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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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»Meine Yvena«, schluchzte er ergriffen. »Dass ich das noch erleben darf.«
    Dass er sie noch erkannte , wunderte sie. Aber Dämonen hatten bekanntlich ein sehr gutes Gedächtnis. Ihr Onkel streckte ihr die zitternde Hand entgegen, in der ein kleines Döschen lag. »Nimm das. Und versteck es gut.«
    » Aber…«
    Die Soldaten hatte n sie erreicht. In letzter Sekunde nahm Yve die Dose an sich und versenkte sie in ihrer Tasche. Zwei Wachen packten sie unter den Armen und zogen sie von ihrem Onkel fort. Ein anderer schlug mit einer Peitsche nach dem Dämon, um ihn zurück in die Dunkelheit seines Wagens zu drängen. Als diese den alten Mann traf, zuckte Yve zusammen.
    » Nein, lassen Sie mich zu ihm…«, raunte sie.
    » Sie wissen nicht, was Sie da reden, Miss. Der Dämon hätte Ihnen beinahe den Kopf von den Schultern gerissen. Sie sind verletzt!«, erwiderte einer der jungen Männer. Was redete er da?
    » Was? Nein.«
    » Wir bringen Sie zu einem Arzt.«
    Yve schaffte es trotz der Umklammerung ihre Schläfe zu berühren.
    Tatsächlich klebte Blut an ihren Fingern.
    » Mir geht es gut!«
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie weiteres Wachpersonal die Schaulustigen zurückdrängte.
    Yirdah erschien in ihrem Blickfeld. »Oh, Miss Catah. Was haben Sie nur getan? Das sieht ziemlich übel aus.«
    Wo kommt diese Wunde her?
    »Sag ihnen, dass ich keine Hilfe brauche…«, murmelte sie.
    » Ich glaube, die brauchen Sie sehr wohl. Das muss genäht werden.«
    » Nein!«
    » Es wird gleich alles besser.«
    Yve spürte wie man sie auf eine Trage bettete. Schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen.
    »Was ist passiert?«
    Schweiß stand ihr auf der Stirn. Irgendetwas ging nicht mit rechten Dingen zu.
    »Ruhig. Miss Catah, man wird Ihnen helfen.« Yirdahs Stimme neben ihr.
    Dann wurde es schwarz.

5. Ein zweiter Brief
     
    Kontrollverlust , schoss es Vlain in einem Sekundenbruchteil durch den Kopf, bevor er völlig in den Traumzustand abglitt. Er zog am Kragen seines Mantels und versuchte, die aufwallende Hitze in seinem Inneren zurückzudrängen. Er hasste es, wenn sein Dämon durch etwas gereizt wurde, das er nicht einmal bewusst beeinflussen konnte. Träume , fluchte er vor Anstrengung keuchend. Albträume, Erinnerungen, die einem im Schlaf in den Sinn kommen und die man nicht vergessen kann. Seine zwei Hälfte machte diese Hilflosigkeit wahnsinnig. Zu seiner Qual träumte er oft von früher. Viel zu oft.
    Wie ein Ertrinkender suchte er nach einem Anhaltspunkt, der ihm helfen würde, der Folter seiner Erinnerungen zu entrinnen. Er fand keinen. Sein Dämon tobte.
    Vlain lauschte den Stimmen der Kinder, die ganz in seiner Nähe vorübergingen, plauderten und spaßten und seine Anwesenheit nicht bemerkten. Möglichst unauffällig verfolgte er, wie sie sich entfernten. Er wollte ihnen nicht begegnen. Wenn die Mädchen ihn aus der Mülltonne steigen sahen, würden sie ihn mit Sicherheit auslachen.
    Kurz darauf erklang ein durchdringender Gong.
    Nachdem er glaubte, keine Gefahr mehr befürchten zu müssen, schob er den Deckel des Müllcontainers nach oben, griff nach seiner Tasche und kletterte etwas umständlich über den Rand.
    Da durchfuhr ihn kalte Gewissheit und ließ ihn herumfahren.
    Seitlich der Mülltonne hatten sich sechs Jungen, etwa in seinem Alter, eingefunden. Sie erhoben sich gehässig grinsend. »Na, sieh mal einer an. Das Müllmonster!«, stieß einer von ihnen, ein Bursche von elf Jahren, gespielt entsetzt hervor.
    Vlain hob die Hände rein reflexartig zur Abwehr und machte mehrere Schritte rückwärts. Doch weit kam er nicht. Drei der Jungen umzingelten ihn auch von dieser Seite.
    »Was willst du, Paul?«, fragte er und versuchte, dabei selbstbewusst zu klingen. Ihm fiel auf, dass seine Stimme zitterte.
    » Hat da etwa jemand Angst?«, säuselte Paul. »Schätze, Jungs, wir haben das Monster genau dort, wo wir es haben wollten.«
    » Lasst mich gehen«, verlangte Vlain leise.
    Sie lachten bloß.
    »Bitte.«
    »Vlain? Es tut mir schrecklich l eid, dir das sagen zu müssen, aber einem Ritter steht es nicht gut zu Gesicht, wenn er um Gnade winselt.« Paul seufzte. »Haltet ihn fest. Wir wollen doch mal sehen, ob er nichts dabei hat, das sich zu erbeuten lohnt.«
    Ehe Vlain reagieren konnte, waren zwei der Jungen heran und griffen nach seinen Armen. Er versuchte , sich zur Wehr zu setzen, sich loszureißen, gegen die eisenharten Griffe der anderen anzukämpfen. Ohne Erfolg. Paul schüttelte den Kopf. Dann machte er einen

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