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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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Weil ich nicht möchte, dass dir ein Leid geschieht.« Eine einfache Antwort.
    Unsere Blicke trafen sich und schnell schaute sie fort . »Du meinst es wirklich ernst.«
    » Ja.«
    » Sag mir doch, was hier vor sich geht.« Die Verzweiflung hatte sich in ihre Stimme geschlichen. Ganz wie ein unliebsamer Begleiter.
    Feuchte Augen wandten sich mir wieder zu . »Wie kann ich dir vertrauen, wenn ich weiß, dass irgendetwas vor sich geht, das du vor mir geheim hältst?«
    » Ich weiß es nicht.« Immerhin war es eine ehrliche Antwort, wenn auch keine, die uns weiter brachte. Aber dies waren die Gesetze, denen wir uns alle unterwerfen mussten.
    » Ach, Adrian.« Sie lief auf mich zu und vergrub ihr Gesicht an meinem Oberkörper. Die Wut und Enttäuschung waren mit einem Mal vergessen. »Was muss ich tun?«
    » Du musst die richtigen Fragen stellen«, flüsterte ich tonlos. Noch nie hatte ich die eisernen Fesseln meiner Bürde so sehr gespürt, wie in diesem Augenblick. Es war als zerdrückten kalte Finger mein Herz, hielten es fest und würden es auf nimmermehr freilassen. Ich musste an Aimee denken.
    » Einfacher gesagt, als getan.« Das Glück war verflogen wie eine kaum mehr greifbare Brise. Ratlosigkeit war an seine Stelle getreten. »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll!«
    » Unwichtig. Von Bedeutung ist nur, dass du es tust.«
    » Beginnen wir also mit der elementarsten aller Fragen.« Crevi strich sich die Haare hinter die Ohren, damit sie ihr nicht ständig ins Gesicht fielen und lief einmal im Kreis. »Ich dachte immer, zu so etwas kommt es nur in Geschichten.« Aber war das Leben nicht manchmal wie eine Geschichte? Sie lachte und es klang irgendwie traurig. »Aber nun gut.« Ernsthaftigkeit wich der falschen Fröhlichkeit. » Was bist du?«
    » Umgangssprachlich bezeichnet man uns wohl als Seelendiebe«, antworte ich ihr. »Nicht schwer zu erraten, wie es dazu kommt, oder? Genau das bin ich doch auch in deinen Augen, jetzt wo du es weißt.« Ich konnte nicht verhindern, dass ich niedergeschlagen klang. Es hatte etwas Eigenartiges, sich selbst einzugestehen, wozu man geworden war. Aber hatte ich diesen Weg nicht freiwillig eingeschlagen?
    Für Sekundenbruchteile tauchte eine Brücke vor meinem inneren Auge auf. Rissige Steine unter meinem Schuhsohlen, tosendes Wasser direkt vor mir. Ein reißender Fluss, der Erlösung versprach. Eine Stimme die flüsterte : »Liebster, tu es nicht. Du darfst nicht springen.«
    Freiwillig war wohl etwas anderes.
    »Ihr stehlt also wahrhaftig Seelen?«, vergewisserte Crevi sich.
    » Wahrhaftig nicht. Aber wir machen uns die Eindrücke, die die Seele empfängt, zu eigen«, stellte ich richtig.
    » Wofür das alles?«
    Es musste furchtbar selbstsüchtig klingen, dennoch sagte ich ihr die Wahrheit : »Die Ewigkeit.«
    » Ein unsterbliches Leben also?«
    » Ja. Ein unsterbliches Leben, um unserer Aufgabe nachzugehen.«
    » Und die wäre?«
    » Die Menschen zu beobachten.«
    » Es ist ein Kreislauf«, bemerkte Crevi irritiert. »Ich meine, ihr beobachtet die Menschen, um euer Leben zu verlängern, und gleichzeitig tut ihr dies, um die Menschen zu beobachten? Muss ich das verstehen?«
    » Nein, es ist unsere Aufgabe, die Menschen zu beobachten, um Veränderungen zu bemerken.« Ich überlegte, wie ich es ihr erklären konnte. »Wir sind eine Art Wächter, die über das Gleichgewicht wachen. Wenn die Gedanken der Menschen sich verändern, wissen wir, dass ein Umschwung bevorsteht, dessen Auswirkungen und Nutzen wir abwägen müssen. Dann entscheiden wir, ob wir eine derartige Veränderung zulassen können oder sie verhindern müssen.«
    » Ihr…bewahrt die Welt also vor unwillkommenen Veränderungen«, versuchte sie, es auf den Punkt zu bringen und schnitt eine Grimasse. »Demnach ist es…durchaus ein edles Anliegen.«
    » Ja.« Im Großen und Ganzen hatte sie es erfasst.
    » Dann…war ich nur irgendein x-beliebiger Mensch, den du auserwählt hast?« Ich konnte nicht erkennen, ob Crevi diese Erkenntnis erfreute oder nicht.
    » Mein Schatten meinte, dir würde etwas bevor stehen. Manchmal können wir fühlen, wenn jemandem Veränderungen im eigenen Leben begegnen werden. Und da diese Menschen besonders intensive Eindrücke liefern, sind sie äußerst lohnenswerte Beobachtungsobjekte. Die negativen Gefühle, wie Schmerz, Verzweiflung, Hilflosigkeit machen sich besonders gut. Ein ereignisloses Leben bietet wenig davon. Manchmal kann auch überschwängliches Glück einen ähnlichen

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