Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
Vom Netzwerk:
hatte noch nie viel von dem Gedanken gehalten, dass eine Person sich durch so etwas Wunderbares wie die Verbindung zu einer anderen Person ändern könnte. Allerdings war es Cyrus beinahe gelungen, eine schlechtere Person aus mir zu machen, während wir durch die Blutsbande miteinander verbunden waren. Aber seine Worte klangen so ehrlich, als ob er tatsächlich glaubte, dass er sich geändert hatte. Und wenn er es glaubt, dann ist es doch auch so, oder?
    Ich schluckte, meine Zunge fühlte sich mit einem Mal trocken an. „Was hat sie dir gegeben?“ Ich hoffe, nichts Unanständiges . Ganz wurde ich den Verdacht nicht los, dass diese Zurschaustellung tiefer Emotionen doch nur eine Falle war, eines seiner grausamen Spielchen, die er so gerne mit mir gespielt hatte. Er war immer so gut darin gewesen, mich ins offene Messer laufen zu lassen.
    „Sie hat gesagt, sie liebt mich.“ Cyrus lachte kurz auf, aber es lag nichts als Trauer in diesem Lachen.
    Damals hatte er mich gefragt, ob ich ihn liebte. Nun, eigentlich hatte er von mir verlangt, dass ich diese Worte sagte. Aber ich hatte mich geweigert. Schuldgefühle stiegen in mir hoch. Hätte es nicht mehr als das bedurft? Hätten wir glücklich zusammen sein können, wenn ich ihn einfach weiter angelogen hätte, ihn davon überzeugt hätte, dass ich ihn liebte?
    Ich verdrängte den Gedanken. Natürlich hatte er mich angezogen. Er war ein gut aussehender Mann gewesen, auch mit den missgestalteten, unförmigen Klauen, die er damals als Hände hatte. Außerdem waren wir durch ein mächtiges, emotionales telepathisches Band miteinander verbunden gewesen. Aber wenn ich in jener Nacht die Worte gesagt hätte, die er von mir hören wollte, dann wäre er kein besserer Mann geworden. Doch mich hätten sie zu einem Leben als Monster verdammt.
    Du warst nicht gut genug, um ihn wirklich zu ändern . Als mir das klar wurde, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich räusperte mich und zwinkerte heftig, um sie zu unterdrücken.
    Cyrus sagte nichts, falls er überhaupt bemerkte, wie aufgewühlt ich war. „Das war der Schlüssel. Niemand sonst, wedermeine Ehefrauen, noch meine Brüder, nicht einmal mein Vater haben jemals zu mir gesagt, dass sie mich lieben. Ich glaube, dass ich mich mit Absicht so aufgeführt habe wie jemand, den man nicht … nicht lieben kann. Ich wollte unbedingt, dass mir jemand beweist, dass ich nicht so bin, wie ich mich selbst gesehen habe.“
    „Ich bin froh, dass dir das jetzt klar geworden ist.“ Ich war hin- und hergerissen zwischen Reue und Wut und hielt den Blick auf die Straße gerichtet, weil ich mich nicht traute, ihn anzuschauen.
    „Ich hatte heute viel Zeit, um nachzudenken.“ Offenbar wollte er nun doch nach hinten, denn ich hörte, wie er den Sicherheitsgurt löste. „Ich lege mich schlafen.“
    Als er halb aufrecht stand und sich zwischen den Sitzen nach hinten schob, legte er mir die Hand auf den Arm. Heiß wie Feuer, so hatte es sich immer angefühlt, wenn er mich berührt hatte. „Es tut mir leid, wie sehr ich dich verletzt habe, Carrie. Auch wenn du mir nicht glaubst, musste ich dir das sagen.“
    Mit einer unmissverständlichen Geste schob ich seine Hand weg. „Ich weiß es zu schätzen.“ Es klang sarkastisch, und ich hätte mir am liebsten auf die Zunge gebissen, weil ich es wirklich ernst meinte. Es bedeutete mir etwas, zu wissen, dass es ihm leid tat.
    Doch vertrauen konnte ich ihm noch nicht.
    Kaum war ich mir sicher, dass Cyrus schlief – was ich an dem furchtbaren Schnarchen erkannte, das nur wirklich Übermüdete von sich geben –, holte ich das Handy aus dem Handschuhfach und wählte Max’ Nummer.
    Es dauerte ewig, bis er sich meldete, und für einen Moment dachte ich schon, etwas Schlimmes wäre passiert. Fürgewöhnlich konnte nichts diesen Mann davon abhalten, ans Telefon zu gehen, es sei denn, er wäre tot, oder jemand hätte ihm die Arme ausgerissen. Endlich ging er ran und war ziemlich außer Atem, als er mich mit einem knappen „Harrison“ begrüßte.
    „Was ist los?“ Mein erster Gedanke war, dass etwas mit Nathan geschehen war.
    Max’ halbherziges Lachen beruhigte mich nicht gerade. „Nichts, nichts. Ich bin nur … na, du weißt schon … ich bereite mich auf die Schlacht vor und so.“
    „Du sollst nach Nathan suchen und keinen Krieg führen.“ Ich war es gewohnt, dass Max sich in schwierigen Situationen nicht besonders höflich benahm, aber er klang seltsam, sogar für seine Verhältnisse.

Weitere Kostenlose Bücher