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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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gar nicht ähnlich!
    Seinem Verhalten nach zu urteilen, hatte er das Heilmittel bereits in der Tasche. Und hatte dabei völlig vergessen, dass wir nicht im Besitz der vollständigen Anzahl an Perlen waren!
    Ich blickte noch einmal prüfend in die Runde.
    Zu meinem Unwohlsein zeigten sowohl Yve als auch Jayden die gleichen Anzeichen ehrlicher Arglosigkeit. Vlain und Crevi wirkten hingegen angemessen bestürzt.
    Aha, dachte ich mir meinen Teil. Das ist doch interessant!
    » Ist es möglich, dass ihr vergessen habt, dass uns noch eine Perle fehlt?«, fragte ich und machte keinen Hehl aus meiner Verwunderung. »Liwy ist uns doch in Jwyn zuvorgekommen. Da uns das Gedicht nicht wirklich weiter helfen konnte, haben wir uns vorerst Irrwig zugewandt, um jetzt hier zu stehen, kurz vor dem Ziel, mit einer Perle zu wenig.«
    Langsam beschlich mich das Gefühl, dass ich der Einzige war, der sich ernsthaft mit dieser Schwierigkeit auseinander setzte. Das letzte Mal war auch ich es gewesen, der einen Vorschlag zu einer Lösung vorgebracht hatte: Die übrigen Strophen des Gedichts genauer unter die Lupe zu nehmen.
    Und seitdem hatte niemand mehr einen Gedanken daran verschwendet.
    Typisch!
    » Daran habe ich auch schon gedacht«, begann Vlain langsam, nachdem er sich vergewissert hatte, dass sonst niemand etwas vorzubringen hatte – was nebenbei bemerkt ebenfalls etwas seltsam war. »Und bisher muss ich zugeben, habe ich keine Lösung vorzuweisen.« Er sah mich dabei direkt an, gerade so, als wolle er mich darauf hinweisen, dass auch ihm die Reaktion der anderen nicht entgangen war.
    » Wann«, räusperte sich Ennyd, »haben wir Liwy denn das letzte Mal gesehen?«
    Jayden schaltete sich ein : »Was tut das zur Sache?«
    » Nun, es wäre doch anzunehmen, dass sie versuchen könnte, in den Besitz der übrigen Perlen zu kommen, sobald wir die restlichen beisammen haben.«
    » Obwohl es in diesem Fall vermutlich darauf hinauslaufen würde, dass sie uns einen nach dem anderen tötet«, ereiferte sich Yve. Dann schenkte sie Crevi einen perfekt besorgten Blick. »Dann hätte sie Crevi in ihrer Gewalt und könnte sie dazu zwingen, alles zu tun, was sie von ihr verlangt.«
    Du bist eine schlechte Lügnerin, Yve , dachte ich betrübt. Sogar noch schlechter als ich. Zum ersten Mal, seit ich der Garde bei getreten war, überkam mich das dringende Bedürfnis, gegen den Kodex zu verstoßen und Crevi eindringlich vor Yves Verrat zu warnen. Doch würde sie mir Glauben schenken, wenn ich felsenfest behauptete, ihre beste Freundin wolle sie zu ihrem eigenen Wohl ihrem Tod ausliefern? Das bezweifelte ich stark. Dafür hatte sich zwischen uns zu viel verändert, wie mir schmerzlich bewusst wurde.
    Niemand konnte einer Kreatur vertrauen, die ohne mit der Wimper zu zucken, einen Menschen ausgeweidet hatte.
    Unbewusst suchte ich, wie schon öfter an diesem Abend, nach dem Blick des anderen Dämons. Hilfe suchend. Auf Unterstützung hoffend. Tatsächlich bestätigte Vlain meine Gedanken mit einem knappen Nicken.
    Es erstaunte mich immer wieder aufs Neue, wie gut wir doch zusammenarbeiteten.
    Doch auch ihm wird sie nicht glauben , sah ich der Wahrheit ins Gesicht. Voller Furcht schaute ich zu Crevi hinüber, die ahnungslos war wie eh und je.
    Es gibt noch eine andere Möglichkeit, sie zu bewahren , flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. Du weißt, wovon ich spreche.
    Keine Möglichkeit, die ich in Betracht ziehe.
    Feigling! Du könntest es tun.
    Nein , widersprach ich mit einer Vehemenz, die mich selbst erstaunte. Ich kann unmöglich Hand gegen einen meiner Schützlinge erheben!
    Mein Dämon seufzte schwer. Dies ist einer der Gründe, warum es sich nicht verträgt, Seelendieb und Dämon gleichzeitig zu sein, mein Lieber. Du solltest mir vertrauen: Töte Yve! Dann bist du diese Sorge los.
    » Bisher scheint es jedoch nicht, als hätte Liwy in Betracht gezogen, uns alle umzubringen«, nahm Vlain den Gesprächsfaden wieder auf und ließ sich dabei nicht im Geringsten anmerken, welchen Vermutungen er in Wahrheit nachging. So sieht ein Meister aus . »Das letzte Mal hat sie sich uns in Irrwigs Lokal gezeigt, kurz bevor wir den Unhold gekidnappt haben.«
    » Das stimmt nicht ganz«, unterbrach Crevi ihn. »Adrian und ich wurden vor nur wenigen Tagen von ihr behelligt.«
    Vlains Züge spiegelten schieres Entsetzen wider, während Ennyds Stimme schlecht versteckte Aufregung verriet, als er fragte : »Wie bitte? Warum habt ihr nicht schon früher davon erzählt?

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