Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
Schatz mit sich führten?
Ganz so ist es zwar nicht, aber vergleichbar.
Crevi war seiner Aufforderung nachgekommen und ging von einem Regal zum nächsten. Sie passte ebenso wenig hierher wie er. Nicht nach ihrer gemeinsamen Reise durch die Wälder. Als sie bemerkte, dass er sie beobachtete, hob sie eine Augenbraue. Es war die rechte, wie ihm diesmal auffiel.
Sein Dämon prägte sich das ganz genau ein.
Er trat an sie heran und begutachtete, wofür sie sich entschieden hatte. Es war ein silberner Ring mit einer kleinen zartblauen, halb durchsichtigen, Perle darauf . »Der gefällt mir«, sagte sie. »Aber er ist zu teuer.«
» Wenn er dir gefällt, kaufen wir ihn.«
» Was hast du vor?« Sie hatte erkannt, dass er etwas im Schilde führte.
Ohne sie weiter zu beachten, nahm er ihr den Ring aus der Hand und ging auf den Juwelier zu, der sich neugierig zu ihnen vorbeugte, um ihre Wahl zu begutachten . »Der Ring ist teuer«, stellte der Mann fest und rieb sein Doppelkinn.
» Ich weiß«, sagte Vlain. Seine Hand fuhr in die Tasche seines abgenutzten Reisemantels, an dem schon einige Knöpfe fehlten und dessen Dunkelblau längst ausgeblichen war. Er berührte eine nach der anderen die Münzen, die sich darin befanden. Dabei sog er kaum merklich Luft durch die Nase ein und filterte gekonnt den Funken Magie heraus, den er benötigte. Ein Kribbeln machte sich in seinen Fingerspitzen breit und kaum streifte er das Geld in der Tasche, wurde die Last gleichmäßig schwerer. Zufrieden mit dem Ergebnis holte er den verlangten Preis hervor und ließ ihn auf das Tischchen klickern.
Crevi und der Juwelier wirkten gleichermaßen überrascht.
Der Mann machte sich sogleich daran das Geld zu zählen. Den Ring steckte Vlain der sprachlosen Crevi galant an den Mittelfinger ihrer linken Hand. Er verabschiedete sich, zog seine Begleiterin mit sich und erst, als er schon dabei war, die Pferde loszubinden, traf ihn ihr Vorwurf in den Rücken.
» Das war ein verbotener Trick!«, beschuldigte sie ihn. »Wir haben schon wieder jemanden um sein Geld betrogen, obwohl wir mit meinem locker hätten bezahlen können!«
» Und was willst du, dass ich jetzt tue? Dass ich wieder reingehe und ihm sage, dass ich ihn für dumm verkauft habe?« Ungerührt streichelte Vlain dem Grauschimmel die Nüstern und stieg auf. »Wir sollten gehen, bevor er merkt, dass die Münzen nicht echt sind.«
» Hast du eigentlich Spaß an so etwas?« Sie kam seiner Aufforderung nach und ritt, noch immer außer sich, an ihm vorbei.
Vielleicht hätte er ihr den Ring doch nicht kaufen sollen, er hatte eigentlich keine Lust, sich wieder mit ihr zu streiten. Vlain fiel auf, dass es sie scheinbar wesentlich weniger Überwindung kostete, an ihm herumzumäkeln und ihn zu kritisieren, als sich normal mit ihm zu unterhalten. Wenn das nicht amüsant war!
Er schmunzelte. »Unter anderem macht es mir Spaß, ja. Du kannst den Ring ja wieder abtun.«
Crevi beäugte ihre Hand und schüttelte den Kopf. »Ich werde ihn tragen, damit du immer daran erinnert wirst, was für ein böser Mensch du bist, wenn du ihn siehst.« Es klang fast lustig, wäre ihre Miene nicht so giftig gewesen. Sie wollte ihn doch tatsächlich bekehren! Wenn sie wüsste, dass dies ein hoffnungsloses Unterfangen war.
Das Teufelsblut in seinen Adern war nicht vergänglich.
»Wir sollten uns nach dem alten Edd erkundigen.«
Ein Themenwechsel war angebracht.
Sie ritten und der rote Lehm der Straße wirbelte um die Hufe ihrer Pferde, stach ihnen in die Augen und machte das Atmen schwer. Als sie in Sichtweite eines Trupps Soldaten gerieten, hob einer der Männer die Hand und ließ sie anhalten.
Crevi wurde unruhig. Das musste er ihr abgewöhnen.
Der Anführer der Uniformierten begrüßte sie. Er lüftete den Zweispitz. Fragte dann: »Was führt euch in die Stadt?«
» Private Angelegenheiten.« Vlain klang schroffer, als er beabsichtigt hatte.
» Wir wollen euch nichts Böses. Es ist unsere Pflicht, Stichproben zu machen. Dürften wir eure Namen erfahren?«
» Vlain und Crevi Moore.«
» Sie sind aus dem Norden?«
» Ja. Aber ich bin kein Spion, wenn ich auch aus den feindlichen Gefilden komme«, überspielte er witzelnd seine Anspannung. »Wir wollen einen alten Freund besuchen.«
» Den alten Edd«, mischte Crevi sich ein. »Können Sie uns vielleicht sagen, wo er wohnt?«
» Der alte Edd? Edmund Catah? Soso.« Es schien als wäre jede Freundlichkeit aus dem Gesicht des Mannes gewichen. »Was
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