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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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einfach ist, aber im Grunde genommen ist er ein guter Mensch. Es bedrückt mich, nicht zu wissen, ob die Übergabe des Briefes und der Perle zwischen euch friedlich verlaufen ist. Ich hätte es nicht gewollt, wenn einem von euch ein Leid geschieht. Hauptsache ist es jedoch, dass Du nun im Besitz der letzten Perle bist.
    Doch ich sollte nicht zu viel schwätzen. Eine Eigenart der alten Männer, musst Du wissen. Und oh ja, Crevi. Ich bin alt. Älter, als Du jemals für möglich gehalten hättest.
    Ich schätze, es ist die Mühe nicht wert, erneut um Entschuldigung zu bitten, doch Du musst mir glauben: Ich wollte nicht, dass es so weit kommt. Es gibt noch etwas, das Du über mich wissen solltest.
    Ich bin es.
    Ich bin der Schöpfer.
    Ich bin das Ungeheuer, das Abermillionen Menschenleben auf dem Gewissen hat. Ich bin die Sagengestalt aus den Gutenachtgeschichten über die alte Zeit. Ich bin sage und schreibe einhundertachtundachtzig Jahre alt. Ich , dein Dad. Ja, es ist wahr. Ich könnte stundenlang in Selbstmitleid schwelgen, in meinen Schuldgefühlen könnte ich ertrinken, aber dies will ich Dir ersparen.
    Ich denke, nun sind Dir einige Din ge klarer. Du als meine Tochter bist meine Nachfolgerin. Keine Lügen mehr, Crevi. Nie wieder. Mein ganzes Leben war eine einzige Farce. Es grenzt an Erbärmlichkeit nicht einmal seiner eigenen Tochter gegenüber offen und ehrlich zu sein zu können, ich weiß.
    Du sollst nur wissen, dass ich der Menschheit stets nur Gutes wollte.
    Auch ich war damals – vor ach so langer Zeit – ein Heiler, der den Menschen in seiner Heimat helfen wollte. Dass ich auf der Suche nach einem Mittel für die Unsterblichkeit war, hatte lediglich den Hintergedanken, die Menschen, die ich liebte, vor allem Übel zu bewahren. Das musst Du mir glauben! Wenn ich gewusst hätte, was in Zukunft geschehen würde, ich wäre niemals so weit gegangen…
    Auch Du bist eine Hei lerin – was es Dir ermöglicht, Deine Fähigkeiten bereits derart gezielt anzuwenden. Deine Kenntnisse über den menschlichen Körper etc. sind es, die Dich in die Lage versetzen, Veränderungen bei menschlichen Geschöpfen vornehmen zu können. Dies in Kombination mit Deiner künstlerischen Ader, um Deine Kreativität zu schulen, ist die beste Vorbereitung, die ich Dir auf Deine bevorstehende Rolle geben konnte.
    Daher hoffe ich sehr, dass Du fleißig warst und mich auch am Ende nicht enttäuschen wirst. Um das Heilmittel – die Quelle der Erlösung – zu erreichen, musst Du Dich ein wenig anstrengen. Mithilfe der Perlen sollte Dir dies jedoch  möglich sein.
    Du hast das Ziel Deiner Reise beinahe erreicht. Eine letzte Etappe steht Dir bevor. Wende Dich nach Osten. Dorthin, wo Einsamkeit regiert und Kälte ein ständiger Begleiter ist. Das, was Du suchst, der Ort den Du zu erreichen gedenkst, erhebt sich über alle vorherigen. Hoch hinaus musst Du gehen, dem Himmel entgegen, um ihn zu erreichen. Gefährliche und schmale Pfade führen zum Ursprung einer Quelle.
    Da dies der letzte Brief ist, den Du von mir erhalten wirst, möchte ich mich nun endgültig von Dir verabschieden. Mir fehlen die Worte. Es gibt viele Dinge, die ich in meinem Leben bereut habe. Du warst die Einzige, von der ich vorbehaltlos sagen kann, dass sie kein Fehler war. Ich bin wahrlich dankbar, dass mir die letzten Jahre meines Lebens in Deiner Gegenwart vergönnt gewesen sind. 
    Du warst mein Schatz.
    Mein Teuerstes.
    Meine Perle.
     
    » Perlen bedeuten Tod,
    und Perlen bedeuten Leben,
    machtvollere Schätze
    wird es niemals geben «
     
    In ewiger Liebe,
    Dad
     
    PS. Hüte Dich vor dem Wächter!
     
     
    »Oho, der Wächter«, machte Yve und setzte ein gespielt eingeschüchtertes Gesicht auf. 
    Im schummerigen Licht der Kerzen und der allge genwärtigen Stille um uns herum sowie der tiefen Schatten in den abgelegen Ecken und Winkeln der verlassenen Scheune, verfehlte ihre Bemerkung jedoch ihre eigentliche Wirkung und löste ein unbehagliches Schweigen aus.
    Als das Scharren kleiner Krallen auf Holz die Dunkelheit durchschnitt, wurde Ennyd unruhig : »Was war das?«
    Ich schickte instinktiv meine erweiterten Sinne aus, konnte zu meiner Erleichterung jedoch keine Gefahr feststellen.
    »Eine Ratte«, sagte Vlain schließlich und rümpfte die Nase. »Diese Viecher stinken alle gleich schlimm.« Er warf mir einen wissenden Blick zu, der meine Vermutung bestätigte, dass er ebenso wie ich an unseren gemeinsamen Bekannten Severin denken musste.
    Ennyd zog einen

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