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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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ist er ja jetzt schon«, Paul klopfte Jántre auf die Schulter. »Such dir lieber einen besseren Favoriten.« Wütend befreite sich seine Schwester von ihm.
    Vlain spürte wie seine Wangen heiß wurden. Er senkte den Blick. Er würde es niemals schaffen, über seinen Schatten zu springen. Immer würde er sich alles gefallen lassen. Jetzt sprang sogar schon seine kleine Schwester für ihn ein!
    Paul grinste und rückte erneut an Jántre heran.
    »Du wirst es bestimmt nicht sein«, zischte sie. »Ihr Jungs seid so kindisch. Immer hackt ihr auf den Schwächeren herum. Als ob du kämpfen kannst, Paul, das ist doch bloß Angeberei.«
    Vlain wurde schlecht. Sie machte ihn noch völlig lächerlich!
    Paul erbat sich ihre Aufmerksamkeit und fragte in die Runde: »Wer von euch will gegen mich antreten?« Nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand sich meldete, grinste er: »Siehst du, keiner traut sich.«
    »Dann werde ich es tun. Nimmst du den Kampf an?«, Jántre schnappte sich seinen Schild und das Schwert. Was dachte sie sich nur dabei, gegen einen Siebzehnjährigen antreten zu wollen?
    »Sei nicht albern. Du wirst weinend nach Hause laufen, sobald du dir einen blauen Fleck holst«, Paul wartete, als er aber sah, dass Jántre es ernst meinte, willigte er seiner Ehre wegen ein.
    Sie reckte das Schwert und die Positionen wurden eingenommen. Viel zu schnell schlug er ihr den Schild aus der Hand. Rasch war er an sie herangetreten. Bevor Paul sie aber attackieren konnte, trat sie ihm vors Schienbein. Augenblicklich stöhnte der Junge auf. Das Holzschwert entglitt seinen Fingern.
    »Du kleine Hexe«, knurrte er.
    »Geschieht dir ganz Recht«, entgegnete sie nur.
    Da sprang er auf, schritt auf sie zu und ihm war anzusehen, dass er keine Späße mehr machte. »Das wird dir noch leid tun.« Dann schlug Paul sie.
    Einen Moment herrschte Stille.
    Jántre starrte ihn an, suchte nach Vlains Blick, der ebenso entsetzt war. Die übrigen Jungen wirkten unschlüssig, wie sie sich verhalten sollten.
    Abrupt drehte Jántre sich um und eilte davon. »Du bist bedauernswert, Paul. Mehr nicht«, spie sie noch aus, während sie sich entfernte. Schnell schloss Vlain sich ihr an.
    »Jántre?«, erkundigte er sich verlegen nach ihrem Wohlbefinden. »Alles in Ordnung?«
    »Ja.« Hässlich zeichnete sich der Abdruck von Pauls Hand in ihrem Gesicht ab und es rührte ihn zu unbekannter Wut, je länger er den Anblick ertragen musste.
    Sie sah ihm seinen Zorn wohl an, denn sie lächelte zaghaft. »Der Kerl ist einfach ein Idiot.«
    »Wohin gehen wir?«
    »Erst einmal weg.« Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht.
    Nachdem sie eine Weile gegangen waren, beschlich Vlain eine dunkle Vorahnung, die sich wenig später bestätigte. Sie wurden verfolgt. Unheil verheißend tauchte Paul mit seiner Bande in der Menge hinter ihnen auf und rückte näher.
    Sogleich hielt Vlain nach einem geeigneten Versteck Ausschau, das er in einem Loch in einer Häuserwand entdeckte. Er bedeutete Jántre dort zu bleiben. »Ich werde sie ablenken und von dir fortlocken. Du wartest hier, in Sicherheit. Ja?«
    Das Mädchen nickte, zögerlich.
    »Keine Sorge.« Er schenkte ihr ein Lächeln. »Mir passiert schon nichts. Schlimmer als sonst wird es nicht werden.«
    Damit wandte er sich ab. Schon bald hatte er die Meute auf sich aufmerksam gemacht. Grölend nahmen sie seine Verfolgung auf. 
    Er rannte so schnell er konnte. Eine wilde Jagd durch die Straßen entstand, über den Markt, am Flussufer entlang, ins Viertel der Gilden, bis er schlitternd in einer Sackgasse zum Stehen kam. Keuchend suchte er nach einem Ausweg, doch die Bande hatte ihn eingeholt.
    Gelächelt hatte Paul, grausamer, als er es jemals getan hatte. »Dann wirst du für die Hure bezahlen müssen.«
    Es wurde schlimmer als sonst. Sie schlugen, traten und folterten ihn, bis ihnen der Spaß danach verging und er nunmehr ein zusammen gekrümmtes Häufchen Dreck in der Gasse war. Halb besinnungslos rappelte er sich Blut spuckend auf. Er konnte kaum gehen.
    Als er Jántre nach schier unendlichen Qualen erreichte, fiel sie ihm tränenüberströmt um den Hals.
    Sie verbrachten die Nacht in ihrem kleinen Versteck. Eng aneinander gekuschelt schliefen sie auf nichts als dem nackten Boden. »Ich bin so froh dich zu haben«, flüsterte Jántre kurz bevor ihr die Augen zufielen. Fast hätte er ihre Worte des Regens wegen überhört, doch als er sie vernahm, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Er zog seine Schwester

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