Beseelt

sein.“
    „Definiere Stärke, Gorman“, schnappte sie und zwang jegliches Anzeichen von Müdigkeit aus ihrer Stimme und ihrem Geist. „Ist es die Fähigkeit, zu manipulieren und andere zu benutzen? Oder hängt Stärke für dich von der Dicke der Seile ab, mit denen du jemanden fesselst? Nein, warte. Ich erinnere mich, dass du Spaß daran hast, kleine Mädchen zu Tode zu erschrecken. Wie jämmerlich, dass du dich anschleichen und mich fesseln musstest. War gerade kein Wagen in der Nähe, der bequemerweise über mich rollen konnte?“
    „Stärke“, sagte er und trat vor, sodass sein Speichel ihr ins Gesicht sprühte, „wird vom Sieger definiert.“
    „Wo ist Bregon?“ Sie weigerte sich, auf sein Getöse einzugehen.
    „Dein Bruder unterrichtet ganz Partholon darüber, dass erneut die Fomorianer auf ihre Welt losgelassen wurden.“
    „Bist du verrückt geworden?“, fragte sie. „Es gibt keine Fomorianer.“
    „Wirklich? Wie nennst du die geflügelten Kreaturen dann, die ihr, du und Midhirs Sohn, nach Partholon gebracht habt?“
    „Ich nenne sie genauso, wie Midhir und Eponas Auserwählte sie nennen – Neue Fomorianer. Du weißt, dass Elphame den Fluch von ihnen genommen hat. Sie sind nicht länger eine dämonische Rasse.“ Während sie sprach, prüfte sie die Fesseln um ihre Handgelenke auf der Suche nach einem Weg, ihre Hände zu befreien. „Das ist einfach lächerlich. Ich verlange, meinen Bruder zu sprechen.“
    „Geduld, meine Schöne. Bregon ist sehr beschäftigt und leider nicht in der Lage, dich entsprechend zu begrüßen.“ Gorman lachte, und die drei zuschauenden Zentauren fielen nervös kichernd ein. „Er hat uns gebeten, dich bis zu seiner Rückkehr … zu unterhalten.“
    Brighid wurde es eiskalt. „Er ahnt nicht, was ihr mit mir gemacht habt.“
    Gorman zuckte mit den Schultern. „Er hat befohlen, dich davon abzuhalten, die Herde rechtzeitig zu erreichen. Wie das geschieht, hat er ganz uns überlassen. Das hier …“ Er zeigte auf die Stangen, an die man sie festgebunden hatte, „… war meine Idee.“
    „Es ist bereits zu spät. Ich habe aus Eponas Kelch getrunken. Ich bin die Hohe Schamanin der Dhianna.“
    „Ja, dessen sind wir uns bewusst. Bregon hat es uns erzählt. Glücklicherweise hat niemand von uns daran gedacht, es unseren Partnerinnen zu sagen. So eine Schande, dass die Frauen der Herde es erst herausfinden werden, wenn nichts mehr zu ändern ist.“
    „Du bist verrückt“, sagte sie zu Gorman und drehte vorsichtig den Kopf, um beim nächsten Blitz, der das Zelt erhellte, dem dunkelbraunen Zentaur in die Augen zu schauen, der am weitesten im Schatten stand. „Hol meinen Bruder, Hagan. Egal was zwischen uns war, diese Behandlung seiner Schwester wird ihm nicht gefallen.“ Sie erfüllte ihre Stimme mit aller Macht, die sie ihrem erschöpften Geist entlocken konnte: „Und selbst wenn Bregon gewillt wäre, das hier zu erlauben, er weiß genau, wie wütend Epona über euer Verhalten einer Hohen Schamanin gegenüber sein wird!“
    Hagan zuckte zusammen und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Gorman kam ihm zuvor.
    „Und was hat deine wertvolle Epona getan, als deine Mutter unter qualvollen Schmerzen auf dem Totenbett lag?“
    Gormans Stimme spiegelte die Tiefe seiner Gefühle wider.
    „Nichts! Deine Göttin hat Mairearad leiden und sterben lassen. Offensichtlich interessiert Epona nicht, was mit ihren zentaurischen Hohen Schamanen geschieht.“
    Brighid drehte den Kopf langsam herum und schaute Gorman gezielt an. „Du benimmst dich gotteslästerlich und hast dich von der Großen Göttin abgewandt. Ich gebe dir mein Wort, dass du dafür bezahlen wirst.“
    Donner grollte durch die Nacht, und Blitze zuckten, als hätte Epona den Eid der Schamanin gehört und gutgeheißen. Gorman schnaubte unbeeindruckt.
    „Wir werden sehen, wer für was bezahlt, Brighid Dhianna. Immerhin warst du es, die die Dämonen nach Partholon zurückgeholt hat. Vielleicht empfangen die Menschen, die du deiner eigenen Herde vorgezogen hast, dich nicht mehr mit so offenen Armen, wenn sie erst einmal erkennen, was du angerichtet hast.“
    „Die Neuen Fomorianer sind keine Dämonen, du Dummkopf. Sie sind ein liebevolles Volk, das Leben schützt und nährt und nicht zerstört. Und das ist es, was Partholon erfahren wird.“
    Gormans Blick wurde verschlagen. „Du scheinst einen ganz speziellen
Fomorianer
zu vergessen.“ Er betonte das Wort sehr sorgfältig.
    Brighid schaute ihn misstrauisch