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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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an.
    » Tatsächlich? Bist du schon mal einem begegnet?«, schoss er zurück.
    » Nein, aber…meine leiblichen Eltern wurden von diesen Monstern ermordet. Ich würde einen von ihnen niemals unterschätzen.«
    Dass sie so negativ über Dämonen dachte, traf ihn. Die Härte in ihren Worten sprach für sich.
    Plötzlich fühlte Vlain sich elend. Er kam sich schmutzig vor in ihrer Gegenwart. Als wäre er es nicht würdig, überhaupt mit ihr zu sprechen.  Er war eines dieser Ungeheuer, von denen sie voller Hass sprach. Er war eine jener Bestien, die ihren Eltern das Leben geraubt hatten.
    » Ich weiß, worauf ich mich einlasse. Wir müssen nach Ral’is Dosht«, flehte sie ihn an.
    Sie hatte Recht.
    Widerwillig nickte er.
     
     
    Habe ich erwähnt, dass ich nicht an Zufälle glaube? Wenn nicht, tue ich dies jetzt. Denn Zufälle gibt es nicht. Alles folgt einem vorherbestimmten Muster, das selbst die Weisesten nicht zu durchschauen vermögen. Alles im Leben hat seinen Sinn, wie sich heute wieder einmal beweisen würde.
    War es Zufall, dass Yve den Brief von ihrem Onkel erhalten hatte? Dass Crevi und Vlain sich nun auf den Weg zu ihr begaben? Würde mich jemand fragen – was nie jemand tut – nein.
    Gespannt harrte ich der Ereignisse.
    Weitere vier Tage später tauchte die Höllenstadt am Horizont auf.
    Sc hon von Weitem wirkte sie  wie ein unförmiger, deformierter Klotz, der sich wie ein Berg Abfall vor ihnen auftürmte. Rauch stieg über ihm auf und ein widerlicher, Übelkeit erregender Geruch wurde ihnen schon Meilen vor dem eigentlichen Ziel zugetragen. Je näher sie kamen, desto deutlicher konnte Crevi die beschmierten Mauern erkennen, die schiefen Wachttürme, die eingefallenen Dächer hoher baufälliger Häuser dahinter. Eine schwarze, bedrohliche Woge schien den Ort zu umgeben und verursachte schon auf die Entfernung Gänsehaut. Das Gefängnis wirkte wie ein brodelnder Hexenkessel, der längst davor stand überzulaufen und alles mit seinem Sud zu überschwemmen.
    » Ich habe viele Geschichten über diese Gegend gehört, aber keine vermochte es, ein derartiges Bild in meiner Vorstellung zu erzeugen«, hauchte sie gebannt. Das Gras unter den Hufen ihrer Pferde wurde grau. Die Bäume um sie herum wirkten dürr und kränklich.
    Die Stadt rückte näher. Es war als sauge das Gebilde alles Leben aus seiner unmittelbaren Nähe.
    Vlain schlug den Kragen seines Mantels hoch und brummte anstelle einer Erwiderung vor sich hin. Seitdem sie den Mond-Don verlassen hatten, tat er das die meiste Zeit. Stets war sein Gesicht eine Maske bemühter Beherrschung, als müsse er sich darauf konzentrieren, irgendetwas zurückzuhalten.
    Vielleicht war er sauer auf sie, weil sie ihn dazu gedrängt hatte, in den Schlund hinab zu steigen. Nebenbei fiel ihr auf, dass das Ge lände tatsächlich etwas abfiel…Es war offensichtlich gewesen, dass es ihm nicht behagte, nach Ral’is Dosht zu gehen. Vielleicht hätte sie rücksichtsvoller sein sollen.
    Wenn sie doch nur wüsste, was sie falsch gemacht hatte!
    Crevi betrachtete den Ring mit der Perle. Hatte wirklich sie dieser völlig absurden Abmachung zugestimmt? Ein Ring! Du liebe Güte! Dabei kannte sie diesen Vlain Moore doch gar nicht. Schon ziemlich erbärmlich, dass dieses verrückte Geschenk zu den besten Dingen in ihrem Leben zählte. Sie vermisste die Gespräche mit ihm mehr als ihr lieb war.
    Ob er das absichtlich tat, um sie zu ärgern?
    Aber was hatte sie ihm denn getan?
    Viel zu viele Fragen, aber keine Antworten.
    Sie schnaubte. Wohlmöglich machte er sich im Stillen noch über sie lustig!
    In tiefes Schweigen gehüllt erreichten sie das Stadttor.
    Es wirkte weitaus freundlicher, als Crevi angenommen hatte. Riesig, alt und natürlich abweisend, aber längst nicht barbarisch, wie in ihren Vorstellungen. Es hätte sie wahrlich nicht gewundert, wenn ein paar Totenschädel auf den Zinnen geprangt hätten.
    Als die Torwächter sie bemerkten, überkam sie Nervosität. Sie hatte sich noch nicht zurechtgelegt, was sie sagen sollte und wusste auch nicht, wie man sich am besten in einer solchen Situation verhielt. Sie wusste nicht einmal, ob man überhaupt in die Stadt durfte, wenn man nicht dorthin verbannt wurde.
    Reflexartig zog sie sich die Kapuze ihres Umhangs ins Gesicht.
    Vor ein paar Stunden hatte es noch geregnet. Jetzt war es schon wieder entsetzlich warm.
    Sie wollte den Mund öffnen, um etwas zum Wehrgang hinauf zu rufen, aber eine andere Stimme kam ihr zuvor.
    Vlains Stimme

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