Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
Vom Netzwerk:
See, aber dennoch ging eine greifbare Kälte von ihm aus. Die Fluten waren hier so dunkel, dass niemand auf den Grund sehen konnte. Völlig reglos stand das Gewässer umgeben von großen Fichten.
    »Was ist das für ein Ort?«, wollte Jayden wissen, der als Letzter den kleinen Abhang über die knorrigen Wurzeln zu den Übrigen hinunter kraxelte.
    »Besonders angenehm ist er jedenfalls nicht.« Crevi rieb sich die Schultern, als friere sie. »Mir gefällt er ganz und gar nicht.«
    Auch Vlain mochte diesen Ort nicht. Was ihn allerdings beunruhigte war, dass er sich nicht daran erinnern konnte, auf seiner letzten Durchreise hier vorbeigekommen zu sein.
    »Lasst uns weiter gehen«, schlug Jayden, dem die Furcht deutlich anzumerken war, ungeduldig vor.
    »Der Weiher war auf meiner letzten Wanderung noch nicht hier«, teilte Vlain den anderen mit. Wie kann das geschehen sein?
    »Schön! Ist das ein Grund, nicht weiterzugehen?« Der Bettler wurde hektisch.
    »Nein.« Dennoch fühlte sich Vlain auf seltsame Art und Weise zu dem Gewässer hingezogen. Es war, als rufe ihn etwas aus den Tiefen, dessen er sich nicht erwehren konnte.
    Reflexartig machte er einen Schritt nach vorne und kam dem Teich dabei immer näher.
    »Vlain, nicht«, Crevi zerrte an seinem Mantel.
    »Ich sehe mir das nur mal aus der Nähe an.«
    »Bitte nicht.« Bildete er es sich ein, oder klang sie weinerlich?
    Die Welt schien einen Augenblick stillzustehen. Alles, was er erkennen konnte, war das dunkle schwarze Loch, das sich in Form des Teiches vor ihm ausbreitete. Was war es nur, das ihn da rief?
    Seine Schritte wurden schneller und mühelos schüttelte er Crevi ab, die Yve gleich darauf ersetzte. Auch Jayden folgte ihnen trotz seiner Angst.
    »Was soll das?«
    »Was hast du vor?«
    Bestürmende Fragen, die allesamt an ihm abprallten. Er musste einfach herausfinden, was in diesem Teich lauerte. Das Ufer war erreicht. Gerade hatte er einen Fuß in das brackig dunkle Gewässer hineinsetzen wollen, da riss ihn Crevi aufgeregt zurück und schrie ihm irgendetwas entgegen, das er in seiner Faszination nicht verstand. Er löste ihre Finger und schubste sie zurück, wodurch sie an der Böschung des Ufers den Halt verlor und in Jayden hinein taumelte.
    Schlagartig fiel der tranceartige Zustand von ihm ab.
    Instinktiv schnappte er nach Crevis Arm und hielt sie fest.
    Der Bettler jedoch…stürzte.
    Es ging viel zu schnell.
    Mit einem lauten Klatsch prallte er auf die Oberfläche.
    Die Wassermassen schlugen über ihm zusammen und verschlangen ihn.
    »Verdammt«, fluchte Yve und sprang die Böschung hinunter. »Ich hole ihn raus!« Ihre Stimme klang panisch, als wisse sie selbst nicht genau was sie tat. Ihre Stiefel versanken im bodenlosen Nass und ehe sie zurück konnte, verlor sie den Halt und verschwand ebenso im Teich. »Yve!«, schrie Crevi und wollte ihr nach, aber Vlain hielt sie eisenhart fest.
    Noch immer rief seine Schutzbefohlene panisch den Namen ihrer Freundin.
    »Still!«, fuhr er sie an.
    Nichts deutete darauf hin, dass hier gerade zwei Menschen verschwunden waren. Bang betrachtete er das Gewässer. Was war, wenn sie irgendetwas aufgeschreckt hatten?
    An jener Stelle, an der Yve und Jayden versunken waren, zeigte sich keinerlei Regung.
    Noch immer – oder auch wieder – war der See völlig ruhig.
    »Yve…« Die junge Frau war in die Knie gesunken und hielt sich die Hände vors Gesicht. »Sind sie…?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er unwirsch.
    Da!
    Vlain sog scharf die Luft ein. Irgendwo hatte er eine Bewegung unter der Wasseroberfläche ausgemacht. Auch Crevi hatte das bemerkt und hob furchtsam das tränenverschmierte Gesicht.
    »Hinter mich«, war alles was er hervor brachte.
    Zu seiner Erleichterung leistete sie ihm augenblicklich Folge.
    Die Bewegungen nahmen zu.
    Hier und da, mal nah mal fern.
    Dann war es vorbei.
    Ein Plätschern ganz in der Nähe ließ Vlain die Böschung hinunter schauen. Das Wasser bewegte sich und eine Hand erschien und noch eine. Noch eine und noch eine. Schlammigbraun und unförmig kamen sie aus dem See hervor.
    Crevi krallte sich in seinen Mantel.
    Als sich die Körper der Gestalten aus dem See wühlten, atmete Vlain erleichtert aus.
    Unter dem Schlamm und dem Seetang kamen zwei bekannte Gesichter zum Vorschein.
    »Yve«, flüsterte die junge Frau hinter ihm.
    Zögerlich beugte Vlain sich vor und half der Rebellin und dem Bettler zu ihnen hinauf. Keuchend und prustend sank Jayden auf den Boden und spuckte

Weitere Kostenlose Bücher