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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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literweise Dreckwasser. Yve erging es kaum besser.
    Crevi hockte sich neben die Frau und strich ihr das schlammige Haar aus dem Gesicht. »Was…was ist da unten passiert?«
    »Ich«, hustete Jayden, »hatte eine Vision.«
    Die anderen drei tauschten fragende Blicke.
    Eine Vision? Vlain war sich nicht sicher, wie damit umzugehen war. Mit Visionen, so wusste er, war das so eine Sache. Niemals war Verlass auf sie und dennoch konnten sie einem das Leben schwer machen.
    »Ich sah eine Frau«, verkündete er und rieb sich die Augen. »Eine grausame Frau.«
    »Später!«, unterbrach Vlain ihn. An eben so etwas hatte er zuvor gedacht. Visionen brachten nichts als Ärger und im Augenblick hatten sie andere Sorgen. »Lasst uns erst einmal Abstand zwischen uns und den Teich bringen. Danach können wir reden.« Er sah Yve an. »Und trocknen.«
    Das entlockte der Frau ein eifriges Nicken.
    Eilig folgten sie dem ausgetrockneten Flussbett in Richtung Norden.
     
     
    Wenngleich es schon Stunden her war, dass Yve in den Teich gefallen war, zitterte und bibberte sie immer noch. Es war bereits dunkel geworden und ihr Lager hatten sie zwischen einer kleinen Baumgruppe nahe dem Flussbett aufgeschlagen. In eine dicke Decke gehüllt, hockte sie am Feuer und versuchte, ein wenig der Wärme in sich aufsaugen.
    Wenngleich ihr Gesicht warm wurde, blieb die Kälte im Inneren ihres Körpers erhalten. Es war, als habe sich ein dunkler Geist ihrer bemächtigt, der sie unaufhaltsam durchschüttelte. Zumindest kam es ihr so vor.
    Sie hätten sich gleich aufwärmen müssen, statt weiter zu ziehen, aber nun war es ohnehin zu spät. Unterkühlt , dachte sie. Das ist wahrscheinlich der richtige Ausdruck.
    Jayden lag auf der anderen Seite des Feuers und hatte sich in seine Decke gerollt bereits zum Schlafen hingelegt. Vlain war vor wenigen Minuten losgezogen, um ein wenig für sich zu sein und mit einem knappen Nicken in ihre Richtung verschwunden. Yve beschlich der Verdacht, dass er absichtlich diesen Moment gewählt hatte, denn Crevi war kurz davor gegangen, um sich nach Heilkräutern umzusehen.
    Yve betrachtete zerstreut die Flammen, die wirre Bilder vor ihrem inneren Auge entstehen ließen. Da waren Musikanten und Tänzer. Tänzer, die sich geschwind und elegant bewegten. Tänzer, die allein oder paarweise die wunderbarsten Kunststücke zeigten.
    Lächelnd musste sie an Crevi denken. Yve war nicht ganz so talentfrei, wie sie immer angenommen hatte.
    Schritte ließen sie auffahren. »Du bist schon zurück?«, fragte sie verwundert. Nickend kam Crevi zu ihr herüber und setzte sich neben sie.
    »Weit und breit wächst nicht eine Pflanze«, beschwerte sich die Ärztin. »Diese widerlichen Nadelbäume scheinen das einzige zu sein, das hier gedeiht.«
    Abgesehen von den schlingpflanzenähnlichen Unterwassergewächsen , fügte Yve im Stillen hinzu und schauderte. Kaum war sie in die Fluten eingetaucht, hatte sie in eine andere Welt geblickt. Panisch hatte sie versucht, wieder an die Oberfläche zu gelangen, doch hatten die Lianen nach ihr gegriffen und sie weiter in den Abgrund gezogen, der sie zu verschlingen gedroht hatte. Weiter vor sich hatte sie Jayden erkannt, der ebenfalls gänzlich umklammert worden war. Sie hatte nach ihrem Degen greifen wollen, aber er war ihren Fingern entglitten und schon war ihr Arm festgehalten worden.
    Yve musste sich eingestehen, dass sie noch niemals solche Angst gehabt hatte. Selbstverständlich hatte sie sich vor den Steinkriegern gefürchtet. Selbstverständlich hatte sie Todesangst verspürt, als der Soldat ihr den Speer ins Bein gerammt und sie zuckend und hilflos am Boden gelegen hatte. Selbst als der ehemalige Freund ihrer Tante darauf gewartet hatte, dass sie sterbe, war irgendwann als erste Gefühlsregung ihres Lebens die Angst in ihr erwacht. Aber das dort unten… , sie wollte gar nicht daran denken. Es war wie in einem Albtraum gewesen. So irreal, dass es gar nicht der Wirklichkeit entsprochen haben konnte. Oder doch? Es würde ihr ein Rätsel bleiben.
    »Geht es dir schon etwas besser?«
    »Ich lebe, sagen wir es so.« Yve konzentrierte sich darauf, nicht mit den Zähnen zu klappern. Sie fühlte sich schwach und das gefiel ihr nicht.
    »Yve? Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als du in diesem See verschwunden bist«, vertraute Crevi ihr an. »Ich hätte nie gedacht, dass wir…«
    »Du hast dir Sorgen um mich gemacht?«, wiederholte sie ungläubig.
    »Ja. Ich dachte, ich hätte dich verloren…ist das

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