Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)
wollen Sie denn von ihm?« Er beugte sich zu ihr hinüber.
» Würden Sie sich bitte nicht anmaßen, meine Frau zu belästigen?«, verlangte Vlain mit Nachdruck und sorgte mit einem Klaps auf den Hinterteil des Fuchses dafür, dass seine Begleiterin ausser Reichweite des Soldaten geriet.
» Schon gut«, brummte dieser. »Der alte Edd hat die letzte Zeit für ganz schönen Aufruhr gesorgt.«
» Inwiefern?«
» Er wurde vom Teufel gezeichnet. Völlig wahnsinnig ist er geworden. Des Nachts suchte er, in eine Bestie verwandelt, die Straßen heim. Er wurde zum Massenmörder, tötete sogar Frauen und Kinder, bis wir ihn erwischt haben. Zum Glück. Er wurde nach Ral'is Dosht eskortiert«, erklärte der Gefragte leise.
» Er ist zum Dämon geworden?«, hakte Vlain nach.
» Sieht ganz so aus. Der nette alte Mann. Niemand hätte ihm solche Gräueltaten zugetraut.«
» Was ist mit seinem Wohnsitz? Ist der noch in Stand?«
» Nein, die Bürger haben sein Haus niedergebrannt.« Er spuckte aus und bekreuzigte sich. Seine Männer taten es ihm nach. »Meiner Meinung nach berechtigt.«
» Hmmm.« Nachdenklich kratzte Vlain sich am Bart. »Wie lange ist er schon fort?«
» Vier Tage. Er dürfte Ral’is Dosht bereits erreicht haben. – Sie haben doch nicht etwa vor ihm zu folgen?«
» Möglicherweise.«
» Ich kann Sie nur warnen. Diese Stadt ist kein Ort für zart besaitete Frauen.« Er warf Crevi einen langen Blick zu. »Es ist die Hölle.« Eine wirkungsvolle Pause folgte. »Der Mann ist nicht mehr bei Verstand! Dämonen...Das sind unkontrollierbare Bestien!«
Die Abscheu, mit der der Kerl seinesgleichen begegnete, reizte Vlain. Was weißt du schon? Er hätte gute Lust gehabt, ihn einen Kopf kürzer zu machen. Die Vorstellung seiner aufgerissenen Bauchdecke, des Menschenblutes an seinen Händen, dem beruhigenden Geschmack seiner Eingeweide, ließ ihm ungewollt das Wasser im Munde zusammenlaufen. Gleichzeitig widerte ihn die Vorstellung so sehr an, dass er sich auf der Stelle hätte übergeben können.
Er straffte die Schultern, holte tief Luft und versuchte , an etwas anderes, als an den klebrig roten Lebenssaft eines Menschen zu denken.
Oh, wie hungrig war er doch! Sein letzter Blutmord lag viel zu lange zurück.
Es wurde wieder Zeit.
Aber nicht jetzt , maßregelte er sich, als ihm die Kontrolle zu entgleiten drohte.
Was hatte der Mann noch gleich gesagt?
Er konnte sich, verdammt noch mal, nicht mehr daran erinnern.
Lebhaft waren da jedoch die Bilder seiner aufgerissenen Kehle.
»Wir werden trotzdem dorthin gehen«, sagte Crevi an seiner Stelle. »Aber vielen Dank, für Ihre Warnung. Wir werden sie beherzigen.«
In diesem Augenblick war er ihr dankbar, dass sie das Wort ergriffen hatte.
»Wir müssen jetzt weiter.«
» Na dann, viel Glück. Aber denken Sie an meine Worte.« Der Soldat verneigte sich, dann ritt die Wachpatrouille davon.
» Hey«, ihre Hand berührte Vlains Schulter und ließ ihn zusammenzucken. Sie war plötzlich so nah, zum Greifen nah. Und er roch sie, ihr duftender Geruch nach Mensch. Die Knochen seiner rechten Hand verschoben sich. NEIN! »Wie gehen wir vor?«
» Äh…«
Sie zog die Hand zurück und ihre Stirn legte sich besorgt in Falten . »Ist alles in Ordnung?«
Er nickte schwach und suchte nach einer Ablenkung. Er fand sie in Form ihres Ringes. Das ruhige Hellblau der Perle, verströmte eine irritier ende, aber zutiefst beruhigende Aura, die seinen Dämon langsam aber sicher zurückdrängte.
Erleichtert sog er die Luft ein, schnappte fast danach, als wäre er kurz vo rm Ersticken.
» Bist du sicher? Du schwitzt ganz schlimm…«
» Ja«, er musste sich räuspern. »Geht wieder. Ist manchmal so.«
» Na gut. Werden wir nach Ral’is Dosht gehen?«
» Ich weiß es nicht. Der Mann hatte schon Recht, ist ziemlich gefährlich.« Vlain versicherte sich noch einmal, dass sein Dämon auch wirklich zurückgedrängt war.
» Ist…es dort wirklich so, wie er gesagt hat?«
» Ich war auch noch nie dort.«
Und Vlain hatte auch nicht vorgehabt, die Stadt jemals aufzusuchen. Er musste doch lebensmüde sein, um sich freiwillig hinter die Mauern zu begeben! So viel stand fest.
»Wir müssen zu Edd.«
» Ich weiß.«
» Trotz der Dämonen dort, wir brauchen seinen Rat.«
» Dämonen nimmt man nicht auf die leichte Schulter.« Es war nur ein abwesendes Murmeln.
Vielleicht verstand sie es nicht einmal.
»Mir ist bewusst, wie gefährlich Dämonen sind.« Crevi funkelte ihn
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