungeduldig in den Wagon quetschten und einen Sitzplatz zu ergattern suchten. Die Glöckchen der Pferde klingelten hell, während die Rayne an ihnen vorüber zog.
    » Kommt weiter«, drängte der Dämon, der sich über ihre Begeisterung sichtlich amüsierte. »Ihr werdet noch viel mehr zu sehen bekommen. Die Orte des Südens sind veraltet im Gegensatz zu dem hier.«
    Wortlos ließen Crevi, Yve und Jayden sich weiterführen.
    Die Bürgersteige auf ihrem Weg wurden von ordentlich geschnittenen Bäumchen gesäumt und überall, wo sie hinblickten, liefen unentwegt Menschen in den unterschiedlichsten Klüften an ihnen vorbei.
    Crevi kam sich vor wie eine Ausländerin in einem völlig fremden Land, das sie nie zuvor bereist hatte. Vlain dagegen schien sich pudelwohl zu fühlen, wie er sie geschickt von einer Hauptstraße durch eine Wohngegend führte. Es war seine Heimat. Und Adrians , wurde ihr bei dem Gedanken an eines unserer Gespräche bewusst.
    Sie liefen durch eine kleine Gasse, vorbei an schmutzigen Straßenkindern, die die Perfektion der Stadt Lügen straften, und erreichten einen großen Platz, in dessen Mitte ein Springbrunnen stand, in dem ein nackter Engel Wasser spuckte. Auch dieser Anblick war

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