Besessen
langsam den Verstand verlor.
„Ist alles okay mit dir?“, fragte ich, als ich nach vorn auf den Fahrersitz kletterte.
„Mir ging’s schon mal besser, aber ich werd’s überleben.“ Cyrus glitt auf den Beifahrersitz und schnallte sich an. „Aber ich brauche etwas zu essen.“
Ich dachte an die kleiner werdende Summe Bargeld hinten in meinem Rucksack. „Bist du mit Fast Food einverstanden?“
Zu meiner Überraschung verzog er nicht das Gesicht, gab keinen verächtlichen Kommentar ab oder lehnte sofort ab. Er hob nur die Schultern und sagte: „Wenn ich nicht in den Laden mit diesem geschmacklosen Clown muss.“
Wir fuhren schweigend bis in den nächsten Ort, wo wir eine Hamburger-Kette mit einem Drive-in-Schalter entdeckten. Cyrus hatte höllischen Hunger und schlang sein Essen mit ungewohnt schlechten Tischmanieren hinunter.
„Du bist kein Vampir mehr. Das Zeug ist nicht gut für dich“, erinnerte ich ihn.
„Das Zeug ist für niemanden gut.“ Er schien sich an frühere Zeiten zu erinnern und wischte sich den Mund an einer der billigen Papierservietten ab. „Es ist fettig und schmeckt ziemlich widerlich, aber ich habe heute den ganzen Tag noch nichts gegessen. Ich muss die Bedürfnisse meines menschlichen Magens erfüllen.“
„Dann haben sie dir also zu essen gegeben?“ Was für ein bizarres Gesprächsthema. Sie wurden also von den Vampiren, die Sie von den Toten zurückgeholt und als Geisel gehalten hatten, gut behandelt?
Er schaute mich nicht an, sondern starrte durch die Windschutzscheibe in den sternenbedeckten Himmel. „Nein.Meistens hat Mouse gekocht. Und ich weiß, wie man einen Hotdog in der Mikrowelle warm macht.“
„Na, dann verhungerst du wenigstens nicht, wenn du auf dich selbst gestellt bist.“ Mir wurde klar, dass ich ihn mir in einer Zukunft vorstellte, die nach dem kam, was immer passieren würde, wenn wir nach Grand Rapids zurückkehrten. Mit jedem Augenblick, den wir zusammen verbrachten, wurde er mehr zu einem individuellen Wesen, das immer weniger von einem Monster hatte.
Das Thema schien ihm unangenehm zu werden, seine Cola interessierte ihn plötzlich mehr als unsere Unterhaltung. Als er wieder sprach, schien es, als ob sich eine Wand zwischen uns geschoben hätte, die sowohl den neuen, menschlichen Cyrus von mir trennte wie auch den vertrauten, furchteinflößenden Cyrus, der mich erschaffen hatte. „Das Orakel hat also prophezeit, dass der Souleater ein Gott werden will. Hat es gesagt, welche Art von Gott?“
Für einen kurzen Moment war ich so verblüfft, dass er Jacob Seymour mit seinem allgemein gebräuchlichen Namen und nicht als seinen geliebten Vater bezeichnete, dass ich erst nach Worten suchen musste, bevor ich antworten konnte. Als mir dann klar wurde, was seine Frage bedeutete, knoteten sich meine Eingeweide vor Angst zusammen. „Was meinst du mit, welche Art von Gott?“
Cyrus seufzte. Offensichtlich ärgerte es ihn, dass ich mich nicht ausreichend über das Thema informiert hatte. „Du weißt schon. Ein Halbgott? Ein sich opfernder Gott? Ein Gott der Jahreszeiten und der Fruchtbarkeit?“
„Ich hab keine Ahnung. Sie hat nur von einem Gott gesprochen. Verzeih mir, dass ich nicht genauer nachgefragt habe, aber zu diesem Zeitpunkt wollte sie mir schon den Kopf abreißen.“ Ich rückte auf dem Sitz hin und her. Die tagelangenFahrten forderten ihren Tribut von meinem Steißbein.
„Es macht sowieso keinen großen Unterschied.“ Cyrus vollführte eine kleine Bewegung mit der Hand, als wolle er sich dafür entschuldigen, dass er eine so unwichtige Frage überhaupt gestellt hatte. „Bei allen ist der Prozess im Grunde der gleiche.“
„Ich hatte keine Ahnung, dass Vampire einfach so Götter werden können.“ Zweifellos eines der Dinge, die nicht im Der Sanguinarius standen.
„Jeder kann ein Gott werden. Man braucht dazu nur eine Sammlung höriger Seelen.“ Er schwieg einen Moment. Nachdenklich brachte er seine Fingerspitzen zusammen und tippte sich damit auf den Mund. „Sie müssen nicht einmal tot sein. Ich verstehe nicht, warum Vater nicht einfach eine Gruppe UFO-Gläubiger in Kalifornien davon überzeugt, dass er der Messias ist. Es wäre leichter als das, was er jetzt vorhat.“
In Gedanken brüllte ich: Vielleicht kannst du noch mehr in Rätseln sprechen? Doch als ich den Mund öffnete, stellte ich die Frage etwas höflicher. „Und was hat er vor?“
Mit einer Langsamkeit, die mich verrückt machte, spielte Cyrus an den Schaltern am
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