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Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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spontan dankbar, dass er ihnen einst in den Tagen vor seinem Tod Unterschlupf gewährt hatte. Wenn sie irgendeinen Anstand kannten, was er eigentlich nicht glaubte, sollten sie sich verpflichtet fühlen, ihn aufzuklären, was hier vor sich ging.
    Die großen Doppeltüren zur Kirche waren geschlossen, kryptische okkulte Zeichen mit Kreide darauf gemalt. Mühsam zog er die Tür auf und ging hinein.
    Aus einer provisorisch auf einem Seitenaltar arrangierten gigantischen Stereoanlage dröhnte laute, dissonante Musik. Nach dem ausgedehnten Aufenthalt der Fangs in seinem Herrenhaus war Cyrus heilfroh gewesen, diesen Krach los zu sein. Ein wildes Würfelspiel hielt im Hauptchor die meisten Gangmitglieder in seinem Bann. Ein paar schliefen auf Kirchenbänken, ohne sich darum zu scheren, welche Spuren ihre dreckigen Stiefel und schmierigen Klamotten auf den ungepolsterten Sitzen hinterließen. An einer Seitenwand versah ein Fang die Figuren auf einem Fresko des letzten Abendmahls mit überdimensionalen Schwänzen. Jemand schmiss eine Bierflasche, sie platzte mit lautem Getöse an der Wand. Insgesamt benahmen sie sich rücksichtsvoller als in Cyrus’ Haus, wo sie Bier saufend seine formellen Abendessen gesprengt hatten. Dies muss ihr Kirchenbenehmen sein.
    Als Cyrus eintrat, unterbrachen alle ihre Beschäftigung und wandten sich ihm zu. Alle außer dreien. Sie saßen im Allerheiligsten, wo er noch am Morgen gefangen gewesen war. Kerzen markierten die Peripherie eines Kreises um sie. Ihre Fingerspitzen berührten sich, und sie sangen in tiefen Brummtönen. Er erkannte die große Frau mit der Raucherstimme und einem Gesicht, das sogar für einen Vampir hässlich war. Die anderen beiden sahen aus, als wären sie zur Zeit ihrer Verwandlung jünger gewesen, ein Mann mit schwarzem Stachelhaarschnitt und eine Frau, die wohl den gleichen Friseur besuchte. Sie alle zogen ihre grotesken Vampirfratzen.
    Wut, so rasend, dass sie in seinen Venen brannte, nahm von Cyrus Besitz. Aber seine Muskeln waren zu schwach, und als er auf sie losging, stolperte er und fiel prompt auf die Nase. Benommen hob er den Kopf und sah, wie die Vampire von allen Seiten des Raumes auf ihn einstürmten. Sie schlugen ihre Klauen in seine Haare und rissen ihn an den Kleidern.
    Ein Schrei, schmerzlich vertraut, erfüllte die Luft. Die Biester, die ihn gepackt hielten, erstarrten. Er sah auf und erblickte Mouse. Das dürftige Kleidchen klebte an ihrer nassen Haut, die triefenden Haare hingen ihr verfilzt um die Schultern. Sie stürzte sich direkt auf die Vampire um ihn herum und stieß sie weg. Ein Vorgehen, das Cyrus als erstaunlich furchtlos bezeichnet hätte, wenn sie ohne Zittern und hysterisches Kreischen ausgekommen wäre. Aber sie hatte die Vampire aus der Fassung gebracht, und das genügte. Sie waren so erstaunt, dass sie keinen Widerstand leisteten und sie nicht angriffen.
    Sie packte Cyrus’ Handgelenk mit ihrer kalten, nassen Hand, zog ihn auf die Füße und stützte ihn mit überraschenderKraft. Er sah sich noch einmal um, starrte die drei Vampire im Kreis an und überlegte, ob er erneut versuchen sollte, an sie heranzukommen.
    „Bitte!“ Mouse zerrte wie wahnsinnig. „Bitte!“
    Sie hatte recht, Angst zu haben. Die Vampire würden nicht für immer erstaunt sein. Sie würden über sie herfallen wie eine Todesflut, und der schwache, verletzliche, menschliche Cyrus konnte sie nicht aufhalten. Er hielt sich an Mouse fest, und seine Füße schlingerten knochenlos unter ihm, als sie ihn aus dem Heiligtum schleifte.
    Die beiden schafften es bis zur Tür, bevor die Monster ihnen nachsetzten. Mouse schrie gellend, als einer von ihnen eine Handvoll ihrer Haare zu fassen bekam. Dann riss sie sich los und packte Cyrus noch fester. Nur wenige Schritte noch, und sie waren sicher, aber diese wenigen Schritte schienen Kilometermärsche für Cyrus’ abgestorbene Beine und seine rasant abnehmende Energie. In einem letzten heldenhaften Kraftakt riss Mouse die Kellertür auf und stieß ihn hindurch. Er stürzte hin und um ein Haar wäre er die Treppe hinuntergefallen. Mouse zog die Tür zu und versperrte sie.
    Die Vampire krallten sich von außen an die Tür, doch das Krallen wich bald wütenden Stimmen und die Stimmen schwerem Getrampel. Die Fangs hatten sie verlassen.
    Cyrus rang nach Atem, die Brust schmerzte von der Anstrengung. „Was sollte das denn?“
    „Bitte, geh da nie wieder hoch!“ Sie packte ihn vorn an seinem zerrissenen Hemd, wobei seine langen

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