Besessen
wurde.“
Der Satz wechselte aus keinem ersichtlichen Grund ins Italienische, und Max konnte die Worte nicht mehr lesen. Verwundert schüttelte er den Kopf und griff ihren anderen Arm. „Der Samen Pilatus’ wird auf unfruchtbaren Feldern gesät werden, die Ernte der Vergebung wird ihn verhöhnen als den Schlächter des Lamms. Lasst sein Blut auf unseren Häuptern lasten und auf den Häuptern unserer Kinder.“
„Wölfe“, sagte Bella leise. „Wir alle stammen von den Nachfahren eines einzigen Mannes ab. Vom Mörder Christi.“
Max löste seinen Griff um ihren Arm und richtete sich auf, wobei er sich mit den Händen über das Gesicht fuhr.„Pontius Pilatus?“
Wäre er gläubig, dann hätte ihm diese Erkenntnis ziemlich zugesetzt.
„Es ist ein Fluch. Wir suchen nach Wegen, um Vergebung zu erlangen, um die Blutschuld zurückzuzahlen.“ Sie lachte bitter. „Aber wie groß ist die Schuld, wenn man Gott getötet hat?“
„Ich habe die Bibel gelesen. Es war vorherbestimmt, dass er sterben musste.“ Klasse, jetzt waren sie mitten in einer theologischen Debatte gelandet. „Der ganze Schluss der Geschichte wäre irgendwie ruiniert, wenn er nicht gestorben wäre.“
Bella zuckte mit den Schultern, für Max’ Geschmack nahm sie ihr Schicksal etwas zu gelassen hin. „Judas Ischariot brennt auch in der Hölle, und doch wäre die Vorhersehung nicht erfüllt worden, wenn er Christus nicht verraten hätte. Man kann mit dem Zorn Gottes nicht händeln oder diskutieren. Das ist etwas, womit ich mich abgefunden habe.“
Angesichts dieser düsteren Schicksalsergebenheit verflog seine gute Laune. „Das kommt mir ziemlich pessimistisch und bequem vor.“
Sie zog sich die Lederjacke wieder über, wodurch sein Blick kurzfristig auf ihren Ausschnitt gelenkt wurde. „Als Kinder hören wir die Geschichte unserer Bürde jeden Tag. Als ich erwachsen wurde, hat mein Vater sie mir in die Haut brennen lassen. Die Worte sollen mich daran erinnern, dass der Fluch ein Teil von mir ist.“
Max lachte leise. „Ich nehme an, das hier hat mehr mit den Unterschieden zwischen den Lupiden und den Werwölfen zu tun, als beide Seiten verlauten lassen.“
Ihre Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. „Ihr Vampire denkt immer, ihr wüsstet alles. Aber du hastrecht. Die Spaltung über die Frage, Wissenschaft oder Magie, hat den Bruch zwischen den Gruppierungen nur noch verstärkt und die Werwölfe dazu gebracht, sich der Bewegung anzuschließen. Die Lupiden klammern sich an die alte römische Lebensart, während wir Werwölfe uns der Erde zugewandt haben.“
Mit diesem Bekenntnis schien das Thema für Bella beendet zu sein. Sie wandte sich wieder dem Sanguinarius zu und blätterte durch die Seiten, als würde sie an etwas ganz anderes denken.
Max räusperte sich. „Ich mache mir etwas zu essen, bevor ich mich weiter mit Nathans Handschrift abmühe. Möchtest du auch etwas?“
„Haben Vampire denn Lebensmittel im Haus? Ich meine, außer Blut?“ Etwas von dem flirtenden Humor war in ihre Stimme zurückgekehrt.
Ihre Frage löste ein wenig von der gereizten Spannung zwischen ihnen, auch wenn sie etwas forciert klang. „Ich bin sicher, dass Nathan gerade das Hundefutter ausgegangen ist, aber klar, der Kühlschrank ist gefüllt. Entgegen dem, was die Leute von uns glauben, können wir ganz normal essen. Manchen von uns schmeckt es sogar.“
Hungrig folgte sie ihm in die Küche, die ihm kleiner als sonst vorkam, weil sie hier war. Max nahm den Teekessel vom Abtropfgitter neben der Spüle und drehte sich um, weil er auf dem Herd Wasser erhitzen wollte. Genau in diesem Moment quetschte sich Bella hinter ihm vorbei, und sie stießen ungeschickt zusammen.
Max verspürte wieder eine ganz andere Art von Spannung zwischen ihnen, die sich auch durch ihre gemurmelten Entschuldigungen nicht auflösen ließ. Er spürte seinen Körper überdeutlich, und er nahm genau wahr, wo sich ihr Körperim Verhältnis zu seinem befand. Ihm war viel zu bewusst, wie sehr er wollte, dass ihre beiden Körper sich noch näher kamen.
„Du bist scharf auf mich.“
Max öffnete den Mund, um ihr eine Antwort zu geben, die wahrscheinlich perplex und nicht gerade geistreich ausgefallen wäre, hätte er sich nicht an seiner eigenen Spucke verschluckt und einen so heftigen Hustenanfall bekommen, dass er erst nach einer langen Minute wieder Luft holen konnte. Ganz ruhig, Harrison .
„Du brauchst dich dafür nicht zu schämen“, versicherte sie ihm. „Ich
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