Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
. »Seid gegrüßt, Wächter!«
Mit ihnen kann er also reden , dachte sie.
» Was wollt ihr?«
» Wir sind auf der Suche nach jemandem. Können wir reinkommen und das von Angesicht zu Angesicht besprechen?«
Die beiden Männer tuschelten kurz. Dann nickte man ihnen zu.
Crevi verfolgte, wie die Torflügel sich öffneten, bis der Einlass breit genug war, dass sie mit ihren Pferden hindurch passten.
Drinnen zeigte sich ihnen ein kleines Dorf mit Stroh gedeckten Holzhäusern, das Crevis Vorstellung einer nordischen, ländlichen Gemeinde entsprach. Sie hörte die Stimmen von Kindern, sah Menschen geschäftig ihrer Wege ziehen und fragte sich, wo die Teufelskinder waren.
Erschrocken fiel ihr plötzlich auf, dass sich zu ihren beiden Seiten Wachen versammelt hatten. Sie standen in Habacht Stellung um sie und Vlain herum und musterten sie.
Crevi und Vlain ließen eine Durchsuchung ihrer Taschen und Rücksäcke geschehen, wobei Crevi merkte, wie sie verstohlen von einem etwas abseits stehenden, rothaarigen jungen Mann gemustert wurde.
Sie runzelte die Stirn, als er ihr freundlich zulächelte.
Sogleich bedachte Crevi Vlain mit einem fragenden Ausdruck, den er jedoch nicht bemerkte, weil er sie gar nicht ansah. Erneut in ihrer Vermutung, dass er sauer auf sie war, bestätigt, wandte sie sich wieder dem Beobachter zu.
Sollte sie ihn kennen?
Nachdem man ihr die Satteltaschen wieder zuschlug und auch ihren Rucksack zurückgab, steuerte Crevi neugierig auf den einsamen Soldaten zu. Sie ignorierte Vlain, dessen Durchsuchung noch nicht abgeschlossen war, und trat an den Fremden heran.
» Ich hab gehört, ihr seid auf der Suche nach jemandem«, sagte dieser etwas unsicher, als sie ihn erreichte, und es klang mehr wie eine Frage, denn wie eine Feststellung.
» Ja…das sind wir.« Crevi versuchte es mit einem Lächeln, um ihm etwas von seiner Beklemmung zu nehmen.
» Wie heißt du?«
Die persönliche Anrede verblüffte sie. Nun, wir sind ungefähr gleich alt , versuchte sie, eine Erklärung dafür zu finden.
» Crevi Sullivan, und du?«
Gleich darauf hatte sie Bedenken, ob es nicht dumm war, ihren wahren Namen zu nennen. Ihr Vater hatte sie schließlich angewiesen, vorsichtig zu sein.
»Reird Laine.«
Aber Reird sah nicht aus, als würde er eine große Gefahr darstellen.
»Kannst du uns vielleicht helfen?«
» Deswegen hab ich dich doch angesprochen.« Er grinste. »Wen sucht ihr?«
» Wir verfolgen einen Mann, der vor ein paar Tagen hier eingeliefert worden sein müsste. Ein Dämon. Sein Name ist…«
» Edd? Edmund Catah?«
» Ja, woher…?«
» Wir haben schon auf euch gewartet.«
Das war…beunruhigend. Crevi beschloss mit mehr Bedacht vorzugehen.
»Bedeutet das, dass du ein Freund von Edd bist?«
» Nein, das nicht…«
» Sondern?«
» Na ja, ich glaube, da ist irgendetwas schief gegangen.«
» Wie meinst du das?«
» Dass Edd geschnappt wurde und so.«
Crevi hatte nicht die geringste Ahnung worauf er hinaus wollte.
»Kannst du uns denn ein Treffen mit ihm organisieren?«
» Ich…werde sehen, was sich machen lässt.«
Es klang nicht überzeugend, aber damit musste sie sich wohl zufrieden geben.
»Gut, wann?«
» Heute Nacht«, er senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Wir müssen auf der Hut sein. Wie wäre es um Mitternacht, auf dem Hinterhof von Effriths Taverne. Das werdet ihr leicht finden und ist gleichzeitig etwas abgelegen.«
» In Ordnung. Wir werden kommen.«
» Gut.« Er wirkte erleichtert. »Ich hoffe, dass sich dann alles regeln wird.«
Gerne hätte sie nachgefragt, was er denn regeln wolle, doch in eben diesem Moment schnellte Vlain dazwischen. Er baute sich neben ihr auf, legte ihr Besitz ergreifend einen Arm um die Schulter und starrte Reird in Grund und Boden . »Was fällt dir ein, meine Begleiterin wie eine lästige Fliege zu umschwirren?«
Der junge Soldat wurde rot, verabschiedete sich eilig und verschwand in einem der Wachhäuser. Dann wandte Vlain sich verärgert an sie: »Miss Sullivan, das war äußerst unvorsichtig. Du kannst doch nicht einfach jemandem Wildfremden unsere Ziele ausplaudern.«
» Wieso nicht? Er sah doch wohl kaum aus, als wollte er uns etwas antun. Ich hielt es für das Richtige und außerdem hat er…«, setzte sie zu einer Rechtfertigung an.
» Tu das nicht noch mal, verstanden? Ab sofort übernehme ich diese Aufgabe.«
» Was erlaubst du dir?«, sie fauchte ihm jedes Wort entgegen. »Ich bin doch kein kleines Kind mehr, das es zu
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