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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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ließ den Blick über die Ebene der Zentauren schweifen. Sogar braun, wegen der Dürre, war das Land noch wunderschön. Die wenigen Male, die er mit seinem Vater zusammen in die Ebene gereist war, hatte ihn die Weite der Landschaft immer ungemein beeindruckt. Vielleicht lag es am zentaurischen Blut, das er von Midhir hatte, aber der Gedanke, den Rest seines Lebens auf der Ebene zu verbringen, erfüllte ihn mit einem Gefühl der Befriedigung. Er hatte keinen Zweifel, dass er hier gemeinsam mit Brighid Zufriedenheit und ein Zuhause finden würde.
    Fröhlich pfeifend schlang er sich das Halfter erneut über die Schulter und setzte seinen Weg fort. Dabei dachte er daran, wie gut es tat, seine Wölfin wiederzusehen.
    Brighid stand am Rande der Ebene der Zentauren und atmete in tiefen, freudigen Zügen ein. Es war es wert gewesen. Ja, es hatte Rehe gegeben, die dichter an ihrem Lager waren, aber Cuchulainn war mindestens ein paar Stunden fort. Sie hatte ausreichend Zeit, ein Reh aufzuspüren, es zu erlegen, es auszuweiden und zur Höhle zurückzukehren, bevor er sich überhaupt auf den Rückweg machte. Zumindest war das ihre Rechtfertigung für die Entscheidung, die Müdigkeit, die ihr noch tief in den Knochen steckte, zu ignorieren und den letzten kleinen Hügel hinunterzurutschen, um auf der Ebene der Zentauren nach Wild zu jagen.
    Erschöpft oder nicht, es fühlte sich gut an, die Hufe in die reiche Erde ihrer Heimat bohren zu können! Sie hatte sich für ein anderes Leben entschieden und ihr Heim in dem Glauben verlassen, nie wieder zurückzukehren, doch jetzt konnte sie zugeben, dass ihre Seele mit ihrer Entscheidung nie ganz zufrieden gewesen war. In ihrem Inneren hatte es immer diese Sehnsucht gegeben und diese gewisse Rastlosigkeit, die, wie sie erkannte, von den in ihr schlummernden Fähigkeiten der Hohen Schamanin verursacht worden waren.
    Sie gab sich selbst ein Versprechen. Von jetzt an würde sie die Gaben, die Epona ihr geschenkt hatte, einsetzen und die Position einnehmen, die ihr bestimmt war.
    Sie entschied sich schnell, sich nicht erneut in die Meditation zu versenken, um die Beute zu lokalisieren. Das war ihre Heimat. Wenn sie hier kein Wild aufspüren konnte, verdiente sie es nicht, Jägerin genannt zu werden. Ihre scharfen Augen nahmen die Umgebung in sich auf. In der Ferne sah sie die vertrauten grünen Sprenkel, die einen kleinen Wald verrieten. Es gab überall Bäche oder Flüsse, die sich durch die Ebene wanden und an deren sandigen Ufern sich Wäldchen bildeten. Sogar in Trockenzeiten versorgten unterirdische Wasserläufe diese Baumgruppen. Und wo es Wasser gab, tummelten sich meistens auch Rehe. Genau dort würde sie beginnen.
    Sie fiel in leichten Galopp und lächelte, als der Wind und das Gras an ihr vorbeizogen. Als sie den Wald erreichte, war sie beinahe so weit, zuzugeben, dass ihr Entschluss, auf der Ebene zu jagen, etwas übereilt gewesen war – wenn nicht sogar ein völliger Fehler. Schweiß bedeckte ihren Körper, und sie konnte sich kaum noch konzentrieren. Sie hatte mehrere Zentaurenfährten gekreuzt, war aber keinem anderen Lebewesen begegnet. Im Osten machte sie Bisons als dunkle Flecken aus, doch sie fand keine Rehfährten, das war seltsam. Ohne ein Zentaurendorf in der Nähe müssten in diesem Wäldchen genügend Rehe sein – und sie wusste von keinem Zentaurendorf, das so dicht an der Grenze zu Partholon lag. Die Lust, auf ihrem Heimatboden zu jagen, war ihr langsam vergangen. Sollte sie nicht bald eine Spur von einem Reh oder einem Hirsch finden, würde sie ihre Gedankenkräfte nutzen müssen, um eins aufzutreiben. Allein die Vorstellung ließ sie erschöpft aufstöhnen.
    Das Grasland wich den Schwarz- und Rieseneichen, die das Mischwäldchen hauptsächlich dominierten, sodass Brighid ihr Tempo verringern musste und lustlos in Trab verfiel.
    Sie wollte einfach nur noch ein Reh finden und zu ihrem Lager zurückkehren. Dankbar dachte sie daran, dass Cuchulainn dort auf sie warten würde. Er könnte das Kochen übernehmen.
    Später hätte sie nicht sagen können, ob es ihre Müdigkeit oder die gute Ausführung der Falle gewesen war, aber sie hörte und sah nichts, bis das Seil sich um ihren Hals schlang. Sofort riss sie die Hände hoch und versuchte, es zu lösen, doch im selben Moment spürte sie, dass eine weitere Schlinge ihre Hinterbeine erfasste. Sie wurde unsanft von den Hufen gerissen und schlug so hart auf den Boden auf, dass ihr die Luft wegblieb. Ihr Kopf knallte auf

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