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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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vor wenigen Wochen aus dem Gefängnis entlassen, nur mein Makel machte mir schon bald einen Strich durch die Rechnung. Selbstverständlich wurde ich nur wenig später >rückfällig<. Sie sind den Spuren bis zu meinem Versteck gefolgt. Ich konnte nur knapp entkommen und als einziges Versteck, wo mich niemand finden und auch niemand nach mir suchen würde, blieb der Wald von Jwyn. Ich wollte selbstverständlich nichts riskieren, deswegen blieb ich vorsichtshalber für ein paar Monate verschollen, bis die Luft wieder rein war.« Er lächelte bitter, als er Crevis Gesichtsausdruck gewahrte. »Ja, ja. Ich weiß, keine schöne Vergangenheit. Nur was soll ich machen?« Seine Züge nahmen einen resignierten Ausdruck an. »Vielleicht wäre ich ein angesehener Edelmann, wenn es den Schöpfer nie gegeben hätte. Wer weiß? Aber es hat nun einmal keinen Sinn, irgendetwas zu bedauern.«
    Crevi nickte ernst . »Verrätst du mir, warum du im Gefängnis warst?«
    » Einbruch, Diebstahl, Totschlag zweier Menschen. – acht Jahre Haft.« Er sagte es leicht dahin, doch spürte sie deutlich, wie angespannt er auf einmal war. Auch sie konnte sich der Beklemmung nicht erwehren, die sich über den Wald gesenkt zu haben schien.
    Ihr fiel auf, dass sie angefangen hatte zu zittern, woraufhin sie die Ärmel ihres Pullis herunterzog, um ihr Unbehagen vor Ennyd zu verstecken. Obgleich ihr Körper eine ihr verständliche Reaktion zeigte, war sie in Wahrheit längst nicht so entsetzt wie sie angenommen hatte. Es machte ihr sogar ein wenig Angst feststellen zu müssen, dass die Grenze dessen, was sie für normal hielt, derart gesunken war.
    » Ziemlich heftig«, äußerte sie sich zu seiner Antwort.
    » Meine Vergehen?«
    » Nein, die acht Jahre.« Sie juckte sich an der Nase, um sich kurz vor seinem Blick schützen zu können. »Wie alt bist du?«
    Sein Gesicht hellte sich etwas auf . »Dreißig. Du?«
    » Siebenundzwanzig.«
    » Ah, du siehst jünger aus«, behauptete er.
    Crevi wusste nicht, ob sie sich darüber freuen sollte oder nicht. »Ist es noch weit?«
    Ennyd schüttelte den Kopf und deutete auf eine Wegabbiegung . »Am Ende dieses Weges liegt das Haus.«
    Sie quittierte dies mit einem stummen Nicken und entsann sich ihrer Aufgabe. Für den Moment standen sie vor einem ungelösten Rätsel.
    Urplötzlich wurde ihr speiübel, ehe sie einen Grund dafür finden konnte. Reflexartig presste sie die Hände auf den Bauch und versuchte, gleichmäßig zu atmen. Sie brauchte mehrere Anläufe bis es ihr gelang und sie sich wieder einigermaßen sicher auf den Beinen fühlte. Das flaue Gefühl war verflogen. Erleichtert seufzte sie auf.
    Ich wollte doch nicht mehr daran denken , schalt Crevi sich selbst. Sobald sie sich nur ansatzweise mit dem letzten Brief ihres Vaters beschäftigte, bemächtigte sich ihrer eine unterschwellige Übelkeit, die erst verflog, wenn sie sich mit aller Konzentration etwas anderem widmete.
    Sie konnte nicht länger tun, was ihr Vater von ihr verlangte. Nicht, seitdem sie Hand an Ennyd gelegt hatte. Selbstverständlich hatte er nicht gewusst, wie sehr sie seine Forderung belasten würde, doch war es für sie nur schwer vorstellbar, wie man die Fähigkeiten der Schöpfung ohne Gewissensbisse praktizieren konnte. Wie hatte ihr Vorgänger dies nur ertragen können?
    Es war ein widerliches Gefühl zu spüren, wie man etwas, das die Natur vorherbestimmt hatte, unter seinen Händen verwandelte und ihm etwas verlieh, das ursprünglich nicht vorgesehen war. Sie kam sich schmutzig vor über etwas Macht auszuüben und in Dinge einzugreifen, über die sie keine Befugnis hatte. Irgendjemand hatte ihr das Recht zugesprochen, sich am Werk der Welt zu vergehen – und sie tat es sogar!
    Crevi betrachtete sich als Verbrecherin am Leben höchstselbst.
    Die Tage unmittelbar nach der Verwandlung hatte sie förmlich unter Schock gestanden und war sich ohne Zweifel sicher gewesen, niemals wieder Gebrauch von ihrer Gabe machen zu wollen. Immer wieder hatte sie sich im Stillen gefragt, warum sie es war, die das Erbe des Schöpfers in sich trug. Wieso gerade ich? War dies nicht die ewige Frage, die sich jeder Held im Laufe seines Abenteuers stellte?
    Sie ertappte sich des Öfteren dabei, an den Worten ihres verstorbenen Vaters zu zweifeln. Joseph Sullivan war tot, niemand würde sie zur Rechenschaft ziehen, wenn sie ihre Bürde ablegte.
    Es schnürte ihr die Kehle zu. So sehr sie sich auch danach sehnte, zu ihrem alten Leben zurückzufinden, so zu

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