Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
Gasse aus der sie gekommen waren, dann in die Straße daneben, die etwas vor ihnen zu verbergen schien . »Wo?«
» Ich weiß nicht genau.«
Jede Faser in Yves Körper schien plötzlich in Alarmbereitschaft.
So sehr spürte sie die Bedrohung.
Die Hand ihrer Freundin schloss sich fester um ihre . »Fühlst du es auch?«
» Ja.«
Da war nichts als Finsternis.
So sehr Yve die Augen auch zusammenkniff.
Keine Straßenlaterne beleuchtete die Umgebung. Nur der helle Mond. Bisher hatte sie sich nicht daran gestört, ja, nicht einmal aufgefallen war es ihr, dass es hier keine Straßenbeleuchtung gab. Aber nun…
»Ich habe Angst.«
Yves Hand umschloss den Degen, zog ihn aus seiner Halterung. Verfluchte Vlain.
Da!
Erneut glaubte sie etwas erkannt zu haben, das sich von der Dunkelheit abhob.
Dann war es wieder verschwunden.
»Irgendetwas lauert dort…«
» Ich weiß.«
Sie hörte Crevis rasenden Herzschlag, der sich mit ihrem eigenen vermischte. Schweiß trat ihr auf die Stirn und gleichzeitig musste sie furchtbar zittern.
Die Gefahr lag greifbar in der Luft.
Sie konnten es nur nicht sehen.
»Weißt du was?«
» Nein.« Yve versuchte, auf etwaige Geräusche zu lauschen, die ihren Feind verraten würden, wenngleich sie sich keinesfalls sicher war, ob sie ihm wirklich gegenüber treten wollte.
» Vielleicht wird man uns retten, wenn es etwas wirklich Schlimmes ist…«
» Hm?« Sie verstand die Andeutung nicht, hatte im Augenblick weitaus bedeutsamere Sorgen.
Ein Schlurfen.
Sie wirbelte herum.
Rasend.
Wild zuckten ihre Augen umher.
Nichts!
Ihr Atem zischte in der Kehle.
Blut rauschte in ihren Ohren.
Ihr Magen schien ein kalter Knoten der Angst geworden zu sein.
Etwas, das klang, als habe jemand in eine Pfütze getreten.
»Oh Gott«, stammelte Crevi halb ohnmächtig vor Furcht.
» Ich bin bei dir.«
Yve wusste nicht wieso sie das sagte. Es schien das Richtige zu sein.
Dann nahm sie ihren Mut zusammen und rief: »Wer bist du? Zeig dich gefälligst!«
Das Aufsetzen eines Stiefelabsatzes direkt hinter ihnen.
Crevi kreischte auf.
Yve riss den Degen nach oben und fuhr herum.
»Hey!« Eine dunkle Gestalt mit einem breitkrempigen Hut auf dem Kopf stand vor ihnen und hob abwehrend die Hände. »So schlimm sehe ich doch nun auch wieder nicht aus.«
» Wer sind Sie?«, fuhr Yve den Mann an. Den Degen ließ sie wo er war. »Wieso haben Sie sich an uns heran geschlichen?« Langsam, nur ganz langsam, beruhigte sich ihr Herzschlag, denn noch immer war das Auftauchen des Fremden ungewiss.
» Ich habe mich nicht an Sie herangeschlichen, Miss«, widersprach er ihr, als wären sie sich während eines sonnigen Morgenspaziergangs begegnet. »Wären Sie so freundlich und würden den Degen bei Seite nehmen? Ansonsten wird noch jemand ernsthaft verletzt.«
Sie dachte nicht einmal daran . »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
» Man nennt mich hier Master Riddle.«
» Noch nie gehört.«
» Ich bevorzuge es auch, im Geheimen zu agieren.« Ein Lächeln war unter dem Hut zu erkennen, dann zog er ihn sich galant vom Schopf und eine goldene Lockenmähne kam zum Vorschein. Während einer leichten Verbeugung ergänzte er: »Ennyd Riddle. Zu Ihren Diensten, Ladys.«
Crevi schien es, als schaue sie von einem Moment auf den nächsten in die gleißend helle Sonne. Ennyd Riddle schien von einem übernatürlichen Glanz umgeben und hätte sie es nicht besser gewusst, so hätte sie keinen Zweifel daran gehabt, dass es sich bei dem Fremden um einen Engel handele.
»Wer sind Sie?«, entfuhr es ihr von seinem Anblick wie geblendet. Da erst bemerkte sie, dass eines seiner Augen von einer schwarzen Augenklappe verdeckt wurde.
» Sagte ich doch eben, kleine Lady. Sie können mich Ennyd nennen.« Er zwinkerte ihr zu.
» Wir bleiben bei Master Riddle«, entgegnete Yve kühl und zog Crevi näher zu sich heran. »Was treibt Sie in diese Gegend, wenn Sie uns nicht gefolgt sind?«
Wer war er nur? Oder besser was war er?
» Ich unternehme öfters Nachtspaziergänge um diese Zeit. Es befreit die Gedanken.«
» Wie philosophisch«, spottete die Rebellin.
» Sie glauben mir nicht? Das ist schade.« Ennyd senkte ehrlich betreten den Blick und setzte sich den seltsamen Hut wieder auf den Kopf. Sein eisblaues Auge huschte zwischen ihnen hin und her. »Was führt Sie an diesen Ort?«
» Unsere Angelegenheiten sind unsere Sache.« Zögernd steckte Yve ihren Degen wieder in den Gürtel. »Wir müssen jetzt
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