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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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bloße Haut, dass sie binnen kurzer Zeit rau und rot war. Der Krieger zitterte und zog die Kapuze seines fellverbrämten Umhangs tiefer ins Gesicht. Vermutlich sollte er langsam ins Lager zurückkehren, denn die Abenddämmerung brach bereits herein. Obwohl er erst seit weniger als zwei vollen Mondzyklen im Ödland war, wusste er, wie gefährlich es sein konnte, sich nach Sonnenuntergang ungeschützt in der Ebene aufzuhalten, und sei es auch nur für eine kurze Zeitspanne.
    Cuchulainn blieb stehen und ging in die Hocke, um die scharfen Hufabdrücke im Schnee genauer zu untersuchen. Die Spuren waren frisch. Der peitschende Wind hatte noch keine Zeit gehabt, sie zu verwischen. Das wilde Dickhornschaf, von dem sie stammten, konnte nicht weit sein.
    Die junge Wölfin, die ihn begleitete, wimmerte unterdrückt, wobei sie ihre kalte Schnauze in seine Seite drückte. Abwesend streichelte er ihr raues Fell.
    „Du frierst auch, und du hast Hunger, was?“
    Fand heulte leise und schob ihre feuchte Nase unter sein Kinn. Cuchulainn erhob sich und band seinen Umhang fester zu. „Umso wichtiger ist es, das Schaf aufzuspüren. Komm, es ist uns nicht weit voraus. Bringen wir es hinter uns.“
    Das Wimmern der Wölfin hörte sofort auf, als sie sich an seiner Seite durch den Schnee kämpfte. Sie war noch nicht ganz ausgewachsen und ihm, ihrem Ersatzvater, zutiefst ergeben. Wo er auch hinging, sie folgte ihm auf Schritt und Tritt.
    Cuchulainn beschleunigte das Tempo und stellte sich die fröhlichen Rufe der Kinder vor, wenn er ihnen etwas zu essen mit ins Lager brächte. Für einen winzigen Augenblick wurden die Züge des Kriegers weich. Er war vollkommen unvorbereitet auf sie gewesen. Nicht, dass er nicht von ihrer Existenz gewusst hätte. Im Gegenteil, sie waren der Grund für seine Mission. Er hatte sich zur Aufgabe bemacht, ins Ödland zu reiten und die Kinder der hybriden Fomorianer – oder der Neuen Fomorianer, wie sie sich selbst nannten – nach Partholon zu bringen, der Heimat ihrer lange verstorbenen menschlichen Großmütter. An etwas zu denken und es dann wirklich zu tun war aber oft so verschieden wie die karge Landschaft, in der sie lebten, und die grünen Weiden Partholons.
    Die Neuen Fomorianer überraschten ihn jeden Tag erneut.
    Als er darüber nachgedacht hatte, sie aufzusuchen, hatte sein Kriegerhirn sie sich als verhalten gefährliche Barbaren vorgestellt. Dass Lochlan zivilisiert war, hatte keinen Unterschied gemacht. So unwahrscheinlich es ihm anfangs auch erschienen war, Epona hatte Lochlan tatsächlich als Lebenspartner für seine Schwester Elphame erschaffen, natürlich musste er deshalb anders sein. Cuchulainn wusste nur zu gut, dass die hybriden Fomorianer zu großer Grausamkeit fähig waren.
    Sie überlebten seit mehr als einem Jahrhundert im rauen Klima des Ödlands. Und obwohl der Wahnsinn vor Kurzem aus ihrem Blut getilgt worden war, handelte es sich bei ihnen um Nachkommen von Dämonen. Seine Schwester bestand darauf, dass sie nach Partholon zurückkehrten, da das Land auch ihr Erbe war. Sie war die Führerin seines Clans, und er würde ihr immer gehorchen, aber er war auch ein erfahrener Krieger, der niemals den Feind nach Partholon führen würde. Also hatte er sich vorgenommen, vorsichtig und klug vorzugehen. Das war einer der Gründe, weshalb er wollte, dass ihn keine menschlichen Krieger begleiteten. Auf sich gestellt konnte er die Wahrheit herausfinden. Alleine war er in der Lage, jederzeit umzukehren, um Partholon zu warnen, sollte das nötig sein.
    Während er und die fomorianischen Zwillinge Curran und Nevin von der MacCallan-Burg aus nördlich durch den Wald zum verborgenen Pass in den Bergen Trier gereist waren, hatte er abgewartet, die beiden beobachtet und die offene Wunde gepflegt, die seine Trauer ihm ins Herz riss. Dass er überhaupt in der Lage war, morgens aufzustehen und weiterzuziehen, war ein kleines Wunder. Im Rückblick war die Reise ins Ödland nur eine lange, verschwommene Erinnerung. Curran und Nevin waren stille Reisegefährten gewesen. Sie hatten keinerlei Hang zur Gewalttätigkeit gezeigt, hatten sich weder über das Tempo beschwert, das er vorgab, noch hatten sie sich von seiner rauen, reservierten Art stören lassen. Er hatte sich eingeredet, dass ihr gutmütiges Verhalten nichts bedeutete, und geplant, die Reaktion der anderen Fomorianer auf die Neuigkeiten genau zu beobachten, wenn er in ihrem Lager ankam, und dann zu tun, was immer für Partholon das Beste war.
    Und

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